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Lebensmittel mit Superkräften

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Von: Ekkehard Wolf, Simone Weil

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Quinoa aus dem Odenwald lässt Andres Bornemann in ein Glas rieseln. In seinem Unverpackt-Laden bietet er zahlreiche Sorten an Getreide und anderen Körnerfrüchten an. Einige gelten wegen ihrer Inhaltsstoffe als „Superfood“.
Quinoa aus dem Odenwald lässt Andres Bornemann in ein Glas rieseln. In seinem Unverpackt-Laden bietet er zahlreiche Sorten an Getreide und anderen Körnerfrüchten an. Einige gelten wegen ihrer Inhaltsstoffe als „Superfood“. © Wolf

Wie ernährt man sich besonders gesund? Manchen Menschen kommen dabei Begriffe wie Chia, Goji und Quinoa in den Sinn: exotische Samen, Beeren und Körner, denen man gesundheitsfördernde Wirkungen nachsagt. Sie gelten als Lebensmittel mit Superkräften (Superfood). Aber braucht man sie wirklich? Dazu haben wir einige Stimmen in Rodgau gesammelt.

Rodgau - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) will den Trend zum Superfood entzaubern: „Unser heimisches Nahrungsangebot bietet Lebensmittel, die den Exoten im Nährstoffgehalt in nichts nachstehen, sogar weniger kosten und dank kürzerer Transportwege klimafreundlicher sind“, schreibt der Verein.

Wer sogenanntes Superfood aus der Region essen möchte, bekommt im Unverpackt-Laden am Puiseauxplatz in Nieder-Roden zum Beispiel Quinoa aus dem Odenwald. Auch Leinsaat sei gesund und ebenfalls nicht weit gereist, sagt Inhaber Andres Bornemann. Er kennt sich mit vielen Getreidesorten und ihren Inhaltsstoffen aus. Zwei Beispiele: „Auch andere heimische Getreide sind Superfoods, etwa Grünkern und Dinkel.“ Buchweizen sei ebenfalls sehr gesund und noch dazu glutenfrei. „Was wir nicht wissen, recherchieren wir mit unseren Kunden“, sagt der Ladeninhaber.

Auch der Landfrauenverein Dudenhofen beschäftigt sich mit Ernährungsfragen. „Man soll saisonbedingt kochen“, sagt die Vorsitzende Siglinde Müller und nennt gleich ein Beispiel: „Wir müssen an Weihnachten keine Erdbeeren essen.“ Von Superfood und ähnlichen Trends hält sie nichts. Sie weiß aus Erfahrung, welche Lebensmittel besonders reich an Nährstoffen sind – im Winter zum Beispiel Grünkohl und Wirsing.

Gesunde Ernährung mit regionalen Zutaten der Saison ist ein Anliegen von Stefanie Czwalinna im Kochunterricht der Heinrich-Böll-Schule. „Superfood bringe ich meinen Schülern nicht bei“, sagt die Lehrerin. Viel wichtiger ist ihr die Nachhaltigkeit. Dazu gehören kurze Wege: Milch und Eier vom Bauern, Fleisch aus der Region vom örtlichen Metzger. Ein Thema im Unterricht sind auch die Unterschiede zwischen bäuerlicher Landwirtschaft und Massentierhaltung. Die Schüler lernen auch, die Qualität der Lebensmittel zu beurteilen. Ein Beispiel: „Tomaten aus Spanien im Winter sind nicht halb so gut wie die, die im Sommer bei uns reifen.“ Nach einem reinen Theoriejahr freut sich Stefanie Czwalinna darauf, mit ihren Schülern in die Praxis einzusteigen: „Wir dürfen in diesem Schuljahr wieder kochen; ich versuche nachzuholen, was wir im vergangenen Jahr versäumt haben.“

Petra Funk ist mit ihrem Obst- und Gemüsestand seit vielen Jahren freitags auf dem Wochenmarkt in Nieder-Roden. Die Sprecherin der Marktbeschicker verkauft Frisches, das zur Jahreszeit passt. Im Winter sind das zum Beispiel Rosenkohl, Wirsing und andere Kohlsorten. Als Zugeständnis an den Publikumsgeschmack erlaubt sie sich auch ein paar „Ausreißer“ im Sortiment: Tomaten, Paprika und Avocados sind kein Wintergemüse, werden aber auch nachgefragt. Wenn möglich, setzt Petra Funk auf Frisches aus der Region, zurzeit zum Beispiel Feldsalat als Freilandware mit robusten Blättern. „Im Sommer habe ich auch Gemüse aus eigenem Anbau“, zählt sie auf: Tomaten, Paprika, Gurken und Zucchini. Ihre Überzeugung: Gesund ist, was frisch ist und keine weiten Transportwege hinter sich hat.  (eh/siw)

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