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Respektvolle Ermunterung

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Viel Raum und viele Möglichkeiten: Lisa Friedrich (im Hintergrund) und Emily Lehr unterstützen die Turnstunden.
Viel Raum und viele Möglichkeiten: Lisa Friedrich (im Hintergrund) und Emily Lehr unterstützen die Turnstunden. © WEIL

Sportkurse für Kinder mit Behinderungen gibt es nicht wie Sand am Meer. Deswegen haben die Sportfreunde Rodgau, die in Kooperation mit dem TSV Dudenhofen eine spezielle Turnstunde anbieten, eine Marktlücke geschlossen.

Jügesheim – Die meisten Kinder haben Freude an der Bewegung, am Ausprobieren, an allem Spielerischen. Das ist beim Nachwuchs mit Einschränkungen und mit Behinderungen kein bisschen anders. Allerdings werden ihnen oft viel weniger Angebote gemacht.

Deswegen haben sich die Sportfreunde Rodgau in Kooperation mit dem TSV Dudenhofen 1889 die Turnstunde „ToKi – Tolle Kids“ einfallen lassen. Der Kurs für Kinder mit Behinderungen, Einschränkungen oder Handicaps ist geteilt für Drei- bis Sechsjährige und für Jungen und Mädchen ab sechs Jahren.

Die brandneue Halle in der Sportfabrik wird dafür in eine Bewegungslandschaft verwandelt, in der sich die Kinder ausprobieren und selbst erfahren können. Übungsleiterin Rebekka Kratz sagt, dass dabei besonderer Fokus auf die Förderung der Psychomotorik gelegt wird sowie das Selbstwertgefühl, die Muskulatur, das soziale Verhalten und die Ausdauer.

Schon seit zwölf Jahren gibt es die besondere Turnstunde, die Steffi Friedrich vom Sportteam des Vereins ins Leben gerufen hat. Vor fünf Jahren beerbte sie Rebekka Kratz, die die Kurse seitdem leitet. Unterstützt wird die Kunstgeschichtsstudentin derzeit dabei von Emily Lehr und Lisa Friedrich.

Die kleinen Gruppen mit maximal acht Kindern bieten den geschützten Raum und die Übersichtlichkeit, um sich wohlfühlen zu können. „Wir fördern, was die Kinder gut können“, sagt Rebekka Kratz. Die Jungen und Mädchen tun, was ihnen Spaß macht. Gerne übrigens mit Musik aus dem Kinofilm Bibi und Tina. Alles ist spielerisch, um Leistung geht es dabei nicht, sondern eher um eine Ermunterung. Die Übungsleiterin findet es besonders wichtig, die Kinder zu respektieren.

Wer was mag, ist völlig unterschiedlich. Autisten und Kinder mit Downsyndrom haben ihre eigenen Verhaltensweisen, auf die Übungsleiter eingehen müssen. Hilfreich ist dabei, dass es immer die bekannten Kontaktpersonen sind. Wie bei allen anderen Jungen und Mädchen ihres Alters spielt auch die Tagesverfassung eine Rolle.

Diejenigen, die schon längere Zeit dabei sind, können durchaus Erfolge vorweisen: Beim Nachwuchs mit Beeinträchtigungen geht es dabei aber nicht um höher, weiter, schneller, sondern beispielsweise darum, die Angst vor einer Bewegung oder einem Gerät zu überwinden. Erzwungen wird dabei nichts. Alles tun die kleinen Turner aus freien Stücken – oder eben nicht. „Das ist Ziel ist es, die Kinder zu integrieren in die herkömmlichen Sportangebote“, sagt Steffi Friedrich.

Die Eltern, die aus Rödermark, Obertshausen, Heusenstamm oder Rodgau kommen, sind froh, dass ihre Kinder in der Turnhalle ein wenig „Normalität erleben“. Außerdem schätzen die Eltern oder Großeltern den Austausch untereinander, denn für die meisten rentiert es sich kaum, während der Turnstunde wegzufahren.

„Es sind ja besondere Probleme, die unsere Familien haben, das verstehen andere oft nicht“, berichtet eine Mutter. Ein Vater sagt: Das Angebot sei sehr wertvoll, denn seine Tochter komme erschöpft und zufrieden heim. (Von Simone Weil)

Kontakt

Die Turnstunde für Kinder mit Beeinträchtigungen wird angeboten: montags in der Zeit von 16 bis 17 Uhr für Drei-bis Sechsjährige sowie von 17 bis 18 Uhr für Kinder ab sechs Jahren. In der älteren Gruppe ist noch Platz. Anmeldung unter sportteam@ sportfreunde-rodgau.de.

Auch wenn das Bällchenbad improvisiert ist: Spaß macht es trotzdem.
Auch wenn das Bällchenbad improvisiert ist: Spaß macht es trotzdem wie man bei Anna-Lena sieht (hier mit Rebekka Kratz). © Weil

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