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Bürgermeister von Rodgau: „Jetzt ist nicht die Zeit für Panik“

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Von: Ekkehard Wolf

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Angesichts der erwarteten Energiekrise will die Stadt Rodgau weniger Strom und Gas verbrauchen. Das trifft sowohl die Verwaltung, als auch die Bürger.

Rodgau – Die Energiekrise ist im Rathaus Rodgau angekommen – zumindest gedanklich. Seit Wochen sucht eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Stadt und der Stadtwerke nach Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu senken. „Wir prüfen alles, was wir kurzfristig an Energie einsparen können“, sagt Bürgermeister Max Breitenbach. Bei der Straßenbeleuchtung zum Beispiel lässt sich der Verbrauch um acht bis zehn Prozent drosseln, wenn man sie abends später ein- und morgens früher ausschaltet.

Nicht alles lässt sich so einfach bewerkstelligen. Man denke nur an die Warmwasserbereitung in öffentlichen Gebäuden: Einerseits braucht man dafür viel Energie, andererseits ist eine bestimmte Mindesthitze notwendig, um die Vermehrung von Legionellen zu verhindern.

Es werde Licht! LED-Technik ersetzt die alten Lampen am Fußgängerüberweg in Rodgau.
Noch zeitgemäß? Nicht nur die Zebrastreifen, sondern auch manche Bauwerke in Rodgau sind nachts taghell erleuchtet (Archivbild). © Wolf

Energiekrise: Stadt Rodgau muss mehr als das Dreifache für Erdgas einplanen

Vom Hessischen Städte- und Gemeindebund erwartet die Stadt eine Empfehlung, welche Sparmaßnahmen möglich und sinnvoll sind. Die öffentliche Verwaltung muss viele Regeln beachten, an die man als Laie nicht unbedingt denkt. Ein Beispiel: Für Sporthallen ist eine Mindesttemperatur von 17 Grad vorgeschrieben.

Bereits jetzt steht fest, dass die Stadt im nächsten Haushaltsjahr mehr als das Dreifache für Erdgas einplanen muss: 700. 000 statt 220 .000 Euro allein für die vier nördlichen Stadtteile. Bei dem Angebot des Gasversorgers hatte die Stadt nur eine Bedenkzeit von 24 Stunden.

Rodgaus Bürgermeister Max Breitenbach über Heizkosten: „Da ist viel sozialer Sprengstoff drin.“

Angesichts der hohen Energiepreise denkt Bürgermeister Max Breitenbach besonders an die Menschen, die wenig Geld zum Leben haben. Aus seiner früheren Tätigkeit in der Hartz-IV-Behörde in Wiesbaden weiß er, dass der Staat zwar Heizkosten übernimmt, aber dass der Stromverbrauch aus dem Regelsatz zu bestreiten ist: „Da ist viel sozialer Sprengstoff drin.“

Der Preisanstieg ist nur eine Seite des Problems; die Sorge vor einem Mangel an Erdgas ist die andere. Die Ironie der Geschichte: „Wir haben in den letzten Jahren alles getan, um effiziente Gasheizungen einzubauen“, berichtet Breitenbach: „Jetzt stehen wir mit unseren effizienten Heizungen da und haben möglicherweise keinen Betriebsstoff.“

Das Thema beschäftigt den jungen Bürgermeister seit dem dritten Tag seiner Amtszeit. „Die Situation ist ernst. Wir nehmen sie auch ernst“, sagt er. Gleichzeitig warnt er vor einer Überreaktion: „Jetzt ist nicht die Zeit für Panik, sondern für strukturierte Überlegungen.“

Energiekrise erreicht Rodgau: Energieberatungen für Bürger ausgebucht

Dazu gehört die Überlegung, wo man die Raumtemperatur senken kann. Oder welche öffentlichen Einrichtungen man möglicherweise schließen muss, wenn man sie nicht beheizen kann. Beispiel Rathaus: Ist es sinnvoll oder überhaupt möglich, alle Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken? Schließlich wird das Rathaus als Anlaufstelle für die Bürger gebraucht.

Aber was ist, falls das Erdgas im Winter nicht für alle reicht? „Wir müssen alle Szenarien durchdenken, um uns auf den Ernstfall vorzubereiten, in der Hoffnung, dass er nicht kommt“, sagt Max Breitenbach. Dazu gehört auch die Frage, wo sich gegebenenfalls eine Wärmehalle einrichten lässt. Eines steht für den Magistrat fest: „Einrichtungen wie die Kindertagesstätten sind die allerletzten, die wir anfassen.“

Dass das Energiesparen auch viele Einwohner bewegt, zeigt die Nachfrage nach der Energieberatung im Rathaus: Bis Oktober sind alle Termine ausgebucht. (eh)

Auch die Stadt Offenbach bereitet ein Energiesparkonzept vor, um sich für die Energiekrise gerüstet zu sein.

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