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Gemeinsam auf dem Weg

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Von: Ekkehard Wolf, Bernhard Pelka

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Als er das Brot brach, erkannten sie ihn: Emmaus-Szene in einem Chorfenster der Kirche St. Nikolaus.
Als er das Brot brach, erkannten sie ihn: Emmaus-Szene in einem Chorfenster der Kirche St. Nikolaus. © Wolf

Für Christen sind die Erlebnisse der Emmaus-Jünger ein wesentlicher Teil der Ostergeschichte. Die Emmaus-Erzählung ist in Rodgau öffentlich präsent - als Kirchenfenster und im Namen einer Kirchengemeinde.

Rodgau – Als Kleopas und ein weiterer Jünger unter dem Eindruck der Kreuzigung Jesu niedergeschlagen von Jerusalem nach Emmaus gehen, ist ihnen noch nicht klar, dass sie wenig später in ihrem Begleiter auf dem Weg später beim Abendmahl den Auferstandenen erkennen werden. Doch es geschieht: Als er das Brot bricht, wissen sie, wer mit ihnen am Tisch sitzt.

Diese frohe Oster-Botschaft von Auferstehung und Grund zur Hoffnung findet in Rodgau vielfach öffentliche Resonanz: Zum Beispiel prägt die Tischszene ein Kirchenfenster in der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus in Jügesheim. Zum anderen erinnert sogar eine ganze Gemeinde in ihrem Namen an das Ereignis: die evangelische Emmausgemeinde Jügesheim.

Das Buntglasfenster gehört zum Ensemble der Verglasung des Chorraums in St. Nikolaus. Im Entwurf zu einem Buch über das Gotteshaus schildert der Jügesheimer Rainer Fuchs die Geschichte der Fenster. Demnach stammen sie aus der Werkstatt des Mannheimer Glasmalers Johannes Kriebitzsch und kamen etwa in den 1920er Jahren im Zuge einer Renovierung zunächst in die Seitenschiffe. Familien aus Jügesheim und Vereine hatten die Fenster gestiftet. 1968 veranlasste Pfarrer Philipp Kern den Umzug in den Chorraum. Fuchs ist sicher, den Grund dafür zu wissen: „Entlang der Seitenschiffe standen schon immer Kastanien – so wie heute auch. Der Pfarrer hatte um die Fenster Angst, weil Kinder mit Ästen nach den Kastanien geworfen haben, um sie runterzuschlagen.“ Früher seien im Chorraum auch Weißglasfenster gewesen, damit mehr Helligkeit hineinfällt. Seit dem Umzug der Kriebitzsch-Fenster sei der Chorraum dunkler. Mysteriös: Fuchs zufolge blieb 1968 lediglich ein einziges altes Fenster im Seitenschiff über dem Seiteneingang. Es zeigt den Erzengel Michael beim Kampf mit Drachen. „Es ist es verschwunden. Keiner weiß, wo es ist.“

Die Emmaus-Erzählung aus dem Lukas-Evangelium findet sich seit Juni 2000 auch im Namen der evangelischen Kirchengemeinde Jügesheim wieder. Nach einem Jahr der Beratung entschied sich der Kirchenvorstand damals für das Leitbild der Gemeinde als „Weggemeinschaft, die einladend und gastfreundlich ist“. In einer Umfrage unter den Gemeindemitgliedern hatten noch vier andere Namen zur Wahl gestanden: Christus-, Johannes-, Lukas- und Auferstehungsgemeinde.

Die Namensfindung fiel in die Zeit des Pastors Andreas Goetze, der 1996 als Nachfolger des langjährigen Pfarrers Gerhard Roth nach Jügesheim gekommen war. „Er hat viel gemacht und viel bewegt“, erinnert sich Wilhelm Lott, der damals dem Kirchenvorstand angehörte. Neue Eltern-Kind-Gruppen, ein Jugendraum, der Umbau des Gemeindehauses mit Kirchendach und Glaskunstfenster, Studienfahrten nach Israel und die Gründung des Gemeindeaufbauvereins: In der Aufbruchstimmung sahen sich die Jügesheimer als „Gemeinde auf dem Weg“.

Viele Gemeinden der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hatten in den 90er-Jahren nach neuen Wegen gesucht, um über das Jahr 2000 hinaus gut aufgestellt zu sein. Dr. Andreas Goetze erinnert sich an die damaligen Leitfragen: „Was wollen wir eigentlich? Und was braucht der Ort?“

Daraus entstanden zum Beispiel neue Angebote für junge Familien, eine verstärkte Jugendarbeit und neue Veranstaltungsformate wie „Kirche mal anders“ und das „Bistro Nachtcafé“, um Kunst, Kultur und Kirche fröhlich zu verbinden. Das alles war vom Inhaltlichen her gedacht und im Vertrauen darauf, dass sich das Finanzielle schon regeln lässt. Andreas Goetze: „Dort, wo etwas Gutes läuft, sind Menschen bereit, sich zu engagieren.“

Mit Jesus unterwegs sein und gemeinsam im Glauben wachsen: Diese Grundhaltung prägt das Leben in der Kirchengemeinde. Pastor Goetze drückte das im Jahr 2000 im „Gemeindejournal“ so aus: „Christentum ist keine Privatreligion, sondern auf Gemeinschaft angelegt.“ (Bernhard Pelka, Ekkehard Wolf)

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