Rodgau: Grimms Märchen und die Hunde der „Paw Patrol“

Die älteste ist weit über hundert Jahre, die größte einen guten Meter hoch: Die Rede ist von den Figuren der Puppenbühne Maatz, die noch heute in Rodgau-Hainhausen spielt.
Rodgau - Die Fäden ziehen Tanja und Simon Maatz sowie Sohn Angelo, der gerade beim Gastspiel hinter der Hainhäuser Sporthalle seinen 19. Geburtstag gefeiert hat. Heute um 15 Uhr zeigen sie im Zelt noch einmal ihr Stück von den helfenden Hunden der „Paw Patrol“.
„Vier reisen, drei spielen“, erläutert Tanja Maatz das System des Familienbetriebs. Zur Bühne zählen nämlich auch Angelos Freundin Scharina. Das Repertoire umfasst acht Grimm’sche Märchen und drei selbst geschriebene Abenteuer aus Angelos Feder. Jedes Stück läuft etwa eine Stunde. Und nach den Vorstellungen zeigen sie Gästen, was Marionetten so alles können, zum Beispiel jonglieren, sich verwandeln, Schlagzeug spielen und tanzen.
Fast alle Puppen sind selbst gemacht; die älteste, das Kasperle, schnitzte der Urgroßvater im Riesengebirge vor mehr als 100 Jahren. Seit 1798 und neun Generationen ist das Unternehmen in Familienhand. Heute ziehen sie mit drei Wohn- und einem Bühnenwagen durch die Lande. „Wenn man damit aufwächst, lernt man, es zu lieben.“ Angelo Maatz liebt das „Gesamtpaket“, den Kontakt mit dem Publikum, aber auch den Requisiten-Bau.
Schon im zarten Alter von viereinhalb Jahren hat er die komplette Ansage übernommen, den ganzen Text vom Papa auswendig vorgetragen. Corona hat die Bühne sehr hart getroffen. „Wir durften erst gar nicht spielen, dann unter vielen Auflagen“, blickt der 19-Jährige zurück. Auch das Publikum habe sich zurückgehalten, das Erspartes ging drauf. Mit der Hilfe vom Staat konnte der Unterhalt von zwei Lkw, einem Kleinbus und zwei Pkw gezahlt werden, die Versicherungen wurden zurückgestellt.
Jetzt sei das Publikum zurück, Stammgäste besuchen gleich mehrere Vorstellungen. „Manche waren als Kinder da und kommen jetzt mit den eigenen Kindern“, erzählt Tanja Maatz. Die meisten Mädchen und Jungen in den ersten Reihen sind drei bis sechs Jahre als, „zu den Grimm-Stücken kommt auch mal ein älteres Ehepaar“. Bei den „Helfern auf vier Pfoten“ geht es um eine Hundetruppe. Angelo baut auf Mitmach-Abenteuer, bei denen vor allem die jüngsten Zuschauer um Rat gefragt werden.
Die Jongleuer-Puppe hängt an 18 festen Fäden, die meisten an acht bis zwölf. Der Hund kann die Ohren anheben, der Kasper die Lippen bewegen. „Alle Figuren haben ihren Charakter, danach werden die Stücke geschrieben“, lehrt Angelo. Die Texte werden von den Spielern live gesprochen.
Der Nachwuchs-Regisseur erinnert sich noch, als er jede Woche eine andere Schule besucht, neue Leute kennen gelernt hat. Ein Bereichslehrer kam in den Wagen oder unterrichtete ihn in der Schule in eigenem Raum. „Das war meistens ganz okay, manchmal auch befremdlich für meine Mitschüler, weil ich ja nur kurz da war.“ Da sei es schwierig, Anschluss und Freundschaften aufbauen. Trotzdem, das Konzept war okay, der Puppenspieler spricht fließend englisch,
Sie kamen aus Wiesbaden und fahren morgen nach Kahl. Vom 2. bis 5. Juni gastieren sie im nahen Mühlheim. Und im Winter in ihr Zuhause in Gerabronn bei Schwäbisch Hall. (Michael Prochnow)
