Rathaus Rodgau bleibt im Notfallmodus

Seit drei Wochen arbeitet die Stadtverwaltung Rodgau im Notfallmodus. Ein Ende ist noch nicht absehbar. Schon jetzt steht fest: Von den Erfahrungen sollen auch andere profitieren.
Rodgau – Nach dem Angriff auf ihr Computernetz sucht die Stadtverwaltung Rodgau den Kontakt mit anderen Betroffenen. „Wir wollen das, was wir lernen, auch anderen zur Verfügung stellen“, sagt Pressesprecherin Sabine Hooke. Davon kann zum Beispiel die Stadt Rastatt (Baden-Württemberg) profitieren, die am 7. März angegriffen wurde. Zuvor hatte Rodgau in Potsdam nach Erfahrungen gefragt. Die Landeshauptstadt Brandenburgs war schon zweimal von einem Cyberangriff betroffen.
Bisher gebe es keinen institutionalisierten Erfahrungsaustausch, bedauert Sabine Hooke. Jede betroffene Kommune müsse quasi das Rad neu erfinden. Deshalb habe sie beim „Cyber Competence Center“ des hessischen Innenministeriums (Hessen 3 C) angeregt, eine zentrale Informationsstelle einzurichten.
Alle IT-Systeme im Rathaus Rodgau sind abgeschaltet
Dabei geht es nicht nur um technische Notmaßnahmen, sondern auch um Fragen der Kommunikation. Wie schafft man es, dass die Verwaltung schnell wieder erreichbar ist? Wie kann man die Kommunikation innerhalb des Hauses aufrecht erhalten? Wie informiert man die Bürger?
Seit mehr als drei Wochen arbeiten Stadtverwaltung, Stadtwerke und Sozialstation sozusagen im Notfallmodus. Nach einem Cyberangriff vom 23. Februar ist das Computernetz abgeschaltet.
„Die IT-Abteilungen (...) arbeiten mit Hochdruck an umfangreichen Schutzmaßnahmen, um weitere Schäden zu verhindern und Systeme sowie Datenbestände abzusichern“, heißt es auf den Internetseiten der Stadt Rodgau. Auch externe Spezialisten seien eingebunden.
Als Vorteil erweist sich, dass Rodgau schon viele Dienstleistungen auf Online-Prozesse umgestellt hat. Das reicht von der Meldebescheinigung über die Kita-Anmeldung bis zur Hundesteuer. Diese Dienste laufen unabhängig vom Stadtnetz und sind weiterhin möglich.
Die wichtigsten Fragen rund um den Angriff und seine Folgen beantwortet die Stadt Rodgau auf ihrer Homepage unter dem Stichwort „FAQ zum Cyber-Angriff“.
Stadt Rodgau weiter offline: Ende nicht absehbar
Eine solche Frage-Antwort-Liste gibt es auch in Rastatt. Diese Stadt in der Nähe von Karlsruhe ist etwa so groß wie Rodgau. Die Stadtverwaltung dort hat mehr als 50 Büros kurzfristig mit Mobiltelefonen ausgestattet. Gestern wurden neue E-Mail-Adressen freigeschaltet. Rastatts Pressesprecherin Heike Dießelberg: „Wir gehen jeden Tag ein bisschen weiter in Richtung Normalgeschäft.“
Derzeit ist nicht absehbar, wie lange die Rathäuser nach den Hacker-Attacken noch lahmgelegt sind. Ein Blick nach Potsdam lässt ahnen, dass das lange dauern kann. Dort hatte die Stadtverwaltung ihre Internetleitungen am 29. Dezember vorsorglich abgeschaltet, weil es Hinweise auf einen bevorstehenden Cyberangriff gab. Bis alle Systeme wieder verfügbar waren, dauerte es acht Wochen. Nach dem großen Angriff von 2020 verging sogar ein Jahr, bis alles wieder lief. (Ekkehard Wolf)