Rodgau: Kunst will den Blick schärfen

75 Teilnehmer bei der „Rodgau-Art“ präsentieren viele Kunstrichtungen. Rund die Hälfte ist erstmals bei der Ausstellung in Rodgau-Nieder-Roden dabei.
Rodgau – 75 Aussteller zeigten am Wochenende auf der „Rodgau-Art“ im Bürgerhaus Nieder-Roden und in der angrenzenden Sporthalle aktuelle Arbeiten. Mit der Resonanz waren die Organisatoren zufrieden, auch wenn man laut eines ersten Fazits wohl nicht ganz an die Besucherzahlen aus Vor-Corona-Zeiten heran kam.
Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Begegnung mit der Kunst „uns den Blick weiten und schärfen würde“, sagte Kulturdezernent Winno Sahm bei der Vernissage. Unter den Besuchern der „Rodgau-Art“ vermutete Sahm einige, „die die Kunst in Kauf nehmen, weil sie hier eigentlich Leute treffen wollen.“ Was im Übrigen völlig legitim sei. Oft kam die Frage: „Kunst – habt ihr in solchen Zeiten keine anderen Sorgen?“ Die Antwort gab Sahm so: „Doch, wir haben andere Sorgen. Aber deshalb wird die Kunst nicht überflüssiger, sondern eher noch nötiger.“
Knapp die Hälfte der 75 Aussteller war erstmals dabei. „Wir wollen Abwechslung und Vielfalt haben“, erklärte Gabriele Ziegler von der Agentur für Kultur, Sport und Ehrenamt der Stadt, die mit ihrem Chef Martin Winter oft andere Ausstellungen besucht und dort Künstler anspricht, ob sie nicht auch bei der „Rodgau-Art“ dabei sein wollen.
„Es darf nicht stagnieren. Das geht nur, in dem wir immer wieder neue Leute reinholen. Dadurch halten wir das Ganze in Bewegung“, so Ziegler. Neue Aussteller würden übrigens auch neue Besucher bringen. Außerdem achten die Ausstellungsmacher darauf, dass die Teilnehmer immer an verschiedenen Plätzen stehen. Das gilt auch für langjährige Aussteller.
„Wir haben diesmal auch viele junge Künstler dabei“, freute sich Gabriele Ziegler. Viele davon im großen Saal, wo unter anderem Theresa Hußke, Dennis Schlunski, Sarina Dadkhah und Jakob Haufler, die teilweise schon bei der „Jugend-Art“ ausstellten, ihre Werke präsentierten. Erstmals dabei war Elena Schad aus Steinheim, die vorwiegend mit Acrylfarben und Ölkreide auf Leinwand arbeitet. „Meine Erwartungen sind, Gespräche über die Kunst zu führen, Kontakte zu knüpfen und mich mit anderen Künstlerinnen und Künstlern zu vernetzen. Das hat bisher gut geklappt“, sagte Schad, die sich freute, dass ihre Bewerbung ausgewählt wurde. Schließlich sei die „Rodgau-Art“ eine sehr etablierte Veranstaltung. „Als junger Mensch hier ausstellen zu dürfen, ist eine große Gelegenheit.“
Im Vorfeld mussten die Organisatoren rund 50 Interessenten absagen. Ein Teil der Künstler auf der Warteliste war dann aber doch dabei. „Wir hatten fünf krankheitsbedingte Absagen“, berichtete Gabriele Ziegler. Da wurde ein Teil der Warteliste abgearbeitet. Außerdem konnten die Organisatoren Peter Imgrund mit seinen Skulpturen – in diesem Bereich war es schwierig, auf der Warteliste Ersatz zu finden – kurzfristig gewinnen. Man versuche bereits seit Jahren, Imgrund nach Nieder-Roden zu locken, verriet Gabriele Ziegler. Nun war er mit seinem Steinatelier dabei. „Diese Hallenatmosphäre ist mir nicht so geheuer“, gab Peter Imgrund unumwunden zu und lieferte somit einen Grund für seine bisherige Zurückhaltung, was die „Rodgau-Art“ betrifft. „Ich bin eher jemand, der draußen oder in Fabrikanlagen ausstellt. Als Intermezzo funktioniert das hier aber auch.“ Die weiteste Anreise hatte Uli Hildner aus Dresden, der von Martin Winter und Gabriele Ziegler auf einer Ausstellung in Roßdorf entdeckt wurde und die „Rodgau-Art“ mit großformatigen, stimmungsvollen Werken in Acryl bereicherte. (Sascha Eyssen)

