Kläranlage Weiskirchen für 4,1 Millionen Euro weiter modernisiert

Weiskirchen - Eine der modernsten Kläranlagen Deutschlands steht in Weiskirchen, wie die Stadtwerke stolz berichten. Allein in den vergangenen vier Jahren hat der Eigenbetrieb dort 4,1 Millionen Euro investiert.
„Eine Kläranlage ist wie eine Modelleisenbahn. Man kann immer daran bauen und wird nie fertig“, soll ein früherer Klärwerks-Chef einmal gesagt haben. Von der ursprünglichen Anlage aus dem Jahr 1958 ist nur die Grundstruktur übrig. Etliche Bauwerke kamen im Lauf der Zeit dazu. Die Technik wurde mehrfach modernisiert. Wer erfahren wollte, wohin seine Abwassergebühren fließen, konnte sich gestern am Tag der offenen Tür einen Einblick verschaffen. Mit Augen und Nase erlebten die Besucher, wie aus einer übel riechenden Brühe klares Wasser wird, das dann in die Rodau fließt. Doch auch moderne Technik kann keine Wunder vollbringen. Ein Mitarbeiter bringt es auf den Punkt: „Wir kommen vielleicht auf Badeseequalität, aber nicht auf Trinkwasserqualität.“
Vier große Förderschnecken pumpen pro Sekunde bis zu 1 500 Liter Schmutz- und Regenwasser aus der Kanalisation nach oben. Das veschmutzte Abwasser fließt direkt in der Kläranlage, der überschüssige Regen landet zunächst in einem Rückhaltebecken. Sowohl das Schneckenpumpwerk aus dem Jahr 1967 als auch das Speicherbecken von 1979 sind wieder so gut wie neu. Der Beton wurde saniert, die Technik erneuert. Kosten: 3,8 Millionen Euro. Ebenfalls erneuert wurden das Prozessleitsystem und eines der drei Blockheizkraftwerke. Erfolg: Die Kläranlage erzeugt jetzt 80 Prozent ihres Stromverbrauchs selbst. Dabei fällt so viel Wärme an, dass der ganze Betrieb keine zusätzliche Heizung braucht.
Früher wurde das Faulgas aus den beiden Faultürmen einfach abgefackelt. Von der Autobahn aus konnte man die Flamme sehen. Erst 1996 machte der Magistrat den Weg dafür frei, diese Energie zu nutzen. Am Rosenmontag wurde das erste Blockheizkraftwerk beschlossen. Der damalige Kläranlagen-Chef Klaus Steine hatte den Magistrat mit einer gereimten Büttenrede überzeugt. Elf Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Anlage rund um die Uhr läuft. Einen großen Teil der Reinigungsleistung vollbringen Bakterien in den beiden Belebtschlammbecken. „Hier sind unsere fleißigsten Mitarbeiter drin“, sagte Thomas Larisch gestern vor Besuchern an einem der 4 100 Kubikmeter großen Becken. Fünf riesige Gebläse versorgen die Mikroorganismen mit frischer Luft.
Die Zusammensetzung des Abwassers hat sich verändert, seit Einwohner und Industrie sparsamer mit dem Trinkwasser umgehen. „Die Konzentration ist stärker und schärfer geworden“, sagt Adolf Linhart, der die Kläranlage leitet. Auch deswegen gibt es immer wieder etwas zu modernisieren. Noch Zukunftsmusik ist eine vierte Reinigungsstufe, die auch Nanopartikel und Medikamentenrückstände aus dem Abwasser filtert. Diese Technik gibt es aber erst in Versuchsanlagen.