Junger Metzger übernimmt Betrieb in Rodgau – Ihm geht’s um die Wurst
Seine Metzgerei ist für Marcel Bernecker eine Herzenssache. Er ist ein Experte seiner Zunft und nun auch im Kreis Offenbach vertreten.
Weiskirchen – „Mutiger Schritt in schwieriger Zeit“ war die Schlagzeile in unserer Zeitung, als Metzgermeister Marcel Bernecker ausgerechnet mitten in der Pandemie am 1. April 2020 die Traditionsmetzgerei Ricker übernahm. Die Zeiten sind inzwischen nicht leichter geworden. Und trotzdem sagt der junge Mann: „Wir haben es nicht bereut. Bis jetzt sind wir sehr gut durchgekommen.“
Mit Marcel Bernecker hat ein Experte seiner Zunft das Traditionsgeschäft an der Hauptstraße 60 übernommen. In seinem Heimatort Klein-Auheim betreibt dessen Familie schon seit 1964 die Metzgerei Rieblinger. In Weiskirchen übernahm er vor gut zweieinhalb Jahren die gesamte Mannschaft. Bis auf eine Dame, die in eine andere Branche wechseln wollte, sind bis heute alle noch dabei – und zwei neue hinzugekommen.
Neuer Metzger in Rodgau: Zehn Angestellte vertrauen auf Bernecker
Ein Lehrling, der inzwischen erfolgreicher Geselle ist, wurde übernommen. Insgesamt sorgen sich zehn Frauen und Männer als Angestellte um das Wohl der Kunden: sechs Fleischereifachverkäuferinnen und Küchenhilfen, zwei Fleischergesellen in der Produktion, natürlich der Chef, als familiäre Stüze dessen Ehefrau Angelina und eine Reinigungskraft. Sie ist im Hauptberuf bei der Stadt Frankfurt im Kassen- und Steueramt tätig und hilft an Wochenenden beim Catering mit. Und das geradezu begeistert: „Das ist mein Freizeithobby“, sagt sie strahlend.
Das Abenteuer Geschäftsübernahme kostete Marcel Bernecker zwar einige Nerven. „Aufregend war es schon“, sagt er. „Aber weil ich in dieser Branche aufgewachsen bin, ist es mir nicht so schwergefallen.“ Sehr geholfen habe ihm, dass die Kunden sich gefreut haben, dass das Fachgeschäft in ihrem Stadtteil weiterlebt. „Ich habe gespürt, dass ich willkommen bin und angenommen werde. Diese Erfahrung war großartig.“
Kreis Offenbach: Alte Produkte bewusst in neuem Sortiment
Der 33-jährige Wurst- und Fleischfachmann hatte zur Übernahme ganz bewusst Produkte seines Vorgängers Karl-Heinz Ricker ins Sortiment übernommen, um der Kundschaft den Übergang zu erleichtern. Bis heute sind unter den etwa 150 Wurstsorten allerdings viele Neuheiten – etwa diverse Salamisorten. Ausgebaut wurde auch das Catering, sobald Corona dies gestattete. Hier kamen die Kunden in der Tat auf den Geschmack, sodass nun auch samstags und sonntags im Hause Bernecker viel gearbeitet wird.
Zugute kommt dem Metzgermeister dabei, dass er zugleich das Koch-Handwerk gelernt hat. Alles wird frisch zubereitet - natürlich auch die Portionen für den unterdessen heiß begehrten Mittagstisch. Als Auszeichnung kann verstanden werden, dass auch Karl-Heinz Ricker zu Berneckers Kundenkreis zählt. „Er schaut hier regelmäßig vorbei und kauft ein.“
Corona, Krieg und Inflation: Auch im Kreis Offenbach sind die Zeiten nicht besser geworden
Erst Corona, dann noch der Ukrainekrieg und die Inflation: „Die Zeiten sind leider nicht besser geworden. Aber wir versuchen, dass die Ware trotz gestiegener Einkaufspreise und Energiekosten bezahlbar bleibt“, schildert Bernecker seine Bemühungen. 60 bis 70 Arbeitsstunden pro Woche sind für ihn keine Seltenheit. Die wenige Freizeit, die bleibt, nutzt der Geschäftsmann als Trainer der 1. Herrenfußballmannschaft von Rot-Weiß Großauheim, die in der B-Klasse um Punkte kickt.
Der junge Chef geht in seinem Beruf auf. Er ist für ihn mehr als nur ein Job: „Schon mein Opa Josef war Metzger, mein Vater Michael, der mir hilft, ist Metzger. Und ich bin stolz, dass ich diese Tradition weiterführen kann.“ Man merkt: Die Metzgerei ist Marcel Berneckers Herzenssache. (Bernhard Pelka)
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