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Schockierende Statistik: Gewalt gegen Polizei steigt rapide an

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Bei Einsätzen (Archivbild aus 2013) wird die Polizei zuweilen angefeindet.
Bei Einsätzen (Archivbild aus 2013) wird die Polizei zuweilen angefeindet. © Archivfoto: Petrat

Die Gewalt gegen die Polizei steigt in Hessen rapide an. Und das, obwohl der Job eigentlich sehr großes Ansehen genießt. Eine Statistik liefert Schockierendes.

Rodgau - Wenn es um das Ansehen von Berufsgruppen geht, rangieren in Deutschland Polizisten hinter Feuerwehrmännern, Ärzten, Krankenpflegern und Altenpflegern gleich auf Platz fünf. Das ergab im vergangenen Sommer eine vom Deutschen Beamtenbund in Auftrag gegebene Umfrage.

Immerhin 84 Prozent aller Befragten schätzen den Beruf des Polizeibeamten sehr. Das ist ein prima Wert. Und trotzdem sehen sich gerade die Berufsgruppen auf den vordersten Plätzen der Umfrage zunehmenden Anfeindungen gegenüber - ob beim Einsatz auf der Straße, der Arbeit im Heim oder in der Notaufnahme einer Klinik.

Hessen: Gewalt gegen Polizei steigt - Keckeis beklagt Respektlosigkeit

"Eigenes Unrecht wird seltener wahrgenommen. Entsprechend geht es zu", bedauert der Chef der auch für Rodgau zuständigen Polizeistation Heusenstamm, Harry Keckeis. Der Erste Polizeihauptkommissar beobachtet, dass Respektlosigkeit "in allen Einsatzlagen vorkommt - beim Einsatz bei einem Verkehrsunfall, wegen Ruhestörung oder auch häuslicher Gewalt".

Übergriffe gegen Polizeibeamte beginnen beim Duzen, hören beim Anspucken noch lange nicht auf und kulminieren zuweilen in massivem Widerstand. "Wir haben Masken als Spuckschutz dabei, die wir dem Klienten im Extremfall dann überstülpen müssen."

Statistik belegt: Gewalt gegen Polizei nimmt in Hessen zu

Was Keckeis formuliert, belegen Zahlen aus der Kriminalstatistik 2018. Demnach stieg im Polizeipräsidium Südosthessen die Gewalt gegen Einsatzkräfte der Polizei 2017 auf 2018 um 23,9 Prozent auf 497 Fälle. Hessenweit waren es im selben Zeitraum 13 Prozent.

Die Zahl gewalttätiger Übergriffe auf die Polizei steigt. Auch Rettungskräfte werden attackiert.
Die Zahl gewalttätiger Übergriffe auf die Polizei steigt. Auch Rettungskräfte werden attackiert. © Polizei

Auch wenn die Offenbacher Polizei generell große Wertschätzung erfährt, müssen die Beamten selbst bei Kleinigkeiten auf alles gefasst sein. "Mir ist es schon passiert, dass mein Hinweis an eine Autofahrerin, dass ein Rücklicht defekt sei, mit der Beschimpfung beantwortet wurde: 'Was willst du, Arschloch?'", schildert der erfahrene Ermittler Auswüchse.

Großereignisse in Hessen besonders problematisch für die Polizei

Bei Großereignissen wie Fußballspielen, Stadtfesten und demnächst wieder den Weihnachtsmärkten ist die Gefahr der Anmache und Eskalation naturgemäß sehr präsent. Es kommen Unmengen Menschen zusammen. Alkohol und immer mehr auch Drogen spielen eine große Rolle. Kommt es dann zu einem Einsatz, ist höchste Aufmerksamkeit gefragt.

Keckeis sagt, in seinem gegenüber Brennpunkt-Metropolen überschaubaren Dienstbezirk Rodgau, Heusenstamm und Obertshausen herrsche zwar noch "ein gewisses Maß an sozialer Kontrolle". Trotzdem nehme auch hier der Respekt nicht nur vor Personen, sondern auch vor fremdem Eigentum ab. Das belegten die Zahlen zu Vandalismusschäden. In Erinnerung sei ihm zum Beispiel eine Serie mit zertrümmerten Bushaltestellen in Obertshausen.

Projekte gegen Gewalt gegen Polizei in Hessen

Der Gesetzgeber hat schon 2017 reagiert und zum besseren Schutz von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften die Mindeststrafandrohung bei einem Angriff auf diesen Personenkreis auf drei Monate Freiheitsstrafe hochgesetzt (Paragraph 114 Strafgesetzbuch). Damit es aber erst gar nicht so weit kommt, bietet die Polizei für verschiedene Personenkreise diverse Vorbeuge- und Verhaltensprogramme an. Hierbei kommt im Polizeipräsidium Südosthessen Kriminalrat Jürgen Schmatz ins Spiel. Er leitet den Stabsbereich Prävention.

Das Projekt "Prävention im Team - PiT" richtet sich an Schulen. Es setzt auf Gewaltlosigkeit, respektvolles Miteinander und Deeskalation. Zielgruppen sind 7. und 8. Klassen. "Lehrer, Polizei und kommunale Jugendhilfe arbeiten mit den Schülern zusammen", erläutert Schmatz.

Bei einem weiteren Programm geht es um Verhaltenstipps für die Beschäftigten zum Beispiel in Rathäusern. Rollenspiele verdeutlichen, wie man aus brenzligen Situationen herauskommt. Kommunen und Polizei gestalten die Termine gemeinsam.

"Gewalt-Sehen-Helfen" ist das Motto eines weiteren Präventionsseminars. Es soll Solidarität und Zivilcourage stärken - ohne sich selbst zu sehr zu gefährden.

VON BERNHARD PELKA

Infos im Internet

Drei mutmaßliche IS-Anhänger wurden in Offenbach von der Polizei festgenommen. Der Magistrat reagiert mit großer Sorge auf den Vorfall.

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