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Neues Zuhause für 36 Jungen

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Bildung als Chance auf ein selbstbestimmtes Leben: Die Waisen werden umfangreich betreut.
Bildung als Chance auf ein selbstbestimmtes Leben: Die Waisen werden umfangreich betreut. © Privat

„Ende gut, alles gut“ könnte man aus Sicht der in Nieder-Roden ansässigen Familie-Jäger-Stiftung zur Förderung von Waisenkindern in Lateinamerika sagen: Das neue Waisenhaus für 36 Jungen in Nicaragua konnte endlich fertiggestellt und bezogen werden. Es handelt sich wie berichtet, um den Doppelgänger des im Jahr 2020 eingeweihten Mädchenhauses Casa San Matías Nieder-Roden.

Nieder-Roden – Das neue Jungenhaus wurde nach dem architektonischen Vorbild in derselben soliden Bauweise errichtet. Unter diesen Voraussetzungen hätte der Bau des zweiten Waisenhauses eigentlich noch problemloser verlaufen sollen als der des ersten.

Doch es kam anders: Zwar war es den Bauherren während der gesamten Corona-Pandemie gelungen, schwere Krankheitsverläufe bei den Waisenkindern zu verhindern. Auch der Schulbetrieb konnte ohne Schließungen aufrechterhalten werden. Doch am Bau des neuen Waisenhauses ging Corona nicht spurlos vorüber.

Aufgrund von pandemie-bedingten Lieferengpässen beim Material kam es mehrmals zu längeren Unterbrechungen der Bauarbeiten. Auch stiegen die Kosten vom Sack Zement bis zur Regenrinne um bis zu 50 Prozent. Kurz vor Abschluss des Rohbaus war der Bauunternehmer spurlos verschwunden, woraufhin Projektleiter Bruder Jimi Huayta von den „Hermanos de la Caridad“ („Brüder der Mildtätigkeit“) einen geeigneten Handwerksbetrieb als Ersatz finden musste. Zu guter Letzt wartete man fast fünf Monate auf die Fenster und Türen, die im Nachbarland Costa Rica zu beschaffen waren.

In der bisherigen Unterkunft in der Stadt Granada in Nicaragua konnten maximal 20 Jungen aufgenommen werden, wobei das alte Gemäuer vom Verfall bedroht war. So fiel die Entscheidung für den Neubau des Jungenhauses durch die gemeinnützige Familie-Jäger-Stiftung. Als Name des neuen Hauses („Casa“) wurde Casa Mopani, also die spanische Kurzform des Stiftungsnamens („Montero para niños/Jäger pro Kinder“), gewählt.

Die Familie-Jäger-Stiftung wurde im Jahr 2007 gegründet und hat seither ihren Sitz in Nieder-Roden. Stiftungszweck ist die Bildung und die christliche Erziehung verarmter Waisen in Lateinamerika. Getreu dem Motto „Bildung ist der beste Weg aus der Armut“ soll Kindern und Jugendlichen, die andernfalls keine Chance auf einen Schulbesuch hätten, Hilfe zur Selbsthilfe gewährt werden.

Finanziell gefördert werden aktuell fünf Bildungsprojekte mit 150 Kindern in El Salvador (zwei Projekte) und in Nicaragua (drei Projekte). Seit Stiftungsgründung wurden mehr als 220 Bildungsstipendien vergeben. Die Stipendienhöhe beträgt 50 bis 80 US-Dollar pro Monat. Damit werden Schulbesuch (Schulgeld, Bücher, Fahrtkosten), Ernährung, Bekleidung, Übernachtung, medizinische Versorgung und psychologische Betreuung finanziert. Alle Stipendiat(inn)en sind Waisen. Pro Jahr sind für alle Projekte etwa 85 000 Euro nötig.

Alle Helfer – auch die Projektpartner vor Ort – arbeiten im Ehrenamt. Die Projektpartner stammen aus dem Umfeld der Kirche. Die Kosten für Verwaltung und Werbung liegen dauerhaft unter drei Prozent der Einnahmen und werden vollständig vom Stifter Bernd Jäger übernommen. Bedeutet: 100 Prozent der Spendengelder kommen direkt den Kindern zugute.

Jäger lebt schon seit 1988 in Bayern, derzeit in München. Geboren ist er in Nieder-Roden als eines von vier Kindern. Seine inzwischen verstorbenen Eltern Cäcilia und Emil betrieben mehr als 40 Jahre im Wohnhaus Feldstraße 2 (später Schweriner Straße 2) einen bekannten Textilfachhandel. Der Diplomkaufmann arbeitet für die Allianz. Die Stiftung ist sein „Hobby“, wie er sagt. (siw)

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