Kälte auf Knopfdruck: minus 140 Grad

In der Dieselstraße 8 in Rodgau herrscht das ganze Jahr über extreme Kälte. Dort betreibt Justinus Ludwig unter dem Namen „Eisfit“ seit Januar eine Eissauna. Dreistellige Minustemperaturen gibt es bei der sogenannten Kryotherapie quasi auf Knopfdruck.
Nieder-Roden - Am effektivsten sei die Eissauna, die unter anderem die Linderung von Schmerzen und eine schnellere Muskelregeneration bewirken soll, bei Temperaturen von minus 140 bis minus 150 Grad, so Justinus Ludwig. Möglich sind sogar bis zu minus 196 Grad. Vor dieser extremen Kälte – zumindest was die reinen Zahlen betrifft – hatten auch Oskar Fink und Ben Seidel durchaus Respekt. Die beiden A-Jugendhandballer der HSG Rodgau-Nieder-Roden testeten kürzlich gemeinsam mit ihrem Trainer Christian Sommer die Kältekabine. Die frisch gebackenen DHB-Pokalsieger, die vier- bis fünfmal in der Woche trainieren, überlegen, die Eissauna für Regenerationszwecke künftig regelmäßig zu nutzen. „Als ich minus 150 Grad gehört habe, war da schon erst einmal Respekt da“, gab Oskar Fink vor seinem ersten Besuch offen zu. Das Fazit fiel ein paar Minuten später aber positiv aus. „Das hat richtig Spaß gemacht und war angenehmer als erwartet. Kalt duschen ist schlimmer“, meinte Fink.
Mithilfe von flüssigem Stickstoff wird die Luft in der Eine-Person-Kältekabine heruntergekühlt. In Unterwäsche und mit Themoschuhen geht es in die Eissauna, lediglich der Kopf schaut während der dreiminütigen Behandlungszeit heraus.
Während der Anwendung sollte man auf der Stelle gehen und sich langsam drehen. So wird sichergestellt, dass die Kälte gleichmäßig auf den Körper einwirkt. „Das ist mal was Neues. Es ist frisch, aber aushaltbar. Ich habe es mir auch kälter vorgestellt“, meinte Junioren-Nationalspieler Ben Seidel nach seinem ersten Eissauna-Besuch. Und auch Trainer Christian Sommer ließ sich zu einem Test überreden. Sommer konnte sich nach seiner Premiere gut vorstellen, dass seine Mannschaft die Eissauna künftig für Regenerationszwecke einsetzt. „So etwas im eigenen Ort zu haben, ist schon gut.“
Da es sich um eine extrem trockene Kälte handele, werde diese als angenehm empfunden, so Justinus Ludwig. Zahlreiche Studien belegten den Nutzen der Kryotherapie – Kryo ist das griechische Wort für Kälte. Sechs bis acht Stunden wirke der Saunabesuch nach, der Körper werde besser durchblutet, der Stoffwechsel angeregt. Die Liste der Anwendungsbeispiele auf der Eisfit-Webseite ist lang, sie enthält unter anderem die Behandlung von Sportverletzungen, Gewichtsreduktion, schnellere Regeneration, Schmerzlinderung bei Rheuma-Erkrankungen oder auch Hautverjüngung.
Auf die Idee mit den Kältekabinen ist Justinus Ludwig durch eigene Erfahrungen gekommen. Nach einer Knieoperation hatte der ausgebildete Industriekaufmann, der auch in der Immobilienbranche tätig ist, Schmerzen und befolgte den Tipp eines Bekannten. Der betreibt selbst an mehreren Standorten Kältekabinen und riet Justinus Ludwig, es doch einmal auszuprobieren. „Es hat mir gutgetan. Wenn es mir geholfen hat, dann hilft es vielleicht auch anderen Leuten“, beschreibt Ludwig den Einstieg in seine Geschäftsidee. Also schaffte er sich selbst eine Eissauna an – Neupreis rund 35 000 Euro. Aktuell hat Ludwig etwa 15 bis 20 Kunden in der Woche – mit steigender Tendenz. Seine Stammkunden sind von Anfang 20 bis Ende 60.
Neben „Eisfit“ hat Ludwig übrigens kürzlich auch noch „Salzfit“ eröffnet. Der Salzluftspielplatz im Nebenraum der Eissauna soll mithelfen, das Immunsystem zu stärken und die Infektanfälligkeit zu senken.
