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Nur wenige fahren zu schnell

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Von: Bernhard Pelka

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Anpeilen und messen: Das Lasergerät hat eine Reichweite von 30 bis 1000 Meter.
Anpeilen und messen: Das Lasergerät hat eine Reichweite von 30 bis 1000 Meter. © Pelka, Bernhard

Der Speedmarathon der Polizei ist gestern zumindest bis in den Nachmittag hinein unspektakulär verlaufen.

Rodgau – Polizeioberkommissarin Blümel drückt an ihrem Handlasermessgerät mit dem rechten Zeigefinger die Auslösetaste und guckt durch den Sucher der feinen Optik. Dann greift sie zum Funkgerät und gibt durch: „Weißer Hyundai, vorgeworfene 43 km/h, Kennzeichen ...“ Keine 100 Meter weiter Richtung Badesee winken Mitarbeiter der städtischen Ordnungspolizei und des Freiwilligen Polizeidienstes den Wagen von der Mainzer Straße auf den geschotterten Wendeplatz beim Kleingärtnerverein. Dort erwarten den Fahrer schon zwei Teams der Polizeistation Heusenstamm und es heißt nach einem freundlichen Aufklärungsgespräch: zahlen. So, wie dem Hyundaifahrer, ergeht es noch anderen Autolenkern in der 30er-Zone auf der Mainzer Straße unweit der Claus-von-Stauffenberg-Schule. Beim Speedmarathon prüft die Polizei zusammen mit dem städtischen Ordnungsamt, wer es dort zu eilig hat.

„Uns geht es in erster Linie darum, zu sensibilisieren“, erläutert Polizeihauptkommissar Thomas Schuler den Sinn des Aktionstages. „Es ist wichtig zu wissen, was beim Autofahren schon mit nur 30 km/h passieren kann.“

Dem stellvertretenden Leiter der Polizeistation Heusenstamm und seinen Kolleginnen und Kollegen ist die Aufklärungsarbeit sehr wichtig. „Die Leute sollen über das Thema nachdenken. Je mehr das publik wird, desto wahrscheinlicher wird, dass es weniger Unfälle gibt.“

Aber warum dann der ungünstige Termin des Speedmarathons – ausgerechnet in den Ferien und während des Bahnstreiks, der viele ins Homeoffice zwingt? „Der Termin ist europaweit festgelegt. Da können wir nichts machen“, sagt Schuler. Er verweist darauf, dass Kontrollen wie die aktuelle selbstverständlich auch an anderen Tagen organisiert werden. „Wir sind hier regelmäßig. Zuletzt erst am vergangenen Mittwoch.“

Die Frequenz auf dem Platz bei den Kleingärtnern ist niedrig. Die Polizei muss nur wenige Autos aus dem Verkehr herauswinken. Ein silberner Kombi mit Limburger Kennzeichen ist darunter. Darin sitzt ein Ehepaar mit kleinem Sohn. Der Wagen ist nicht wegen zu hohen Tempos aufgefallen, sondern weil die Frau am Steuer nicht angeschnallt ist. Als die Polizei einen ersten Blick ins Fahrzeuginnere werfen kann, wird schnell klar: Auch der kleine Bub ist nicht angeschnallt. Er sitzt nicht im sicheren Kindersitz vorn, auf dem Beifahrersitz, sondern auf der Rückbank auf dem Schoß seines Vaters. Der hält ihn fest, so gut das bei einem kleinen Kind eben geht.

Die Ordnungspolizei unterstützte den Aktionstag.
Die Ordnungspolizei unterstützte den Aktionstag. © Pelka, Bernhard

„So können Sie nicht fahren. Das ist gefährlich. Es kommt uns darauf an, dass Sie wissen, was passieren kann“, erläutern die Polizeibeamtin und ihr Kollege der Frau. Die sagt, der Kleine habe so lange gequengelt, bis sein Vater ihn eben nach hinten genommen habe. „Wir fahren nur eine kurze Strecke in ein Wirtshaus.“ Das hilft dann im Fall der Fälle leider aber auch nichts. Die Frau und ihr Mann müssen insgesamt 60 Euro blechen – und fahren langsam und vor allem angegurtet weiter.

Solche Zufallsfunde sind bei herkömmlichen Tempokontrollen immer drin. Thomas Schuler kennt sie aus langer Erfahrung fast alle. Dazu zählen neben Alltagsdelikten wie abgelaufener TÜV, kein Versicherungsschutz, kein Kindersitz, abgefahrene Reifen, entstempelte Plaketten und Fahren ohne Führerschein auch massivere Vorfälle. Zum Beispiel, dass der angehaltene Fahrer per Haftbefehl gesucht wird.

Auf dem Wendeplatz beim Kleingärtnerverein sprach die Polizei mit den Fahrern der herausgewunkenen Wagen.
Auf dem Wendeplatz beim Kleingärtnerverein sprach die Polizei mit den Fahrern der herausgewunkenen Wagen. © pelka

„Ein anderes Mal ist ein Wagen, den wir herauswinken wollten, einfach schnurstracks weitergefahren. Das endete nach einer Verfolgung dann mit einem Unfall und Fahrerflucht und bei der Festnahme mit Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Einen Führerschein hatte der Mann auch nicht.“ Noch ein anderer Fall ist Schuler gut in Erinnerung. „In einem Auto lagen Sturmhauben. Die waren für einen Raubüberfall benutzt worden.“

Derart spektakulär geht es an der Kontrollstelle in der Mainzer Straße nicht zu. Binnen zwei Stunden misst die Polizei 62 Fahrzeuge. Neun sind schneller unterwegs als die erlaubten 30 km/h und es gibt die zwei Verstöße gegen die Gurtpflicht. Noch erfreulicher ist die Bilanz wenig später in Obertshausen. Dort peilen die Ordnungshüter an der Bürgermeister-Mahr-Straße mit dem Lasergerät 86 Fahrzeuge an. Keines ist zu schnell, aber zwei Autolenker fahren ohne Gurt. Schuler ist hocherfreut: „Die Leute halten sich super ans Tempolimit.“

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