Nur die Kinder fehlen noch

Noch sind zwei Wochen Zeit. Deswegen steht auch eine Lieferung aus dem schwedischen Möbelhaus mit ein paar restlichen Utensilien aus, die heute kommen soll. Derweil sind Maler und Handwerker im Gebäude unterwegs, um letzte Arbeiten auszuführen.
Jügesheim – Bereits seit Tagen stehen größere Transporter und Lastwagen vor der sogenannten alten Schule in Jügesheim. Im ganzen Gebäude lagern funkelnagelneue Holzmöbel im Miniformat – wie es sich für eine Kindertageseinrichtung gehört. Doch nicht nur funktionale Gegenstände wie Tische und Stühle stapeln sich in den Gruppenräumen, auch jede Menge Spielzeug harrt der künftigen Nutzer. Hölzerne Kisten beherbergen einen halben Zoo aus Plastiktieren, Malutensilien und sogar eine Ritterburg stehen bereit.
Schildkröten und Delfine: Die Gruppennamen stehen fest, die Kinder fehlen noch. Der Betrieb der Kita 19 startet am 1. September. Schrittweise soll Leben ins denkmalgeschützte Gebäude kommen, das zwischen 1870 und 1880 erbaut wurde. Das Haus gegenüber der Rodgau-Passage wurde zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren umgebaut. In den vergangenen Jahren diente es als Gemeinschaftsunterkunft für Zuflucht suchende Menschen aus anderen Ländern.
Insgesamt zwei Ü3-Gruppen mit jeweils 25 Mädchen und Jungen werden an der Ludwigstraße ein neues Quartier finden. Mit einem Medienzimmer (auch für Elterngespräche), großzügigem Bewegungsraum, kindgerechten Sanitärräumen mit sechs Toiletten (davon zwei im oberen Geschoss), Esszimmer (auch zum Basteln zu verwenden), gut ausgestatteter Küche, Büro und Personalraum entsteht mitten im Ort eine ansprechende Kita.
Leiterin Fabienne Sehring freut sich auf den Start: „Das ist aufregend“, findet die junge Frau, die in vier Jahren von der Auszubildendenvertretung bis zur Kitaleitung aufgestiegen ist. Mit sechs weiteren Teilzeit-Fachkräften (darunter ein Mann) und einer Auszubildenden sieht sie sich gut gerüstet für die Arbeit.
Fast 500 Quadratmeter Fläche hat die Stadt für etwa 300 000 Euro herrichten lassen. Der Umbau war eine Abwägung von Denkmalschutz, Brandschutz und den Vorschriften zum Kita-Bau. Die Arbeiten haben länger gedauert als erhofft. Immerhin musste in Abstimmung mit Brandschutz- und Denkmalschutzbehörde ein Treppenturm an die Rückseite des Hauses angesetzt werden.
Die Treppe führt auf den Spielplatz, der 440 Quadratmeter umfasst. Auch dort sieht es so aus, als könne es gleich losgehen. Der Rollrasen leuchtet in sattem Grün und strahlend rotes und orangefarbenes Spielgerät kann demnächst vom Nachwuchs erobert werden.
Erster Stadtrat Michael Schüßler hatte noch im vergangenen Jahr von einer Interimslösung gesprochen, um die hohe Nachfrage nach Kita-Plätzen zu befriedigen. Doch was als zunächst Zwischenlösung gedacht war, soll sich nun als Dauereinrichtung etablieren. (Von Simone Weil)

