Rodgau: Sportfreunde sind Meister im Probleme-Lösen

Die Sportfreunde Rodgau haben die nächste Etappe eines mitunter steinigen Wegs geschafft. Am Samstag feierte Rodgaus jüngster Großverein das Richtfest seiner Sporthalle zwischen dem Jügesheimer Ortsrand und der Feuerwache Mitte. „An den Sportfreunden führt kein Weg vorbei“, würdigte Landrat Oliver Quilling die „EVO-Sportfabrik“ an einer der meist befahrenen Kreuzungen im Stadtgebiet.
Rodgau - Sportfreunde-Vorsitzender Rudi Ott zählte vor zahlreichen Gästen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und vor allem aus dem Verein einige dieser Steine auf, die der Vorstand aus dem Weg räumen musste. Die Suche nach dem passenden Grundstück war der erste. Verein und Stadt einigten sich schließlich auf eine Erbpacht-Lösung mit 99 Jahren Laufzeit. Rund 2 350 Euro Pachtzins sind per anno fällig. Nach dem Abriss der alten Werkshallen herrschte monatelang Stillstand, dann konnten die Sportfreunde endlich die Bodenplatte betonieren lassen. Rasant steigende Baupreise machten ihnen ebenso zu schaffen wie die Materialgier der chinesischen und amerikanischen Wirtschaft. „Zeitweise gab‘s kein Eisen, kein Holz, kein Garnichts“, erwähnte Ott die nächsten Probleme, die es zu bewältigen galt.
Aber die Vereinsfamilie hielt zusammen und glaubte weiter an das ehrgeizige Projekt, das mehr zwei Millionen Euro kostet. Die Mitglieder haben dem Verein 430 000 Euro zu einem Zinssatz von 1,5 Prozent geliehen. Sie sind damit der größte Unterstützer. Stadt und Land beteiligen sich mit jeweils 200 000 Euro, der Kreis gibt 150 000 Euro Zuschuss.
„Auch wenn die Stadt Eigentümerin des Grundstücks bleibt, bin ich froh, dass die Sportfreunde hier Heimat und Identität schaffen“, zog Erster Stadtrat Michael Schüßler einen Schlussstrich unter Pachtzins-Diskussion und Zuschussfristen. Wie lebendig das Rodgauer Vereinsleben trotz Corona ist, zeigen seiner Meinung nach vier Bauprojekte mit einem Investitionsvolumen von gut zehn Millionen Euro: der Kunstrasenplatz des JSK Rodgau sowie die neuen Hallen des TSV Dudenhofen und des Musikvereins Weiskirchen und eben die „EVO-Sportfabrik“.
Dr. Christoph Meier, der Vorstandsvorsitzende der Energieversorgung Offenbach, zählte vier Gründe auf, warum sein Unternehmen als Hauptsponsor eingestiegen sei: das Vereinsengagement insgesamt, die Lage der Halle, das Bekenntnis zur Stadt Rodgau und das innovative Baukonzept. Die Holzbau-Ständerweise sei nicht nur wegen des Materials nachhaltig, sondern biete sich auch für zukunftsträchtige Energietechnik an. Die EVO werde ein Blockheizkraftwerk bauen und managen.
Ein Mann sei immer zur Stelle gewesen, wenn Probleme auftauchten, lobten Rudi Ott, Oliver Quilling, Michael Schüßler und mit besonders klaren Worten Landtags-Vizepräsident Frank Lortz den scheidenden Sportkreisvorsitzenden Peter Dinkel. Der habe mehrfach kräftig und meist mit Erfolg auf den Tisch gehauen, wenn Politik oder Verwaltung sich hinter Vorschriften verschanzten.
Dem Vielgelobten blieb das Schlusswort vorbehalten. Er habe sich in den vergangenen zehn Jahren von Skeptiker zum überzeugten Anhänger der Sportfreunde gewandelt, bekannte Peter Dinkel, bevor Zimmermann Oliver Schapperth zum Richtspruch aufs Gerüst stieg. (Michael Löw)
