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Grabungen in Rodgau: Welche Geheimnisse schlummern auf dem Brückenmühle-Areal?

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Gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern graben Gesine Weber und Nunzia Macchiarella von der Unteren Denkmalschutzbehörde auf dem Grundstück Pfarrgasse 12 nach Überresten der ehemaligen Brückenmühle.
Gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern graben Gesine Weber und Nunzia Macchiarella von der Unteren Denkmalschutzbehörde auf dem Grundstück Pfarrgasse 12 nach Überresten der ehemaligen Brückenmühle. © Wolf

In Rodgau suchen Archäologen ein Gelände an der Pfarrgasse ab. Sie hoffen unter anderem, einen Brunnenschacht zu finden.

Rodgau – Mehr als 50 Jahre nach dem Abriss einer alten Hofreite in Rodgau (Kreis Offenbach) findet dort eine archäologische Grabung statt. Die Bodendenkmalpflege des Kreises Offenbach sucht an der Pfarrgasse nach Resten einer Wassermühle aus dem Spätmittelalter. Einen Teil der Grundmauern hat das Team schon freigelegt. Zu den weiteren Fundstücken zählen Keramikscherben und ein Balken aus Eichenholz.

Die ersten beiden Suchabschnitte wurden bereits am 3. Februar angelegt. Am Mittwoch (09.03.2022) dieser Woche ging die Arbeit weiter. „Das ist nur eine Vorsondierung“, erklärt Archäologin Gesine Weber. Mit Kunsthistorikerin Nunzia Macchiarella und ein paar Ehrenamtlichen untersucht sie das Gelände: „Richtig gegraben wir erst ab Ende April.“

Kreis Offenbach: Grabungsfeld in Rodgau war einst Festgelände

Die Wiese an der Pfarrgasse 12 in Rodgau-Weiskirchen diente unter anderem als Parkplatz und zur Kerb als Festgelände. Dass sie eines Tages ein Grabungsfeld werden würde, war lange klar. Ein Teil des Grundstücks gehört zum Bodendenkmal „Historische Altstadt Weiskirchen“.

Auf einer Ortsansicht von 1942 ist die Brückenmühle rechts zu sehen. Das Foto stammt aus dem Archiv des Heimat- und Geschichtsvereins.
Auf einer Ortsansicht von 1942 ist die Brückenmühle rechts zu sehen. Das Foto stammt aus dem Archiv des Heimat- und Geschichtsvereins. © P

Ein Bauvorhaben ist der Anlass für die Grabung. Vier Wohnhäuser sollen auf dem etwa 1450 Quadratmeter großen Grundstück entstehen. Der Bauantrag liegt seit Dezember vor. Der Bauherr habe sich schon früh an die Bodendenkmalpflege gewandt, würdigt Gesine Weber: „Das ist der Vorteil für die Bauherren: Wenn sie rechtzeitig auf uns zukommen, entsteht kein Zeitdruck.“

Auf alten Katasterplänen ist die Mühle mit Wohnhaus und Scheune noch verzeichnet. Die Archäologin wusste also ziemlich genau, wo sie in Rodgau graben muss. Schon beim ersten Versuch stieß ihr Team auf den Innenraum der alten Mühle. Die Grundmauern bestanden aus hartem Basalt, die Ecken aus Sandstein.

Rodgau (Kreis Offenbach): Bauweise der alten Brückenmühle könnte Segen werden

Der Boden der alten Brückenmühle wurde später mit einem Estrich aus Beton befestigt. Aus heutiger Sicht könnte sich das als segensreich erweisen. Vielleicht hat der Betonboden einige Zeugnisse der Vergangenheit konserviert. Das wird sich aber erst zeigen, wenn er in ein paar Wochen entfernt wird.

Hier floss einst die Rodau entlang: Archäologin Gesine Weber misst die Höhe der teilweise freigelegten Außenmauer.
Hier floss einst die Rodau entlang: Archäologin Gesine Weber misst die Höhe der teilweise freigelegten Außenmauer. © Wolf

Kreis Offenbach: Alter Mühlstein in Rodgau zu finden?

„Es wäre schön, wenn wir noch einen Mühlstein oder ein Bruchstück davon finden würden“, sagt Gesine Weber. Aber auch andere Zeugnisse aus dem Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit wären willkommen. Dabei hofft die Archäologin auch auf einen Brunnenschacht, der bisher noch nicht gefunden wurde.

Wie alt ist dieses Stück eines Eichenstamms? Durch die Vertiefung rechts könnte einst ein Seil gelaufen sein.
Wie alt ist dieses Stück eines Eichenstamms? Durch die Vertiefung rechts könnte einst ein Seil gelaufen sein. © Wolf

Die ersten Bodenfunde sind bereits gesichert. Dazu zählen einige Scherben aus glasierter Keramik, die nach dem ersten Eindruck aus der Neuzeit stammen. „Nichts Spektakuläres“, wie Gesine Weber sagt. Das älteste Bruchstück gehört ihrer Schätzung nach zu einer Ofenkachel, wie es sie im 15. Jahrhundert gab; solche Kacheln wurden aber auch später nachgebaut.

Das bisher größte Fundstück aus Rodgau ist ein Balken aus Eichenholz: ein grob behauenes Stück eines Baumstamms mit einer markanten Einkerbung. „Wir vermuten, dass er aufrecht stand und dass ein Seil hindurchgelaufen ist“, sagt Helmut Trageser vom Heimat- und Geschichtsverein. Der Balken lag 80 Zentimeter tief und wurde vom Grundwasser konserviert. Sein Verwendungszweck ist so unklar wie sein Alter. Ein Spezialist soll untersuchen, wann der Baum gefällt wurde. Es wird sich zeigen, welche Geheimnisse der Boden noch verrät. Für Archäologin Gesine Weber ist wichtig, „dass man es noch mal dokumentiert, bevor das Grundstück bebaut wird“: „Dann ist schließlich ja wieder ein Stück Lokalgeschichte weg.“ (Von Ekkehard Wolf)

In Rodenbach kam es bei Grabungen im Dezember 2021 zum Eklat: Unbekannte plünderten dort die Grabungsstätte.

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