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Erste Kinder aus der Ukraine in Rodgauer Schulen

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Von: Ekkehard Wolf

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Kinder aus der Ukraine müssen nach ihrer Flucht eine neue Sprache lernen. Dieses
Kinder aus der Ukraine müssen nach ihrer Flucht eine neue Sprache lernen. Dieses Foto entstand allerdings nicht in Rodgau, sondern in einer tschechischen Schule. Die Sprachbarriere stellt in allen Aufnahmeländern eine Herausforderung dar. © Šálek Václav/CZK/dpa

Die ersten zwölf Kinder aus der Ukraine sind in Rodgauer Schulen angekommen. Sie besuchen zunächst den regulären Unterricht ihrer Altersstufe. Das Staatliche Schulamt bereitet sich darauf vor, spezielle Intensivklassen aufzumachen.

Rodgau - Die Wilhelm-Busch-Schule in Jügesheim hat bisher drei Dritt- und Viertklässler aus der Ukraine aufgenommen. Die Neuankömmlinge seien offen und herzlich aufgenommen worden, berichtet Schulleiterin Angelika Stelzer-Dasbach: „Kinder sind unkompliziert.“

Das zeigt sich auch im Unterricht. Wenn ein Kind wegen der Sprachbarriere nicht weiterkommt, hilft der Nachbar oder die Nachbarin.

In der ersten Zeit funktioniert das Lernen vorwiegend durch Nachahmung, wie die Schulleiterin erklärt. Das gelinge vor allem beim Rechnen gut: Zahlen und Rechenzeichen seien ja identisch. „Das Rechnen müssen wir sehr genau, sehr deutlich und bildlich vormachen.“

Schwieriger sind die ersten Schritte in Deutsch mit einer unbekannten Schrift und einer unbekannten Sprache. Anhand von Wortkarten mit Bildern lernen die Flüchtlingskinder ihre ersten Vokabeln. Das geschieht ganz individuell, wie es in Grundschulen üblich ist. Die sogenannte Differenzierung ist im Unterricht sozusagen das tägliche Brot.

Dabei hat die Wilhelm-Busch-Schule einen glücklichen Zufall auf ihrer Seite. „Wir haben eine Musiklehrerin, die aus der Ukraine stammt“, sagt Angelika Stelzer-Dasbach. Gespräche mit den Müttern seien dank dieser Kollegin einfach.

Informationen über organisatorische Fragen muss die Schule nicht selbst übersetzen: „Die ganzen Anschreiben werden uns in allen Sprachen vom Staatlichen Schulamt zur Verfügung gestellt.“

Als „blass, aber nicht verschüchtert“, hat die Schulleiterin die ersten Flüchtlingskinder erlebt. Das mag daran liegen, dass sie mit ihren Müttern schon kurz nach Kriegsbeginn aus der Ukraine geflohen waren.

„Wenn Kinder direkt etwas vom Kriegsgeschehen mitbekommen haben, sieht das sicher anders aus“, vermutet Stelzer-Dasbach. Das Staatliche Schulamt habe bereits Hilfe durch die Schulpsychologen angeboten.

Mädchen und Jungen aus der Ukraine seien in der Schule willkommen, betont die Rektorin: „Wir sind ganz offen und haben ein gutes Gefühl dabei. Wenn sie nach und nach kommen, kann man das gut bewerkstelligen. Schön ist es, wenn sie mit den anderen Kindern mitmachen. Am besten lernen sie miteinander.“

Eine Viertklässlerin wäre am liebsten gleich vom Aufnahmegespräch in ihre neue Schulklasse gegangen, erzählt Angelika Stelzer-Dasbach: „Sie war superglücklich und wollte sofort anfangen. Ich habe ihr gesagt: Es geht erst morgen früh los.“

In Rodgau sind nach Angaben des Staatlichen Schulamts bisher zwölf ukrainische Kinder in vier Grundschulen angekommen. Weitere Gesprächstermine seien für die Aufnahme in weiterführende Schulen (6) und in eine berufliche Schule (1) vereinbart. „Wir sind in Stadt und Kreis Offenbach ja nicht unerfahren in der Beschulung von Seiteneinsteigern“, sagt Amtsleiterin Susanne Meißner. Die Schulen erhielten unter anderem Geld für spezielles Lehrmaterial.

„In Hessen setzen wir bei Seiteneinsteigern erst einmal auf die Deutschförderung“, erklärt Susanne Meißner. Das Schulamt bereite die Gründung sogenannter Intensivklassen vor, in denen der Fokus auf dem Deutschlernen liege. Welche Schulen dafür infrage kämen, werde gemeinsam mit den Schulträgern überlegt. Gleichzeitig bemühe sich das Schulamt, Lehrpersonal zu finden. Die eine oder andere Bewerbung liege bereits vor.

Solange noch keine Intensivklassen eingerichtet sind, besuchen geflüchtete Kinder den gleichen Unterricht wie ihre einheimischen Altersgenossen. In der Grundschule sind das 25 Stunden pro Woche. Die Wilhelm-Busch-Schule denkt darüber nach, die Schüler aus der Ukraine vorübergehend für sechs Stunden pro Woche in den Deutsch-Vorlaufkurs für das letzte Kindergartenjahr zu setzen. Schulleiterin Angelika Stelzer-Dasbach: „In dieser Situation muss man kreativ sein.“

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