Pommes & Co. am Strandbad-Kiosk

Prima entspannen, erfrischend im Wasser planschen und dazu ein kühles Getränk genießen: Im Strandbad Nieder-Roden lässt sich traumhaft Urlaub machen. Für andere bedeutet das Tagesgeschehen verantwortungsvolle Arbeit. Kioskbetreiber Philipp Klein ist einer von ihnen.
Nieder-Roden – 1984 inspirierte das Flair des Rodgauer Strandbads die Rodgau Monotones zu ihrem Song: „Saint-Tropez bei uns am Baggersee“. Bis heute sprüht Rodgaus Lieblingsbadeort vor magischer Anziehungskraft. Sonne, Wasser und Urlaubsgefühl locken bei blauem Himmel täglich Tausende an.
Die Badebegeisterten bringen Durst und Appetit mit. Und das Hungergefühl zieht sie zum Kiosk von Philipp Klein. Seit vier Jahren brutzelt der Obertshäuser für seine Gäste Pommes und Würstchen. Wo andere Urlaub machen, schwitzen er und seine Arbeitskräfte bei Sommerwärme und Ofenhitze.
Trotz der Mühen begeistert das Ambiente: „Natürlich ist es hier schön“, sieht der Kioskbetreiber das herrliche Drumherum. „Besonders, wenn man abends den See für sich hat“, dann kommt die Entspannung nach einem harten Arbeitstag. Bei einem selbstständigen Unternehmer stellt sich diese Ruhe allerdings erst nach 22 Uhr ein.
Philipp Klein ist Gesellschafter der City Promotion GmbH. Diese Woche gilt seine ganze Konzentration dem Strandbadfestival. Vom 15. bis zum 17. Juli bevölkern Bands wie Dr. Blond und DJs wie „Mütze und Katze“ die Bühne. Die Festivalbesucher spüren dann erstmals seit drei Jahren wieder den warmen Sand unter den Füßen. Beim Wippen im Takt und mit einem Cocktail in der Hand kommt das pure Strandvergnügen auf.
Ein Musikfestival bei Urlaubslaune mit bis zu 4 000 Gästen dürfte die ein oder anderen zarten Bande knüpfen. Vor drei Jahren stießen frisch Verliebte am Badesee gar auf den gemeinsamen Lebensweg an. Das Brautpaar war Stammgast und wählte einen der Pontons für den feierlichen Umtrunk. Philipp Klein erinnert sich an den Sommer 2019. In einem Boot schipperte er den Schampus hinaus auf den See. Das glückliche Paar zu bewirten, war für ihn ein unvergesslicher Augenblick.
Für ein Hochzeitsbüfett ist der Kiosk natürlich nicht ausgelegt. Die Speisekarte ist auf die Gelüste nach Süßem und Deftigem zugeschnitten. „Die Kleinen lieben Eiscreme und Pommes“, erläutert der Pächter den Geschmack seiner Kundschaft, die Großen mögen eher die würzige Currywurst und das kühle Blonde. Das sind die Klassiker am Badesee.
Am FKK-Strand betreibt die City Promotion GmbH einen kleinen Ausschankwagen. Dort serviert das Personal Schnitzelbrötchen, Rinds- und Bockwurst.
Selbst für einen Diplom-Betriebswirt wie Philipp Klein ist die unternehmerische Kalkulation seit der Pandemie schwieriger geworden. „Die Preise für die Mayonnaise haben sich verdoppelt“, schüttelt der Unternehmer den Kopf. Backwaren verteuerten sich dieses Jahr etwa um 30 Prozent. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir in eine Situation kommen, in der sich die Preise wöchentlich ändern.“
Getränke geliefert zu bekommen gleicht einem Gang ins Spielcasino. „Das ist katastrophal“, klagt der Unternehmer. Die gesamte Wirtschaft leidet unter den Lieferkettenproblemen. „Man muss jeden Tag um die Ware kämpfen.“ Die Logistikfahrer fehlen, sie wanderten während den Pandemiebeschränkungen in andere Branchen ab. Mit fatalen Auswirkungen für die Gastronomie: „Von 80 bestellten Limonadenkästen kommen nur zehn Prozent an.“ Selbst der große Brausehersteller aus den USA hat seine Flaschenproduktion in der Ukraine. So fehlen die gläsernen Füllbehälter an allen Theken und Kühlschränken.
Von der Problematik der Einkaufskalkulation spüren die Rodgauer Wasserratten nur wenig. Die Badeurlauber suchen am Gewässer die pure Lebensfreude. So sind die Bretter für das Stand-up-Paddeln sehr gefragt. Philipp Klein freut sich über die Nachfrage seines neuen Unterhaltungsangebots. Paddelnd und mit dem ganzen Körper balancierend, genießen die Freunde des vergnüglichen Wassersports den Wind und die Wellen. (Andreas Pulwey)