Für Kleinkinder ist alles da

Die Hilfsbereitschaft für die Menschen ist groß, die vor dem Krieg aus ihrer Heimat fliehen: Auch in Rodgau sind inzwischen Flüchtlinge aus der Ukraine gelandet. Viele Bürger haben Unterkünfte angeboten, andere haben Hilfsgüter gesammelt. Auch Barbara und Harald Deichmann waren sich sofort einig, dass sie mit Wohnraum helfen wollen. „Es ist ja furchtbar, was diese Menschen gerade erleben“, sagen sie.
Dudenhofen – Das Paar aus Dudenhofen war im Begriff, den ersten Stock ihres Hauses zu vermieten, als sie im Fernsehen die Bilder der ersten Flüchtlinge sahen. „Als älterer Mensch kann man die Angst und die Sorge um die Kinder und Enkel nachempfinden“, sagt Barbara Deichmann. Und auch ihr Mann meint: „Man darf nicht nur reden, man muss auch was tun.“
Sie stoppten den bereits beauftragten Makler, der sich um die Mietersuche kümmern sollte, und meldeten sich bei der Stadt. Miete wollen Deichmanns nicht, lediglich Heizung und Strom müssen gezahlt werden. Optimal wäre die vollständig eingerichtete ehemals von Wochenendheimfahrern genutzte Wohnung für Mütter mit kleinen Kindern, ist sich das Paar sicher. Denn gerade für den Nachwuchs steht auch außer Bettchen und vollständiger Ausstattung vom Neugeborenem bis zum Kindergartenalter alles Mögliche zur Verfügung: Schuhe und Spielzeug bis hin zu Puppenküche und Kaufladen.
Die Wohnung wurde seitens der Stadt bereits besichtigt und ein Vertrag ist geschlossen. Weil die Verwaltung den zur Verfügung stehenden Wohnraum aber passgenau belegen will, wohnte bis gestern noch niemand bei den Deichmanns. Doch sie stehen in den Startlöchern und rechnen jederzeit damit, dass Flüchtlinge einziehen könnten. „Die sollen erst einmal zur Ruhe kommen und sich wohlfühlen können“, wünscht sich Harald Deichmann.
Barbara Deichmann widerstand ihrem ersten Impuls, Flüchtlinge in Berlin oder wo auch immer abzufangen und mitzunehmen. Inzwischen glaubt sie, dass der offizielle Weg der bessere sei. Falls es – welcher Art auch immer – Probleme geben sollte, sieht sie sich mit der Unterstützung durch die Stadt auf der sicheren Seite.
Eine Einschränkung machen die Rentner bei der Aufnahme neuer Bewohner: Haustiere können ihre Gäste nicht mitbringen, weil es bereits zwei Hunde und eine Katze im Haus gibt. Da wäre Stress leider absehbar, befürchten die beiden.
Als sich in der Nachbarschaft herumsprach, dass das Paar Menschen aus der Ukraine ein Dach über dem Kopf bieten will, wurde von allen Seiten Unterstützung offeriert. Es kamen Hilfsangebote noch und noch, was noch gebraucht wird, werde im Zweifelsfall sofort beschafft, hieß es. „Fast jeden Tag hat jemand bei uns geklingelt“, berichtet Barbara Deichmann schwer beeindruckt. Das sei absolut faszinierend.
Von allen Seiten kamen Bestätigung und Respektbekundungen. „Es sind so viele Menschen, die helfen wollen“, freut sich die 64-Jährige. Die persönliche Bereitschaft sei vermutlich deshalb so groß, weil auch konkret nachvollziehbar sei, wo Hilfe ankommt, meint ihr Mann.
Seine Gattin weiß, dass es mit dem Dach über dem Kopf nur für den allerersten Moment getan ist. Deswegen denkt sie schon über eine Begleitung bei Behördengängen, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und mehr nach. (Von Simone Weil)