Hebammenpraxis schließt Lücke in Rodgau

Für den Weg ins Leben gibt es seit Samstag eine neue Adresse in Jügesheim: Im alten Ortskern gegenüber der Zufahrt zur Rathaus-Tiefgarage haben Nicole Kullmann und Inga Kern eine gemeinsame Praxis eröffnet. Zusammen wollen die beiden Hebammen eine Lücke schließen helfen, die nach ihrer Wahrnehmung mit dem Wachstum der Stadt immer größer wird.
Jügesheim - „Hebammen sind in Rodgau Mangelware“, sagt Inga Kern, die ihre Ausbildung gerade beendet und an der Seite der erfahrenen Kollegin den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat. Nicole Kullmann, seit rund 20 Jahren im Geschäft und in der Stadt gut bekannt, kann den Eindruck nur bestätigen. Die neue Praxis an der Vordergasse werde zwar bei weitem nicht reichen, um den lokalen Bedarf zu decken, aber sie schaffe zumindest ein Angebot – etwa für die zunehmende Zahl junger Familien, die derzeit und in naher Zukunft in die Neubaugebiete ziehen.
Dass ihre Dienste geschätzt und gewürdigt werden, zeigte sich bei der zwanglosen Eröffnungsfeier. Zahlreiche gestandene und werdende Mütter kamen vorbei, um die neuen Praxisräume im ehemaligen Atelier der Künstlerin Tanja Lemberg in der Vordergasse 61 zu besichtigen. Viele hatten Geschenke, Blumen und kleine Leckereien mitgebracht. „Keine Frage bleibt unbeantwortet“, lobte eine Jügesheimerin, „magische Hände“ bescheinigte eine andere der älteren Gastgeberin.
Bislang, erzählt Nicole Kullmann, die neben der freien Arbeit in Rodgau und Umgebung auch als Geburtshelferin im Offenbacher Ketteler-Krankenhaus tätig ist, habe sie lediglich eine „Mini-Praxis“ bei sich zuhause gehabt. Der neue Standort eröffne nun ganz andere Möglichkeiten: Kurse für Geburtsvorbereitung, Rückbildung und Babymassage sollen künftig dort stattfinden, außerdem Geschwister- und Yogakurse. Zu den Still-Treffen, die immer donnerstags stattfinden, sind alle Rodgauer Mütter willkommen.
Dass sie mit der Kollegin gut zusammenarbeiten wird, steht für Kullmann außer Frage. Die beiden kennen sich, seit Inga Kern, zu dieser Zeit schon ausgebildete Kinderkrankenschwester, vor zwei Jahren ihren außerklinischen praktischen Einsatz bei ihr absolvierte. „Es hat sofort gepasst“, sagen beide.
Während des Studiums, seit 2020 für Hebammen obligatorisch, sei die jetzige Geschäftspartnerin ihre Mentorin gewesen, berichtet Kern. Auch sie hat nach eigenen Worten vor, aktiv als Geburtshelferin zu arbeiten – voraussichtlich ab Juni im Hanauer St.-Vinzenz-Krankenhaus. Auf der akademischen Schiene nimmt die 27-Jährige derweil den Bachelor-Abschluss in den Blick. (zrk)