Mit Herz bei der Sache

Putzen wird im Frühjahr in vielen Privathaushalten zum besonderen Thema. Wenn die Sonne dreckige Fenster, Spinnweben und Wollmäuse deutlich sichtbar macht, geht es dem Schmutz oft in einer gezielten Großreinemachaktion an den Kragen – auch wenn ansonsten regelmäßig gewischt wird. Allerdings sind Putzen und professionelles Reinigen zwei verschiedene Dinge: Das berichtet Jens Koitek, Leiter der städtischen Abteilung Reinigung.
Jügesheim – Wie wichtig leere Papierkörbe, saubere Toiletten, staubfreie Schreibtische und gewischte Fußböden sind, merkt man meistens erst, wenn es mit der Reinigung nicht klappt, wenn etwa die verantwortlichen Mitarbeiter krank sind. Denn die Anwesenheit von Dreck und Unrat lässt meist die Sehnsucht nach Sauberkeit wachsen.
Deswegen sind 41 städtische Mitarbeiterinnen und ein Mann in 24 Objekten wie Kindertagesstätten, Jugendhaus oder Verwaltung fast alle auf Teilzeitstellen unermüdlich Schmutz und Verunreinigungen auf der Spur. Ein Teil der Kitas, die Bürgerhäuser, Sporthallen sowie die Obdachlosenunterkunft wird von Fremdfirmen gereinigt. Auch die Glasreinigung (am Rathaus etwa mit einer Hubarbeitsbühne) wird extern organisiert.
Jens Koitek, ehemals Hausmeister und Veranstaltungsleiter des Bürgerhauses Nieder-Roden leitet das Fachgebiet Reinigung seit September 2021. Der Vorteil, mit städtischen Angestellten in den Einrichtungen zu arbeiten, liege vor allem darin, dass diese „mit Herz und Leidenschaft bei der Sache sind“. So sei etwa die Mitarbeiterin im Jugendzentrum Dudenhofen seit 30 Jahren dort tätig und dem Haus eng verbunden, erzählt Koitek.
Deswegen sind die Reinigungskräfte auch fest eingebunden in ein Team. Ihre Konterfeis sind in den Kitas genauso zu sehen wie die der Erzieherinnen oder Kita-Leitung. „Sprüche wie: Das sind nur die Reinigungskräfte, gibt es bei uns nicht“, sagt der Chef. Deswegen fand er auch, dass es eine gute Idee war, als der Personalrat am 8. November zum Weltputzfrauentag mit einem Blümchen für die Arbeit dankte.
Geputzt wird übrigens nach festen Vorgaben: Ein Plan definiert dabei genau wie, wann, was und wie oft, Räume, Flächen und Zeit. „Sanitärräume sind zeitintensiver als Besprechungszimmer“, erklärt der Verwaltungsmitarbeiter. Allerdings putzen die Damen „auch auf Sicht“, soll heißen: nach Bedarf, wenn sie etwas sehen.
Obwohl eigentlich überall Nachhaltigkeit gefragt sein sollte, tauchen auch immer wieder gegenläufige Trends auf: In der Fernsehwerbung wird leider mit Einwegwaren gewischt und gereinigt. Und auch beim Fensterputzen kann man den einen oder anderen mit blütendweißer Haushaltsrolle erwischen.
Damit es zu solch schlimmem Umweltfrevel nicht im Rathaus kommt, hat man im Keller einen kleinen Waschsalon eingerichtet. Dort werden Mopps und Putzlappen gewaschen, getrocknet und zusammengelegt, um wieder verwendet werden zu können. Übrigens hilft ein Vier-Farb-System mit den entsprechenden Eimern bei der Eigenkontrolle: Rote Lappen werden in den Sanitärräumen verwendet, gelbe für Waschbecken, blaue für Oberflächen und grüne für Küchen.
Beim Reinigungsmittel allerdings kommen die Profiputzer nicht an Chemie vorbei, erzählt Koitek. Doch die Materialien erfüllen freilich alle Auflagen des Arbeitsschutzes. Sollte es dennoch zu Unverträglichkeiten kommen, wird Rücksicht genommen, wenn möglich.
Ob die Mitarbeiterinnen beim privaten Hausputz irgendetwas anders machen? Nein. Sie nutzen lediglich andere Mittel und teilen sich die Arbeit selbst ein.
Von Simone Weil
