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Klingt vertraut und doch ganz neu

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Von: Ekkehard Wolf

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Jürgen K. Groh Dirigent
Jürgen K. Groh Dirigent © P

INTERVIEW Jürgen K. Groh dirigiert Welturaufführung

Rodgau – Zum Europatag am Montag, 9. Mai, erlebt Rodgau eine Uraufführung: einMusikstück, das nie zuvor öffentlich zu hören war. Der Komponist Jens Joneleit hat im Auftrag der Stadt Rodgau ein Werk für Blasorchester geschrieben, das von Ludwigvan Beethovens „Ode an dieFreude“ inspiriert ist. Der Titel: „Alle Menschen werden Freunde.“ Dirigent Jürgen K. Groh spricht im Interview über die Arbeit mit dem Projektorchester.

Wie fühlt es sich an, eine Welturaufführung vorzubereiten?

Das ist tatsächlich etwas ganz Besonderes, vor allen Dingen, weil es ein Werk von Jens Joneleit ist. Er komponiert ja normalerweise für Profi-Orchester mit berühmten Dirigenten wie Daniel Barenboim. Für mich ist es eine extrem belebende, positive Erfahrung. Dass wir vonseiten der Stadt eingebunden werden, hat mich begeistert.

Haben Sie so etwas schon einmal erlebt?

Mit dem Musikverein NiederRoden hatten wir mal eine europäische Uraufführung. Das Stück hieß „Fandango“ und war für zwei Solisten mit Posaune und Trompete. Das war auch etwas Besonderes. Wenn man ein Stück spielt, das zum ersten Mal erklingt, ist das schon ein tolles und schönes Erlebnis.

Wie leicht oder wie schwer war es, fast 50 Musiker für das Projektorchester zu gewinnen?

Ich bin ja schon lange im Geschäft und kenne ganz viele Musiker aus Rodgau und Umgebung. Da ruft man mal jemanden an und der sagt: Ich kenne noch den einen oder anderen...

Ist „Alle Menschen werden Freunde“ ein Stück, das jeder Vereinsmusiker spielen kann? Oder muss man besondere Voraussetzungen mitbringen?

Der Plan war eigentlich, dass die Stadt die Partitur an alle Orchester in Rodgau kostenlos verteilt. Jens Joneleit schreibt hauptsächlich für professionelle Ensembles wie das Orchester des Hessischen Rundfunks oder das Ensemble Modern. Bei manchen Instrumenten hat er schon Sachen reingeschrieben, die ein Amateurmusiker eigentlich nicht spielen kann. Wir haben uns zusammengesetzt und ein paar Dinge leicht geändert, damit das Ganze spielbar wird.

Wie war der Kontakt mit dem Komponisten während der Probenphase?

Das war schwierig, weil er im Moment in Berlin ist. Er ist ja auch Maler und stellt gerade in verschiedenen Galerien aus. Er wohnt in Berlin und konnte noch zu keiner einzigen Probe kommen. Wir standen aber per E-Mail in Kontakt.

Ist in den Proben eine besondere Atmosphäre spürbar?

Bisher hatten wir nur sogenannte Satzproben für einzelne Instrumentengruppen. Jetzt war aber dann doch die erste Probe mit dem ganzen Orchester. In den Satzproben waren alle ziemlich gespannt. Es geht ja um das Beethoven-Stück, aber auf eine ganz neue Weise. Jens Joneleit hat den vierten Satz genommen, in dem eigentlich der Chor und die Gesangssolisten vorkommen. Das hat er für den Saxofon-Satz umgesetzt. Das ist superspannend.

Was erwartet die Zuhörer am 9. Mai? Ist das Werk eher eingängig oder eher schräg?

Als Jens im Kompositionsprozess war, hat er sich auch die Frage gestellt: Soll ich da Neue Musik daraus machen? Er hat es nicht gemacht. Es ist tatsächlich der vierte Satz von Ludwig van Beethoven. Man kann es sehr gut hören, weil man es auch kennt. Das ist eine wunderbare und schöne Sache. Jens wusste damals noch nicht, was in der Ukraine passiert. Das Motiv „Alle Menschen werden Freunde“ ist ja zeitlos.

Wie viel Beethoven kann man in der Joneleit-Komposition wiederfinden?

Sehr viel. Es ist Beethoven. Jens Joneleit hat gesagt, er möchte nicht die Melodie neu komponieren, sondern die Klangfarben verändern. So wie ein Maler die Farben, die er im Kopf hat, in die Landschaft aufnimmt. Es sind keine Geigen dabei, es ist kein Chor dabei, es ist aber dieser vierte Satz in einem anderen Klang. Ich bin gespannt, wie das im ganzen Orchester klingt. Er hat nur einige Stellen gekürzt, die seiner Meinung nach für ein Symphonisches Blasorchester nicht geeignet sind. Jens Joneleit hat so etwas Ähnliches schon mal mit einem anderen Komponisten gemacht. Er ist da erfahren. Es ist also nicht Neue Musik. Das war auch eine Vorgabe der Stadt Rodgau, dass es nicht zu neutönerisch ist.

Das Gespräch führte Ekkehard Wolf

Das Projektorchester unter Leitung von Jürgen K. Groh probt im Bürgerhaus Dudenhofen für die Uraufführung der Komposition „Alle Menschen werden Freunde“ von Jens Joneleit nach Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“. Hier ein Blick in die erste Gesamtprobe.
Das Projektorchester unter Leitung von Jürgen K. Groh probt im Bürgerhaus Dudenhofen für die Uraufführung der Komposition „Alle Menschen werden Freunde“ von Jens Joneleit nach Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“. Hier ein Blick in die erste Gesamtprobe. © Wolf

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