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Frischzellenkur für Vorklärbecken

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Betriebsleiter Thomas Larisch zeigt das sanierte Vorklärbecken.
Betriebsleiter Thomas Larisch zeigt das sanierte Vorklärbecken. © PELKA

Mit der Kläranlage der Stadtwerke ist es wie mit dem Haus eines Privatmanns auch: regelmäßig muss saniert werden. Aktuell waren im Klärwerk die zwei Vorklärbecken mit je 650 Kubikmeter Fassungsvermögen mit einer Frischzellenkur an der Reihe. Zuvor flossen in den vergangenen vier Jahren etwa 500 000 Euro in neue Steuerungen und den Umbau der Leitwarte.

Weiskirchen – Das ist aber lange noch nicht alles: Von 1993 bis heute sind rund 15,5 Millionen Euro investiert worden, um die Anlage aktuellen Bedürfnissen und Auflagen anzupassen, zu erweitern und zu modernisieren.

Aber zurück zu den Vorklärbecken: Seit 50 Jahren sind die Becken in Betrieb, entsprechend nagt auch hier der Zahn der Zeit. Nach einer Betonuntersuchung war klar, dass umfangreich saniert werden muss. Die Becken wurden mit 2000 Bar Druck abgestrahlt bis zur Eisenbewehrung. Facharbeiter zogen neue Bewehrungseisen ein, wo das nötig war, und befestigten sie mit Spezialkleber.

Danach wurde Füllbeton auf Wände und Bodenplatte aufgetragen, dann noch einmal eine Schicht Sanierungsbeton (ein Zentimeter stark). Dadurch entstand eine glatte Oberfläche ohne jeglichen Riss. „Wir haben die Druckdichte hergestellt. Von der Festigkeit her sind die Vorklärbecken jetzt so gut wie nie zuvor“, ist SachgebietsleiterThomas Larisch von der Qualität der abgelieferten Arbeit überzeugt.

Auch die Maschinentechnik profitierte von der Aktion: So wurde der Räumer von Radantrieb auf einen weniger störanfälligen Zahnradantrieb umgestellt. Der ist besonders bei Eisbildung auf den Beckenkronen von Vorteil.

Das alles geschah bei laufendem Betrieb. „Alle Arbeiten waren aber immer so austariert, dass die vom Regierungspräsidium Darmstadt vorgeschriebene Aufnahmemenge immer verarbeitet werden konnte“, erzählt Larisch. Bedeutet: 360 Liter pro Sekunde im Zulauf.

Was gibt’s noch Neues auf dem Gelände unweit der Autobahn? Zuletzt hatte es dort Beschaffungsprobleme für ein Fällmittel zur Eliminierung von Phosphor im Abwasser gegeben. Das Ausgangsprodukt für die Chemikalie war für den Hersteller im Zuge der Wirtschaftskrise mit unterbrochenen Lieferketten immer schwieriger zu bekommen. Zwar wurden alle Grenzwerte immer eingehalten. Die Mannschaft um Thomas Larisch wollte diesen Unsicherheitsfaktor aber nicht mehr länger hinnehmen, um die Abläufe im Klärwerk nicht unnötig zu gefährden. „Also haben wir uns nach Ersatz umgesehen.“

Fündig wurden die Stadtwerke bei einem Hersteller in Fulda. Der produziert das Fällmittel selbst und liefert es – ganz unkompliziert und zuverlässig – mit Lkw an. Das schafft Planungssicherheit. Derzeit läuft eine Testphase mit dem Ersatzstoff.

„In etwa einem Vierteljahr wird entschieden, ob wir ganz darauf umstellen. Bis dahin sind immens viele Laborversuche nötig“, schildert der Klärwerksfachmann die Lage. Für Versuchszwecke ist bereits ein Leihsilo samt Dosieranlage auf dem Klärwerksgelände aufgestellt worden.

Am unkompliziertesten läuft die Anlage bei warmer Witterung. Sobald die Temperatur der Abwässer unter zwölf Grad fällt, fahren die Bakterien ihren Stoffwechsel zurück und werden träge. „Ihre Leistung sinkt auf 30 bis 35 Prozent des sonstigen Wertes“, erläutert Larisch. Um das auszugleichen, wird die Biomasse in der Belebungerhöht. „Wir halten alle Werte dann trotzdem ein.“

Froh wäre er auch, wenn die Bürger darauf verzichten würden, Hygieneartikel oder selbst Gebrauchsgegenstände des Alltags in die Toiletten zu werfen, die dort nicht hineingehören. Pro Jahr fallen 350 Tonnen Reststoffe an, die aufwendig mechanisch gereinigt und teuer entsorgt werden müssen. (Von Bernhard Pelka)

Strahlarbeiten an der Bodenplatte des Beckens.
Strahlarbeiten an der Bodenplatte des Beckens. © P
Ein neues Silo für Fällmittel steht bereits.
Ein neues Silo für Fällmittel steht bereits. © PELKA

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