Neues Gesicht für alten Friedhof

Ein neues Gesicht für den alten Friedhof Nieder-Roden hat Landschaftsarchitekt Dirk Melzer (Köln) zu Papier gebracht. Den Vorentwurf stellte er jetzt den Stadtverordneten im Bauausschuss vor. Melzer hat in Rodgau bereits zwei Projekte realisiert: die Gedenkstätte Rollwald und den Helixpark in Hainhausen.
Rodgau - Der alte Friedhof sei „das Herz von Nieder-Roden“, sagte der Planer. Auch der geplante Park solle ein Herzstück des Orts werden: ein Ort der Ruhe, Erholung und Begegnung.
Der Vorentwurf basiert auf einer Bürgerbeteiligung nach dem Charrette-Verfahren im Mai 2019. Damals hatten die Anwesenden viele Wünsche geäußert. Sie wünschten sich unter anderem, die ehemalige Allee zum Eingang wieder herzustellen und das Torgebäude zu sanieren. Auf der Liste der Vorschläge standen auch eine Grünfläche zur ruhigen Erholung, eine naturnahe und insektenfreundliche Bepflanzung, bequeme Sitzgelegenheiten, viel Schatten und einen Pavillon, der sich auch für kleinere Veranstaltungen eignet.
„Eine klare, ruhige Form ist wahrscheinlich das Beste, um diese vielen Wünsche und Anforderungen unterzubringen“, meint Landschaftsarchitekt Melzer. In die Mitte der quadratischen Grünanlage legt er ein kleineres Quadrat, das um 45 Grad gedreht ist – also eine Raute, wie sie sich auch auf dem Holztor der ehemaligen Garage des Leichenwagens befindet. Die Raute bildet den zentralen Platz mit Sitzbänken unter einer Pergola und einem Spielfeld für Freiluftschach. Auf der Wiese gibt es weitere Sitzgelegenheiten, unter anderem Liege- und Schaukelsitze.
Nur der Platz in der Mitte soll gärtnerisch gestaltet werden. Die Fläche drumherum ist als bunte Wiese mit alten Bäumen gedacht. Als Ersatz für einige kranke Exemplare sollen unter anderem Obstbäume gepflanzt werden.
Großen Wert legt der Planer auf die historischen Elemente des alten Friedhofs. Dort sei „sehr viel schöne, alte Substanz erhalten“, unter anderem die beiden Sandsteinkreuze und mehr als 40 Grabsteine. Das ist besonders dem Arbeitskreis für Heimatkunde zu verdanken, wie Dirk Melzer würdigt: „Man schaut wie durch ein Fenster in die Geschichte hinein.“
An der Friedhofsmauer hat er einen verputzten Abschnitt entdeckt, in den ein Art-déco-Relief eingedrückt wurde. Damals waren Ornamente aus Kristallformen und Prismen beliebt. Melzer schlägt vor, diese Art der Dekoration auch bei der Sanierung der Mauer zu praktizieren, vielleicht auch mit zeitgenössischen Mustern.
Am Dienstag, 22. Februar, will der Magistrat den Vorentwurf in einer Online-Veranstaltung öffentlich vorstellen. „Die Planung ist noch nicht fertig, sie kann und wird sich noch weiterentwickeln“, betont Bürgermeister Jürgen Hoffmann. Das sieht auch Landschaftsarchitekt Melzer so: „Wir sind auf dem Stand eines Vorentwurfs, das heißt, wir sind gerade bei 20 Prozent der planerischen Leistung.“
Die Stadt will nicht nur den Friedhof in einen Park verwandeln, sondern auch den denkmalgeschützten Torbau sanieren. Es gibt viele Vorschläge, wie die beiden Räume genutzt werden können, zum Beispiel für Ausstellungen, als Café oder als Andachtsraum.

