Ärger im Gewerbegebiet Jügesheim: Hotel und Firmen kritisieren Containerdienst

Im Gewerbegebiet Rodgau-Jügesheim steht ein Containerdienst in der Kritik, weil dieser Parkflächen von Nachbarfirmen zustellen soll. Auch ein Hotel fühlt sich larmbelästigt.
Rodgau – Klar. Ein Gewerbegebiet ist kein Ponyhof. Lärm, Dreck, viele Lkw. Da geht es schon mal zur Sache. Im Gewerbegebiet Rodgau-Jügesheim (Kreis Offenbach) allerdings herrschen auch Egoismen und das Recht des Schnelleren und Ausgebuffteren. Das empfinden zumindest manche Firmen rund um die Hermann-Staudinger-Straße so. Sie fühlen sich nach eigenen Angaben in ihren Betriebsabläufen durch Containerdienste und Lkw-Verkehr stark beeinträchtigt.
Gordon Lindner ist Geschäftsführer der Assion Haustechnik. Das Unternehmen grenzt an das Grundstück eines Containerdienstes. Lindner schützt seine Einfahrt mit Pfählen. Dreimal schon wurde die Stahlkonstruktion umgefahren, „beim letzten Mal hat sie einer dann gleich auch mitgenommen“. Wer konkret Schuld daran hatte, ist offen. Lindner zeigt Fotos. Darauf stehen Lkw bis an die Grenze seiner Einfahrt. „Wer bei uns raus will, sieht oft nichts. Das ist gefährlich. Die Stadt muss das unterbinden. Wir haben täglich bis zu 100 Kunden.“

„Die Stadt muss das unterbinden“: Hotel Rodgau im Gewerbegebiet kritisiert Staub und Lärm
Das Gelände mit den Containern dient laut Genehmigung von 2020 dem Bau einer Halle für die Prüfung von Transportbehältern und Containern. Die Halle steht bis heute nicht. Den Platz füllen vielmehr Container – mal mehr, mal weniger. „Dort wird nichts geprüft oder repariert, hier werden Container hingebracht und abgeholt“, reklamieren Lindner und sein Nachbar Abdullah Yüce, der sich um das Hotel Rodgau seiner Frau Silke kümmert. Ab 5.30 Uhr fühlten sich Gäste an manchen Tagen gestört. „Wie oft schon sind unsere Autos versaut worden“, klagt Lindner. „Den Staub im Sommer kann man sich nicht vorstellen. Und dann noch der Krach.“ „Ich habe zum Glück Dreifachfenster. Sonst könnten wir zumachen“, ergänzt Yüce. Laut Änderungsbescheid der Genehmigungsbehörde ist das Abstellen der Container auf dem Gelände allerdings zulässig. Grund: Das diene „dem Hauptzweck der Werkstatt“.
Yüce und Lindner haben im Grunde nichts gegen Containerdienste und Firmen mit vielen Lkw. „Klar brauchen wir die.“ Doch sind sie es leid, dass Brummis fast alle Parkplätze zuzustellen, dass Container oder leere Anhänger teils auch auf Sperrflächen stehen, dass sie auf Straßenkreuzungen und der Fahrbahn – auch gegen die Fahrtrichtung – umgeladen und mit Lkw lautstark in eine günstigste Beladeposition geschoben werden und dass beim Rangieren manchmal auch Privatgelände genutzt wird. Firmen wie die RP Group hängen große Schilder auf, um das zu unterbinden. Yüce wiederum hat per Video dokumentiert, dass zum Beispiel über Ostern ein einziger Containerdienst rund 60 Plätze belegt hatte, teils auf den dafür vorgesehenen Parkflächen, teils auf der Fahrbahn.

