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Oase für Hummel & Co.

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Von: Andreas Pulwey

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Heike Koslov genießt auch im Winter die Ruhe in ihrem Garten.
Heike Koslov genießt auch im Winter die Ruhe in ihrem Garten. © Pulwey

Als die Nachricht vom Erreichen des 1. Platzes kam, war die Freude natürlich riesengroß. Heike Koslov hatte ihr Naturschutzprojekt beim Wettbewerb „Blühende Gärten“ des Regionalverbands Frankfurt Rhein-Main und der Kulturregion Frankfurt-Rhein-Main beworben. Die blütenreiche Pracht hinter ihrem Haus beeindruckte die Jury ganz besonders. Unter den 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bekam ihr natürliches Erholungsparadies die Bestnote. Der 1. Preis in der Kategorie Garten ging somit in die Grenzstraße.

Hainhausen - „Genauso einen Garten wollte ich schon immer haben“, erinnert sich die Hainhäuserin an die erste Besichtigung im Herbst 2020. Bei der Suche nach einer anderen Wohnung blieb ihr Auge und ihr Herz an der Grünfläche hängen. Ein Teich mit einem kleinen Holzsteg sollte es sein. Dazu ein steinerner Backofen und eine Pergola, die im heißen Sommer Schatten spendet. Der Traum vom naturnahen Garten war greifbar nah. Aber bekanntlich steht der Schweiß vor dem Erfolg. Das verwilderte Areal musste auf den 250 Quadratmetern in Form gebracht werden. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Jörg Grimmer ging Heike Koslov ans Werk. Mit Spaten, Harke und Säge bekam die robuste Natur einen neuen Charakter. Um Lebensraum für Teichmolch, Wasserkäfer und Libellenlarve zu schaffen, kam schwarze Teichfolie in die beiden Bodenvertiefungen. Nun schaut der bunte Eisvogel an den Gewässern vorbei, um sich ein Fischchen zum Frühstück zu fangen.

„Wir haben uns ausführlich darüber informiert, welche Pflanzen insektenfreundlich sind“, plaudert die studierte Umweltwissenschaftlerin aus der Planungszeit. Die Flora musste zu den Gegebenheiten des Gartens passen. Schleierkraut, Katzenminze, Lavendel und Kugeldisteln brachten lebenswichtigen Nektar für kleine Sechsbeiner. Kaum sprießten Duftnessel, Salbei und Sonnenhut, kamen Zitronenfalter, Admiral und Libellen zu Besuch. Die Brennnessel ließ Heike Koslov stehen, denn das Tagpfauenauge heftet ausschließlich dort seine Eier an.

Bei der Planung half Heike Koslov ihre berufliche Expertise. Als technische Angestellte bei der Unteren Naturschutzbehörde zog es sie häufig in die Natur, und beim Naturschutzbund Rodgau gab sie als Kindergruppenleiterin zehn Jahre lang ihr Wissen an den Nachwuchs weiter.

Mit diesem Erfahrungsschatz im Rücken platzierte sie zwischen den Stauden mehrere mit Holzwolle gefüllte, dekorative Keramiken. Sie dienen Kleingetier als Unterschlupf. Außerdem schlug die Hobby-Gärtnerin Nägel ins Holz, um Insektenhotels und Vogelnistkästen aufzuhängen. Damit Stachelritter im Winter Unterschlupf finden, stellte sie einen Igelunterschlupf auf.

In Heike Koslovs Garten blüht es nun vom zeitigen Frühling bis in den späten Herbst. Denn Insekten brauchen ihre Nahrung nicht nur im Sommer, sondern fast das ganze Jahr über.

Ihr Blick geht dabei über den Gartenzaun hinaus. Mit Sorge beobachtet die Rodgauerin den Insektenschwund. „Bei Wanderausflügen in verschiedenen Gegenden Deutschlands habe ich festgestellt, dass sich überall das gleiche problematische Bild zeigt.“ Die Zahl der kleinen Lebewesen geht zurück.

Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, schuf sie vor der Terrassentür ihr grünes Paradies. Mit der blühenden Oase setzt sie ein Zeichen pro Naturschutz.

Bei ihrem Arbeitgeber kam das Engagement gut an. Die Kolleginnen und Kollegen kündigten an, es ihr gleichtun zu wollen. „Es ist schön, auch Andere für die Natur zu begeistern, damit Menschen ihren Garten umgestalten.“ Es soll eine Motivation und ein Beitrag für den Erhalt der Tierwelt sein.

Mit ihrem Gewinn, einem tragbaren Solarpanel, möchte die Preisträgerin die Akkus ihrer mobilen Gartengeräte aufladen. Und ein Gutschein einer lokalen Gärtnerei wird in blühende Bepflanzung umgewandelt.

Von Andreas Pulwey

So präsentiert sich der prämierte Garten im Sommer. Viel Zeit und Arbeit brauchte die Wandlung vom Wildwuchs bis zur blühenden Oase.
So präsentiert sich der prämierte Garten im Sommer. Viel Zeit und Arbeit brauchte die Wandlung vom Wildwuchs bis zur blühenden Oase. © p

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