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Der Mittagstisch bleibt künftig leer: Trägerverein der Suppenküche „5 und 2“ löst sich auf

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Von: Ekkehard Wolf

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Aus dem Jahr 2014 stammt dieses Bild des ehrenamtlichen Teams in der Küche des Pfarrzentrums St. Matthias. Es entstand zum fünfjährigen Bestehen der Suppenküche „5 und 2“.
Aus dem Jahr 2014 stammt dieses Bild des ehrenamtlichen Teams in der Küche des Pfarrzentrums St. Matthias. Es entstand zum fünfjährigen Bestehen der Suppenküche „5 und 2“. (Archiv) © Wolf

Ein warmes Mittagessen, Herzenswärme und Gemeinschaft: Die Suppenküche „5 und 2“ war seit 2009 ein Ort der Nächstenliebe und Gastfreundschaft. Damit ist es jetzt vorbei. Der Verein löst sich auf.

Nieder-Roden – Der Mittwochs-Mittagstisch im Pfarrheim St. Matthias konnte seit Beginn der Corona*-Pandemie im März 2020 nicht mehr stattfinden. Jetzt haben die Mitglieder den Schlussstrich gezogen. In einer außerordentlichen Versammlung stimmten 28 der 31 Anwesenden für die Auflösung des Vereins. Und das, obwohl das Team 2020 noch alles dafür tat, auch während der Pandemie in Rodgau nicht in Vergessenheit zu geraten.

„Wir haben keine Vorstandsmitglieder mehr gefunden“, bedauert Bernhard Koser, der zuletzt als Beisitzer dem Vorstand angehörte. Zwei weitere Faktoren kommen dazu: „Unser Koch ist ausgeschieden und die Mitgliedschaft ist insgesamt überaltert.“

Rodgau (Kreis Offenbach): Regelmäßig 80 bis 100 Gäste beim Mittagessen in der Suppenküche

Fünf Brote und zwei Fische reichen aus, um 5 000 Menschen satt zu machen: Ein Wunder Jesu am See Genezareth gab der Suppenküche ihren Namen. „Aus tiefem Gottvertrauen auf das Unmögliche“ gründeten einige Nieder-Röder den Verein, wie es auf der Homepage heißt.

Aus der Idee wurde eine Herausforderung. Anfangs kochten drei Frauen für 25 Besucher. Später kamen jeden Mittwoch 80 bis 100 Gäste zum Mittagessen.

Der gute Wille und die gute Tat wirkten ansteckend. Mit den Aufgaben vergrößerte sich auch das Helferteam. Bis zu 35 Frauen und Männer arbeiteten mit. Zu tun gab es genug: beim Auf- und Abbau, beim Schnippeln der Zutaten, beim Kochen, bei der Tischdekoration, beim Servieren und beim Aufräumen und Saubermachen.

Die Speisenfolge wurde jedes Mal neu auf die Tafel geschrieben, wie hier im Oktober 2017.
Die Speisenfolge wurde jedes Mal neu auf die Tafel geschrieben, wie hier im Oktober 2017. (Archiv) © Weil

Verein der Suppenküche „5 und 2“ in Nieder-Roden löst sich auf - „Aufwand den man nicht sieht“

Die ersten Helfer kamen um 9 Uhr, die letzten gingen um 14.30 Uhr heim. Jeder Mittagstisch erforderte fünfeinhalb Stunden Arbeit – ein Zeitaufwand, den man nicht sieht.

Zunächst wollten die drei Frauen einmal pro Woche ein warmes Essen für Bedürftige anbieten. Im Lauf der Zeit wurde viel mehr daraus: ein Ort, an dem jeder so angenommen wird, wie er ist.

Unter den Gästen waren Menschen mit geringem Einkommen, aber auch Alleinlebende, für die es wichtig ist, Gemeinschaft zu erleben. Jeder hatte andere Gründe, mittwochs um 11.30 Uhr zum Essen ins Pfarrheim zu gehen. Bedürftigkeit hat viele Facetten. Sie ist nicht nur eine Frage des Geldes. Menschen brauchen auch Nähe und Zuwendung.

Die Gründerin und Vorsitzende des Trägervereins, Ines Hitzel, drückte das 2014 zum fünfjährigen Bestehen so aus: „Heute entsteht eine große Bedürftigkeit, die nicht nur finanziell ausgeglichen werden kann.“ Dieser Satz gilt auch heute noch.

Suppenküche in Rodgau Nieder-Roden: Nächstenliebe und Gemeinschaft

Zusätzlich zum Essen bot die Suppenküche „5 und 2“ in den Ferien immer wieder Kindertage an, zum Beispiel mit Minigolf und Eisessen in den Sommerferien oder mit Basteln und Malen im Herbst. Dabei wirkten auch andere Personen und Gruppen mit, zum Beispiel Yvonne Rebmann mit ihrem Malraum oder der Strickkreis der katholischen Pfarrgemeinde.

Neben privaten Spendern konnte sich der Trägerverein auf einige regelmäßige Unterstützer verlassen. Dazu zählten die örtlichen Geldinstitute, der Lions-Club und der Verein „Tante Emma Rodgau“. Neben Geldspenden gab es auch Sammelaktionen in Naturalien. Einmal brachten Kindergartenkinder aus der Kita 9 einen Bollerwagen voller Nudeln, ein anderes Mal sammelten Viertklässler aus der Gartenstadtschule einen Menge Schokolade und andere Süßigkeiten.

Spitzenkoch Richard Gebauer (Zweiter von links) aus Wien kochte im Juli 2015 für die Gäste der Suppenküche „5 und 2“. Mit im Bild (von links): Koch Uwe Stasch, Ellen Schneider und Marion Weiland.
Spitzenkoch Richard Gebauer (Zweiter von links) aus Wien kochte im Juli 2015 für die Gäste der Suppenküche „5 und 2“. Mit im Bild (von links): Koch Uwe Stasch, Ellen Schneider und Marion Weiland. (Archiv) © Weil

Nun hört die Suppenküche „5 und 2“ endgültig auf. Der Verein mit 120 Mitgliedern wird abgewickelt. „Die Liquidation dauert etwa ein Jahr“, sagt Bernhard Koser, der aus seiner Berufstätigkeit als Notar Erfahrung mit solchen Dingen hat. Das Vereinsvermögen fließt an die Stadt Rodgau mit der Auflage, es für soziale Zwecke zu verwenden. Koser: „Da sind schon Gespräche geführt worden.“ (Von Ekkehard Wolf)

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