Stadt Rodgau reagiert auf Beschwerden von Hotelbetreiber - Abladen von Containern keine Sondernutzung
Das städtische Ordnungsamt kennt Yüces Beschwerden, kann ihm aber nicht helfen. Das Auf- und Abladen von Containern stelle keine Sondernutzung dar. Es handele sich vielmehr um eine unmittelbare Nutzung des Straßenraumes, die in einem Gewerbe- und Industriegebiet nicht ungewöhnlich sei. Eine Genehmigung müsse daher nicht eingeholt werden.
Die Conrec GmbH weist in einer schriftlichen Stellungnahme auf Anfrage der Offenbach Post darauf hin, Vorwürfe seien ihr „aktuell nicht bekannt“. Man sei „in regelmäßigem Kontakt mit unseren Nachbarn, auch mit dem Betreiber des Hotels saßen wir an einem runden Tisch. Wir stehen für einen Austausch jederzeit zur Verfügung und wirken auch gerne konstruktiv an der Behebung und/oder der Vermeidung von Konflikten mit. Aber wir werden gewiss nicht unseren in jeder Hinsicht rechtmäßigen Geschäftsbetrieb einstellen.“
Ärger im Gewerbegebiet Rodgau-Jügesheim: Bürgermeister hält zu Beschwerdeführern
Auch dem Hoteleigentümer sei „sofortige Abhilfe“ angeboten worden für den Fall, dass es zu einer für ihn störenden Situation kommen sollte. „Wir wurden jedoch bisher nie von ihm kontaktiert.“ Ein Hotelbetrieb in einem Industriegebiet, das bauplanungsrechtlich auch für sogenannte störende Industrie- und Gewerbebetriebe vorgesehen sei, sei „zumindest ungewöhnlich“.
Sollte es in der Vergangenheit in wenigen Einzelfällen berechtigte Beschwerden von Anwohnern gegeben haben, habe Conrec diesen Beschwerden „unverzüglich abgeholfen“. Zusätzlich habe man sichergestellt, „dass sich ein derartiger Vorfall nicht wiederholt“. Zumeist habe sich bei Klärung des Sachverhalts herausgestellt, „dass angeblich störende Fahrzeuge weder uns gehörten, noch unserem Geschäftsbetrieb zuzuordnen waren“. In dem Industriegebiet seien diverse Firmen – auch weitere Containerdienste – tätig, die „Anlieferungen und Abholungen mit Lkw zu verzeichnen haben“.
Ärger im Gewerbegebiet Rodgau-Jügesheim: Verhältnisse „untragbar“
Alle Conrec-Fahrzeuge hätten eine Straßenzulassung und dürften auf den ausgewiesenen Parkflächen unzweifelhaft auch parken. Die moderne Flotte erfülle alle Lärm- und Umweltvorgaben. Sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien sehr gut ausgebildet und würden regelmäßig geschult. Es sei Conrec nicht bekannt, dass Begrenzungspoller „von unseren Fahrern umgefahren werden“.
Bürgermeister Max Breitenbach sind die Probleme im Industriegebiet bekannt. Das gehe dort schon seit vielen Jahren so, sagt er. Die Verhältnisse seien „untragbar“, rechtlich aber in der Regel nicht zu beanstanden. Natürlich seien die Parkplätze eigentlich für alle da. Gespräche mit Conrec seien aber „ergebnislos verlaufen“. Schon vor 20 Jahren habe die Firma in einem Prozess gegen die Stadt gesiegt, als die Stadt vergeblich versucht habe, Halteverbotszonen in der Otto-Hahn-Straße und der Gutenbergstraße auszuweisen. Das Gericht habe entschieden, die Halteverbote seien wegen der ausreichenden Straßenbreite rechtswidrig. Breitenbach sagt, er sei mit den Beschwerdeführern aus dem Conrec-Umfeld „im Grunde total einer Meinung“, es gebe aber keine Handhabe. „Ich habe im Moment leider keine Lösung, wir bleiben dran.“ Im Industriegebiet Nieder-Roden gebe es ähnliche Probleme. (bp)
In Rodgau streitet sich ein Burgerladen-Betreiber mit den Stadtwerken. Eine Baustelle vor seinem Geschäft macht ihm zu schaffen.