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Kindern in Trauer eine Stütze sein

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Von: Bernhard Pelka

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Christina Dölle und Coffy wollen im Dienst der Johanniter Kindern helfen, Trauer zu bewältigen.
Christina Dölle und Coffy wollen im Dienst der Johanniter Kindern helfen, Trauer zu bewältigen. © Pelka

Der Tod trifft viele unvorbereitet, auch Kinder. Sobald dann Trauer über ihre Familien kommt, wissen sie nicht, wie sie das aushalten sollen. Die Johanniter Unfallhilfe bietet sich trauernden Kindern in dieser beklemmenden Situation mit dem Projekt „Lacrima“ (Die Träne) als einfühlsamer Begleiter an.

Rodgau – Ab Januar bieten die Johanniter das Projekt „Lacrima“ für trauernde Kinder und ihre Familien im Kreis Offenbach an. Die Gruppenstunden werden alle 14 Tage jeweils in Rodgau und Rödermark angeboten. Haupt- und ehrenamtliche Trauerbegleitern sowie der angehende Therapiebegleithund Coffy begleiten die Treffen. Parallel zu den Kindertrauergruppen bieten die Johanniter den Eltern Raum zum Austausch.

„Lacrima“ wendet sich an trauernde Familien, die ihren Kindern eine Aufarbeitung ihrer Trauer außerhalb von Institutionen ermöglichen möchten. Das Angebot ist kostenfrei und richtet sich an Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren und an Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren.

Wichtig ist den Johannitern dabei auch die Begleitung der Angehörigen. „Lacrima“ ist offen für Menschen jeder Nationalität, Konfession, ethnischer- und sozialer Zugehörigkeit. Die ausgebildeten ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter des Projekts stehen auch als Berater für Kitas, Schulen sowie weiteren Institutionen zur Verfügung.

„Lacrima“ gibt es bei den Johannitern bereits in vielen Städten in Deutschland. Rodgau und Rödermark sind nach Frankfurt und Wiesbaden die Standtorte Nummer drei und vier in Hessen. Die Palliativfachkrankenschwester Christina Dölle baut das Angebot auf.

Aus vielen Jahren Erfahrung in der Palliativarbeit der Johanniter weiß sie, wie speziell Trauerarbeit mit Kindern sein muss. „Ich habe gemerkt, dass es in unserer Region keine Anlaufstelle gibt, die sich speziell Kindern annimmt“, erläutert die frühere Leiterin des Hospizes am Wasserturm ihre Beobachtungen. „Ich hatte ein junge Mutter, die wusste, dass sie sterben wird. Sie fragte sich: Was kann ich für meine Kinder (drei und fünf) noch tun? Wir haben dann zusammen mit einer Kollegin aus Frankfurt Erinnerungsbücher für die Kinder geschrieben und die Kinder eng einbezogen.“

Christina Dölle ahnt den Grund dafür, weshalb Trauerarbeit mit Kindern eine Art Tabuthema ist: „Eltern wollen ihnen einen falsch verstandenen Schutz zukommen lassen. Im verständlichen Bemühen, sie behüten zu wollen, glauben sie: Die schaffen das nicht, sie zerbrechen daran.“ Dabei sei es extrem wichtig, Kindern Rituale der Trauer zu geben, um das Geschehen verarbeiten zu können. „Das müssen allerdings andere Rituale als bei Erwachsenen sein. Wir werden in den Gruppenstunden zum Beispiel Schatzkästchen basteln mit Dingen der Verstorbenen darin. Wir werden den Friedhof besuchen. Und vielleicht hängt dann in einer Stunde auch mal ein Boxsack von der Decke herunter, auf den man mal draufschlagen kann.“ Eine Rolle spielen soll auch der Labrador-Rüde Coffy. Als angehender Therapiebegleithund soll er den Kindern zur Seite stehen. Dölle: „Dem Hund können die Kinder anvertrauen, was sie uns vielleicht nicht sagen können.“

Aufgabe der Trauerbegleiter ist es, Kindern in diesem Lebensabschnitt zu vermitteln, dass Trauer keine Krankheit ist, sondern eine natürliche Reaktion auf ihren Verlust. Sie brauchen Hilfe, um dem Verstorbenen einen neuen Platz in ihrem Leben zu geben und ihrer Traurigkeit Ausdruck zu verleihen.

Oft wissen Erwachsene nach Dölles Erfahrungen nicht, wie sie mit einem trauernden Kind umgehen sollen. Das führe manchmal sogar zu Spannungen in der Familie. In der Corona-Pandemie habe sich dieses Thema verschärf – unter anderem auch dadurch, dass ein Abschied wegen Ansteckungsgefahr für die ganze Familie nicht möglich war. Die psychische Belastung sei für alle Betroffenen sehr groß. Da könne „Lacrima“ hilfreich sein.

Die erste Gruppenstunde in Rödermark-Urberach findet am 25. Januar 2022 von 17.30 bis 19 Uhr im Familienzentrum Liebigstraße statt. Der Start der Kindertrauergruppe in Rodgau im Mütterzentrum wird am 1. Februar 2022 von 17 bis 18.30 Uhr sein. Die Jugendgruppe trifft sich mittwochs von 17.30 bis 19 Uhr bei den Johannitern in Nieder-Roden.

Vor dem ersten Besuch in der Kindertrauergruppe bitten die Johanniter um ein Vorgespräch mit Anmeldung bei Projektleiterin Christina Dölle, per Mail an christina.doelle@johanniter.de oder telefonisch unter 06106 8710-24. Wer eine Einzelberatung wünscht, muss nicht bis Januar warten, sondern kann sich schon jetzt melden.

Das Projekt finanziert sich einzig und allein aus Spenden. IBAN: DE 68 5019 0000 0001 2290 60. BIC: FFVBDEFF. Verwendungszweck: „Lacrima“.

Mehr Informationen zu Lacrima unter www.johanniter.de/offenbach.

Von Bernhard Pelka

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