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Nach Hundebiss große Angst vor Tollwut

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Von: Bernhard Pelka

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Simon Lenhardt zeigt die eingeritzte Haut am Arm.
Simon Lenhardt zeigt die eingeritzte Haut am Arm. © pelka

Krankenpfleger hofft auf Impfung, aber Kliniken sehen keinen Grund zur Besorgnis und zur Behandlung

Rodgau – Simon Lenhardt ist in einer bedrückenden Situation. Nach einem Hundebiss am vergangenen Sonntag in Weiskirchen fürchtet der junge Mann, der Hund, dessen Impfstatus er nicht kennt, könnte ihn mit Tollwut infiziert haben. Lenhardts Hausärztin hat den 19-Jährigen per Überweisung zur nachträglichen Impfung an Krankenhäuser verwiesen. Aber fünf Kliniken und auch ein ärztlicher Bereitschaftsdienst haben laut Lenhardt eine Behandlung abgelehnt. Das sei entweder mit dem Hinweis geschehen, medizinisch sei eine Impfung in seinem Fall nicht notwendig, Deutschland gelte seit 2008 als tollwutfrei, oder aber es sei kein Impfstoff vorhanden.

Leicht entzündet: die Wunde.
Leicht entzündet: die Wunde. © Pelka, Bernhard

„Ich hatte nach dem Biss vorübergehend Fieber, die Wunde sieht leicht entzündet aus, es hat sich ein Bluterguss gebildet“, beschreibt der Krankenpfleger die bisherigen Folgen. Ihn frustrieren die vielen Absagen in den Kliniken. Insbesondere aber quält ihn die Ungewissheit, ob er nun infiziert wurde oder nicht. Wie geschrieben: Den Impfstatus des Hundes, der zubiss, als Lenhardt bei einer Beißerei mit seinem Hund dazwischen ging, kennt er nicht. „Herrchen und Hund sind einfach weggegangen.“

Lenhardts ganze Hoffnung besteht derzeit darin, dass nun seine Hausärztin in die Bresche springt, mit der Serie von nachträglichen Tollwutimpfungen beginnt, und die Impfreihe dann während des Urlaubs der Ärztin in den nächsten Wochen von Vertretungskollegen komplettiert wird. „Nur wenn alle Impfintervalle einhalten werden, ist ein Schutz effektiv“, erläutert der Verletzte.

Tollwut führt dem Robert Koch-Institut Berlin (RKI) zufolge beim Menschen fast immer zum Tod. Der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Auftreten von Symptomen könne stark variieren. „Während im Durchschnitt 30-90 Tage vergehen, sind bei gut dokumentierten Fällen auch Latenzzeiten von bis zu sechs Jahren beschrieben“, schreibt das RKI in einem Bulletin vom Februar 2011. Grundsätzlich gelte allerdings, dass man sich nur in Gebieten anstecken könne, in denen Tollwut noch vorkomme. Deutschland gelte seit 2008 als frei von klassischer Tollwut. Der letzte Tollwutfall bei einer in Deutschland wohnhaften Person sei 2007 aufgetreten. Der Mann sei aber in Marokko von einem streunenden Hund gebissen worden.

Was sagen die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und die Hessische Krankenhausgesellschaft zu dem Fall? Konkret zum Einzelfall nichts, aber wenigstens allgemein. Generell brauche der Ärztliche Bereitschaftsdienst keinen Impfstoff vorzuhalten, teilte ein KV-Sprecher mit. Schließlich könne der Impfstoff „kurzfristig über Apotheken und den Großhandel beschafft werden“. Eine Sprecherin der Krankenhausgesellschaft vermutete, dass sich das Vorgehen der Krankenhäuser „an der Wahrscheinlichkeit einer Infektion orientiert hat“. Eine Infektion mit Tollwut in Deutschland sei „als eher unwahrscheinlich einzuschätzen“. Eine postexpositionelle Impfbehandlung sei in Deutschland „nur sehr selten angezeigt“. Das betreffende Medikament werde dann wahrscheinlich nur bei Bedarf bestellt. Dies liege im Ermessen der Krankenhäuser.  bp

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