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Im Mietbett träumen

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Daniel Ishikawa auf Sofa.
Daniel Ishikawa vermietet Möbel: Fast alles, was in den Geschäftsräumen zu sehen ist, kann geleast werden. © WEIL

Möbel mieten, anstatt sie zu kaufen, bietet sich für alle an, die flexibel sein wollen. Wer zeitweise in einer anderen Stadt arbeitet und nicht im Hotel wohnen will, ist mit einer Wohnung besser dran, die er mit geleastem Mobiliar bestücken kann. Möglich macht das „Lyght Living – furniture leasing“, ein Unternehmen, das seit einem Jahr im Jügesheimer Gewerbegebiet am Ferdinand-Porsche-Ring sitzt.

Jügesheim – Die Idee mit dem Nischenthema kam Gründer und Geschäftsführer Daniel Ishikawa, als er vor gut zehn Jahren aus Japan zurückkehrte, um sich beruflich neu zu orientieren. Der Volkswirtschaftler suchte eine Alternative zum Finanzwesen, in dem sich gerade eine Krise abzeichnete. Er merkte, „wie kompliziert es ist, eine kleine Wohnung einzurichten“. In Japan sei es viel eher üblich, möbliert zu wohnen als in Deutschland. Als er über einen Bekannten auf den Geschäftsführer einer asiatischen Fluggesellschaft traf, der ein Sofa suchte, bot Ishikawa an, eines zu besorgen und auch wieder zurückzunehmen. So war die Idee geboren, dass kurzfristiges Vermieten von Möbeln ein neues Geschäftsmodell sein könnte.

Mit Sofas, Schreibtischen und Stühlen hat der heute 39-Jährige im Jahr 2011 angefangen und das Programm Stück für Stück weiter ausgebaut. Zu haben ist fast alles vom Boxspringbett über Spiegel und Dekoration bis zum Toaster für Zeiträume zwischen vier Wochen und vier Jahren. Inzwischen gibt es über 5 000 Möblierungsprojekte, die in ganz Europa betreut wurden.

Es gibt die verschiedensten Gründe, warum Menschen Möbel leihen: „Manchmal ist es eine Übergangslösung, wenn ganze Familien aus dem Ausland umziehen, dann brauchen sie zum Beispiel kurzfristig eine Küche und noch mehr an Ausstattung, bis ihre eigenen Sachen kommen.“

Die Kundschaft reicht von Privatpersonen wie Studenten sowie Makler und Banker bis hin zu Firmen, die Wohnungen für ihre Mitarbeiter ausstatten lassen. Darüber hinaus leasen Unternehmen auch für ihre eigenen Räume Mobiliar. Allerdings steht dabei Bürozubehör viel seltener auf den Bestelllisten, als man annehmen würde. Die Firmen leasen eher Sofas und Loungesessel. Denn gerade in kreativen Kreisen schätzt man den Gedankenaustausch in einer ansprechenden und entspannten Atmosphäre.

Doch zu Beginn der Pandemie waren auch Drehstühle, Rollcontainer und Schreibtische gefragt, denn viele Unternehmen brauchten schnell Möbel, um ihren Mitarbeitern einen entsprechenden Heimarbeitsplatz einrichten zu können.

Doch was geschieht mit dem Mobiliar, wenn es zurückgegeben wird? „Ab und zu geht auch mal etwas kaputt, aber das meiste lassen wir reinigen und aufarbeiten“, berichtet Ishikawa. Was nicht mehr hergerichtet werden kann, wird übrigens gespendet. Esstische aus Holz werden abgeschliffen und sehen wieder tadellos aus. Nicht zuletzt deswegen ist der Unternehmer froh, dass die Zeit der empfindlichen, weißen Hochglanzmöbel vorbei ist, mit denen er vor zehn Jahren startete. Derzeit wählen seine Kunden gern Möbelstücke aus Holz: etwa ein robustes Sideboard. Das sei ein Lieblingsstück der Ausleiher.

„Allerdings müssen wir den unterschiedlichen Geschmack verschiedener Kulturen im Blick behalten“, verrät Ishikawa. Denn europäische Kundschaft habe andere Favoriten als die Klientel aus den Vereinigten Staaten. (Von Simone Weil)

Infos im Internet

lyght-living.com

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