Familien-Bäckerei in Rodgau hat Zukunft: Sohn zaubert schon jetzt Super-Torten

Bäcker in vierter Generation: Dominic Spahn (21) fängt im Betrieb seiner Eltern in Rodgau (Kreis Offenbach) an.
Rodgau - Es gibt sie noch, die kleinen Bäckereien in Familienhand. Die Bäckerei Spahn in Rodgau (Kreis Offenbach) ist eine davon. Jetzt ist die Unternehmensnachfolge gesichert. Dominic Spahn (21) will in die Fußstapfen seines Vaters Peter (54) treten. Gestern hatte er seinen ersten Arbeitstag. Fünf Jahre Ausbildung hat der junge Mann hinter sich. Erst absolvierte er eine Bäckerlehre in Babenhausen, dann lernte er den Beruf des Konditors in Neu-Isenburg. Für Anfang 2023 hat er sich zur Meisterschule angemeldet.
„Ich war schon lange nicht mehr so glücklich bei der Arbeit“, strahlt der 21-Jährige. Er genieße das Vertrauen und die Freiheit, auch mal etwas Neues zu machen: „Hier darf ich mich austoben.“ Erste Kostproben konnten die Kunden schon am Freitag und Samstag erleben. Da stand unter anderem eine Mascarpone-Torte mit frischem Obst in der Vitrine in Rodgau.
Bäckerei aus Rodgau: Endlich wieder Umsatz durch Hochzeiten und Vereinsfeste
Heute soll es Sandschnitten mit Obst geben. Und in zwei Wochen beliefert der Familienbetrieb eine Hochzeitsgesellschaft. „Dafür machen wir eine vierstöckige Hochzeitstorte“, kündigt Peter Spahn an. Er freut sich, dass jetzt wieder große Hochzeiten gefeiert werden können und dass er wieder Vereinsfeste mit ein paar Hundert Brötchen beliefern kann – ein Umsatz, der seit zwei Jahren fehlte.

Die Spahns sind eine örtliche Bäcker-Dynastie. Dominic Spahn steht für die vierte Generation. Er wollte schon immer etwas Handwerkliches machen. Bei der Wahl zwischen Bäcker und Schreiner entschied er sich für die Familientradition. Der Beruf machte ihn zum Frühaufsteher. Jetzt ist es für ihn völlig normal, um 2 Uhr früh in der Rodgauer Backstube zu stehen. Dafür hat er Feierabend, wenn manche Langschläfer noch beim Frühstück sitzen.
Jung-Konditor aus Rodgau überzeugte mit Backgammon-Torte
Seine liebste Tätigkeit ist, den Teig „auszuarbeiten“, also in Form zu bringen. Dass er dafür ein Händchen hat, sieht man auch an seiner Arbeit als Konditor. Seine praktische Prüfung hat Dominic Spahn mit „herausragenden Leistungen“ abgeschlossen, wie ihm eine eingerahmte Urkunde bescheinigt. Neben drei Sorten Pralinen und anderen süßen Verführungen fertigte er eine Schautorte an, die wie ein hölzernes Backgammon-Spiel aussah: mit Spielsteinen aus Zucker und einem Würfelbecher, der aus Schokolade gegossen war. Als Vorbild der Torte diente ein altes Spielbrett, das Dominic Spahn im Keller seines Elternhauses entdeckt hatte.
Vor der Prüfung hatte der junge Konditor aus Rodgau noch Bedenken, ob ihm die vorgegebene Zeit von zweimal sechs Stunden auch ausreichen werde. Als es ernst wurde, erhielt er eine glatte „Eins“: Er war so gut vorbereitet, dass er am ersten Tag 30 Minuten und am zweiten Tag sogar 45 Minuten früher fertig war.
Auch früh morgens in der Bäckerei ist der Ablauf eingespielt. Brötchen, süße Stückchen, Kuchen, Brot: Jeder Handgriff sitzt. Bäckermeister Peter Spahn und seine beiden Gesellen produzieren täglich frisch nach handwerklicher Tradition. Bei ihnen gibt es kein Kühlhaus, in dem vorbereitete Teigrohlinge lagern. Und wenn der Teig fürs Dinkelvollkornbrot eine lange Ruhephase braucht, dann braucht er eben so lange. Auch das knusprige Laugengebäck ist keine Zauberei, sondern Handwerk. Das Ergebnis sind Brötchen, die man auch am nächsten Tag noch essen kann.
Kreis Offenbach: Familien-Bäckerei aus Rodgau kämpft mit Inflation
Für den Familienbetrieb ist die Situation zurzeit nicht einfach. Das Erdgas für den Backofen ist doppelt so teuer wie vor einem Jahr, der Mehllieferant hat seine Preise in jüngster Zeit dreimal erhöht. Die Auswirkungen der Inflation sind an der Ladentheke spürbar: Viele Kunden kommen nicht mehr täglich oder kaufen weniger als bisher. Peter Spahn hadert nicht mit der Situation, sondern blickt nach vorn: „Da müssen wir einen Weg finden – und das werden wir auch.“
Etwa zehn Jahre lang will Peter Spahn noch in der Backstube stehen. Er ist sicher, dass der Generationenwechsel gut gelingt: „Ich habe meine Erfahrung und Dominic hat seine Ideen. Dann sehen wir, was wir daraus machen. Er geht seinen Weg und wenn er dabei glücklich ist, sind wir es auch.“ (Ekkehard Wolf)