Auswirkungen bis zum Main: Wie Rodgau gegen Hochwasser vorbeugt

Hochwasserschutz ist nicht nur ein Thema an großen Flüssen. Auch in Rodgau wird viel dafür getan, dass Starkregen nicht mit vollgelaufenen Kellern endet.
Rodgau – Die wohl einzige Hochwassermarke im Stadtgebiet befindet sich in Dudenhofen. In einer Gartenmauer an der Wiesenstraße erinnert eine Gedenkplatte daran, dass die Rodau einst einen Teil des Orts überflutete. Allerdings ist das mehr als 110 Jahre her. Die Markierungslinie befindet sich eine Handbreit über dem heutigen Gehwegniveau. Die Stelle ist rund 50 Meter vom Bach entfernt. So weit soll das Wasser aus heutiger Sicht nie mehr reichen.
Anderswo darf sich der Bach weiter ausbreiten. 74 Hektar der Rodau-Aue sind als Überschwemmungsgebiete ausgewiesen, vor allem in den drei nördlichen Stadtteilen. Am breitesten ist die mögliche Überschwemmungszone an der Udenhoutstraße bei Weiskirchen: 300 Meter. Bei Hainhausen kann die Rodau bis zu 150 Meter Breite überfluten, hinter dem Sportplatz Weiskircher Straße ist die Zone bis zu 50 Meter breit.
Hochwasserschutz in Rodgau: Nicht im Überschwemmungsgebiet bauen
Die Stadtplanung und das Bauamt des Kreises achten darauf, dass die ausgewiesenen Zonen frei bleiben. Laut Stadtverwaltung führt das oft zu Unmut bei Bauwilligen, die „doch nur zwei Meter“ ins Überschwemmungsgebiet hineinbauen wollen.
Mit der Renaturierung der Rodau leisten die Anrainerstädte einen aktiven Beitrag zum Hochwasserschutz. Das Wasser fließt nicht mehr so schnell ab. Dadurch lagern sich Sedimente ab, sodass die Bachsohle steigt. Eine Folge: Ein Fußweg in der Nähe der Egerstraße steht mindestens einmal im Jahr unter Wasser.
Rodgau: Naturnahe Rodau lässt Starkregen nicht bis zum Main durchrauschen
An Stellen, an denen die Bebauung nicht so nah an die Rodau heranreicht, darf der Bach seine Eigendynamik entwickeln. Auf diese Weise ist der „Finkensee“ bei Jügesheim entstanden. Auch zwischen Ober-Roden und Rollwald verändert sich das Gewässer: Wenn mal nach einem Regenguss ein Teil der Böschung abrutscht, wird das nicht mehr korrigiert.

Hochwasserschutz fängt im Kleinen an, zum Beispiel dadurch, dass man Regenwasser versickern lässt. Das entlastet Kanalisation und Kläranlage – und verhindert, dass ungeklärtes Abwasser in der Rodau landet. Ein weiterer Vorteil: Durch die Niederschläge bildet sich neues Grundwasser.
Hochwasserschutz: In den Neubaugebieten von Rodgau soll Regenwasser versickern
Seit einigen Jahren schreibt die Stadt Rodgau in allen Neubaugebieten vor, Niederschläge ins Erdreich sickern zu lassen. Das war schon beim Bau des VGP-Gewerbeparks so. Neben und hinter den großen Hallen befinden sich Mulden, die auch ausgiebige Regenfälle aufnehmen können. Sie sind so dimensioniert, dass sie nur einmal in zehn Jahren überlaufen.

Der Helixpark im Wohngebiet Hainhausen-West (H 17) ist ein Beispiel dafür, dass solche Versickerungsmulden nicht hässlich aussehen müssen. Mit dem Park hat die Stadt aus der Not eine Tugend gemacht. Die fünf Vertiefungen haben die Form länglicher Blätter und sind eingebettet in eine Grünanlage mit Bäumen, Sträuchern, Wegen, Spielplätzen und Sitzbänken. Der Abstand zwischen Wohnhäusern und Lärmschutzwall ist auf diese Weise gleich auch gewährleistet. Und wenn mal wirklich nach starkem Regen das Wasser für einige Tage stehen bleibt, können Mutige es auf Trittsteinen überqueren.
Für den Notfall: Feuerwehr Rodgau hält Pumpen und Sandsäcke bereit
Beim geplanten Wohngebiet N 39 stößt die Versickerung jedoch an ihre Grenzen. Unter den Wiesen und Feldern südwestlich von Nieder-Roden steht das Grundwasser so hoch, dass der Boden nur wenig zusätzliches Nass aufnehmen kann.
Falls es doch einmal zur Überschwemmung kommt, hilft die Feuerwehr. Nach der Kanalsanierung der vergangenen 20 Jahre sind vollgelaufene Keller nicht mehr so oft zu beklagen. Dennoch ist Starkregen häufiger geworden. Die Feuerwehr Rodgau hat ihre Ausrüstung erweitert, um Wasserschäden in Gebäuden zu beseitigen. Sie verfügt jetzt über 25 Wassertauchpumpen mit Leistungen zwischen 400 und 1000 Liter pro Minute sowie etwa 20 Wassersauger für kleinere Schäden. Für Schmutzwasser stehen sechs starke Pumpen (1000 bis 1800 l/min) bereit. Sogar Sandsäcke sind eingelagert. Sie müssen bei Bedarf aber noch gefüllt werden. (Von Ekkehard Wolf)