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In der Fastnachts-Näherei

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Von: Bernhard Pelka

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Hannelore Gröpl, Karla Büttner, Amy Schmitt und Jutta Groha (von links) bei der Anprobe.
Hannelore Gröpl, Karla Büttner, Amy Schmitt und Jutta Groha (von links) bei der Anprobe. © pelka

Rodgau – Damit die Fastnachtssterne am närrischen Himmel funkeln, braucht’s farbenfrohe und vor allem glitzernde Kostüme. Besonders prachtvoll, elegant und auch ein bisschen schneidig bereichern immer die Garden das Programm. Dafür, dass deren Kostüme wie angegossen sitzen, braucht es die geschickten Finger und die Erfahrung von Hannelore Gröpl. Seit fast 40 Jahren betreut die Hobbyschneiderin die tanzenden Gruppen ehrenamtlich in ihrer Fastnachts-Näherei. Damit sie beim Auftritt aussehen, wie aus dem Ei gepellt.

In der aktuellen Kampagne herrscht in der privaten Nähstube Hochbetrieb. Die Kostüme, die Hannelore Gröpl vor 13 Jahren für die damalige Kindergarde maßgeschneidert hatte, müssen trotz pfleglichen Umgangs und fachmännischer Reparaturen ersetzt werden durch neue. Auch ist aus der Kindergarde eine Jugendgarde geworden, und in nun fast zwei Jahren Auftrittspause sind die Mädchen fraulicher geworden. „Schon im vergangenen Frühling, als wir auf dem Freigelände unsere Nachholfastnacht im Mai gemacht haben, hatten wir gemerkt, dass es knapp wird“, beschreibt die Organisatorin der Garde, Jutta Groha, die Lage. Also mussten neue Kostüme her, sonst hätten manche Mädchen – ohne regulären Auftritt – in eine andere Gruppe wechseln müssen. „Das wollten wir auf keinen Fall“, sagt Groha.

Über einen Vertrieb von Fastnachtsartikeln war Stangenware zu bekommen. Mehrere Modelle wurden in zwei Anproben in der JSK-Halle am Ostring vorgeführt. Dann war klar: Das Blau-Weiße muss es sein. „Das weinrote schied aus, weil sich das auf der Bühne mit dem Rot der Elfer-Jacken nicht vertragen hätte.“ 13 neue Kostüme (zwei in Reserve) erreichten per Versand die Fassenachter: Viel Arbeit für Hannelore Gröpl, denn vor allem der Feinschliff ist ihre Sache. Das bedeutet: Kostüme bei der Anprobe abstecken, die Passform optimieren, Ärmel kürzen, Hunderte glitzernder Pailletten aufnähen und daraus fantasievolle Motive schaffen, verstellbare Gummibänder einarbeiten, damit die Röcke beim sportlichen Gardetanz nicht verrutschen, Röcke und Petticoats durch Druckknöpfe miteinander verbinden... Die Trainerinnen hatten überdies den Wunsch, die als altmodisch empfundene Spitze am Halskragen durch ein Band aus Pailletten zu ersetzen. Mütter von Gardemädchen löten dann noch Swarovskisteine auf. „Ich habe mir Kostüm für Kostüm vorgenommen“, erzählt die gelernte Einzelhandelskauffrau, die auch für Familie und Freunde leidenschaftlich gerne näht.

Müssen die neuen Kostüme jetzt auch wieder 13 Jahre halten? „Das packen die nicht“, meint die Fachfrau an der Nähmaschine. „Die Versandware erreicht nicht die Qualität, wie ich sie früher angefertigt habe.“ Um die guten Stücke zu schonen, werden sie aber trotzdem ausschließlich im Saal zu sehen sein. Zur Straßenfastnacht tragen die Gardemädchen ihre alten und aufgearbeiteten Röcke, darüber weiße Pullover und die klassischen Umhänge aus edlem Samt.

Näht leidenschaftlich gern: Hannelore Gröpl.
Näht leidenschaftlich gern: Hannelore Gröpl. © Pelka, Bernhard
Am 22. Januar ist der erste Auftritt der Jugendgarde.
Am 22. Januar ist der erste Auftritt der Jugendgarde. © Pelka, Bernhard

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