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Handfeste Praxis-Tipps

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Von: Bernhard Pelka

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Sichtmauerwerk im Dickbett akkurat entlang der Richtschnur zu mauern – das ist gar nicht so einfach.
Sichtmauerwerk im Dickbett akkurat entlang der Richtschnur zu mauern – das ist gar nicht so einfach. © Pelka

Rodgauer Baustoffwerke nehmen Studenten an die Hand

Rodgau – Angehende Architekten und Bauingenieure griffen bei den Rodgauer Baustoffwerken zu Maurerkelle, Mörtel, Wasserwaage und Steinen. Im Werk im Dudenhöfer Wald lernten die Studentinnen und Studenten unter Anleitung die Praxis auf einer Baustelle kennen.

„Die meisten Studenten kommen im Studium nie auf eine Baustelle“, bedauert Rudolf Dombrink. Der Geschäftsführer der Rodgauer Baustoffwerke ist deshalb froh, dass gleich drei Lobbyverbände der Baustoffindustrie sich darum kümmern, dass die Studiosi im Bachelor- oder auch im Masterstudium wenigstens einen Hauch davon kennenlernen, was es heißt, beim Hausbau eine Wand gerade hochziehen zu müssen.

Der Bundesverband Kalksandsteinindustrie, der Bundesverband Porenbetonindustrie und der Verband Bauen in Weiß bieten im Zuge ihrer Akademischen Frühjahrstour an fünf Standorten in Deutschland Nachwuchsförderung im Mauerwerksbau an. Die Rodgauer Baustoffwerke waren der dabei am besten besuchte Produktionsstandort. 133 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Hochschule Darmstadt, der Hochschule Mainz, der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach und der Internationalen Hochschule GmbH Frankfurt und Mannheim (IU) verbrachten im Dudenhöfer Werk einen lehrreichen Tag.

„Sehen, anfassen, verstehen“ war das treffende Motto. „Es geht darum, dass die jungen Leute die Baustoffe und deren Eigenschaften kennenlernen“, erläuterte Dombrink. „Mauerwerksbau kommt an den Unis recht kurz.“ Dabei entstehen 73 Prozent aller Objekte im deutschen Wohnungsbau aus Mauerwerk. Der Rest der Wohnungen ist in Beton- und Holzbauten.

Nach einführenden Worten von Frank Neumann und Karsten Mechau aus der Geschäftsführung gab es einen Fachvortrag. Danach ging’s auf Besichtigungstour in die riesigen Hallen des Kalksandsteinwerks und des Porenbetonwerks, um einen Eindruck von den Produktionsprozessen zu bekommen. Reges Interesse fand das Mauern mit weißen Steinen – mit Kalksandsteinen, Porenbeton und Sichtmauerwerk – Letzteres verlegt im Dickbett, also unter Einsatz von Kelle und Mörtel entlang einer Richtschnur.

Die Baustoffwerke haben die krasse Phase der Coronazeit mit Lockdowns und weiteren Beschränkungen Dombrink zufolge „gut überstanden“. Zwar habe es Verzögerungen oder gar Stillstände bei Abnehmern gegeben. Der Umsatz habe darunter aber nicht dramatisch gelitten. „Es gab keine Ausfälle.“

In den nächsten drei, vier Monaten rechnet der Geschäftsführer auch wegen gestiegener Baukreditzinsen allerdings damit, dass im Bauhandwerk dann „Zurückhaltung“ herrschen werde. Schon jetzt seien ihm Projekte bekannt, „die geschoben werden“. Und in Bayern hätten Mitbewerber sogar bereits die Produktion eingestellt. Dombrink führt das zurück auf die wegen des russischen Angriffskriegs gestiegenen Energiekosten und nennt ein drastisches Beispiel: In der Produktion brauchen die Baustoffwerke zur Dampferzeugung Gas. Im März 2021 betrug die Gasrechnung etwa 150 000 Euro, im vergangenen März waren es 400 000. „Wir konnten die Preiserhöhung, die zur Existenzsicherung nötig war, an unsere Kunden weitergeben, die das zum Glück auch mitgetragen und verstanden haben.“ Inzwischen hat der Betrieb einen Weg gefunden, um sich weitgehend unabhängig von Gas zu machen. „Wir könnten sofort auf Öl umstellen. Was das Öl dann allerdings kostet, ist die nächste Frage. Eine seriöse Prognose ist nicht möglich. Man muss auf Sicht fahren.“

Auch die Stromkosten sind ein Thema. Und auch darauf hat der Rodgauer Standort eine Antwort: 12 000 Quadratmeter Dach werden zu einer großen Solaranlage. Sie soll der Produktion, aber auch acht Ladestationen für die E-Fahrzeuge von Mitarbeitern, Energie zuführen. (bp)

Spannende Momente im Porenbetonwerk: Studenten auf Besichtigungstour.
Spannende Momente im Porenbetonwerk: Studenten auf Besichtigungstour. © Pelka

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