Rodgau: Verkehrsblockaden bringen Busfahrer an Grenzen

Falschparker halten in Rodgau die Mindestabstände nicht ein. Busfahrer bekommen so durch Blockaden Probleme, auf ihrer Route pünktlich zu sein.
Rodgau – Busunternehmer Ronny Hain ist verzweifelt: „Wir fahren in Rodgau seit fast 45 Jahren den Stadtbus. Ein solches Chaos hatten wir noch nie.“ Was der Mitgesellschafter der Schau-ins-Land-Hain GmbH als Chaos bezeichnet, geht zurück darauf, dass die Stadt seit etwa 18 Monaten das verkehrswidrige Parken auf Gehwegen konsequent ahndet. Falschparker werden auf die Straße gedrängt und stellen sich jetzt (erneut verkehrswidrig) derart dicht hin, dass Busse nicht weiterkommen.
Zuletzt mussten der Ober-Röder Kraftverkehrsunternehmer Hain den Betrieb der Stadtbuslinie OF 40 sogar vorzeitig einstellen. Drei Fahrzeuge steckten gleichzeitig fest: in der Rathenaustraße, der Wasserfallstraße (beide Jügesheim) und der Marienstraße (Hainhausen). „Da war auch mit Umleitungen nichts mehr zu retten.“
Verkehrsblockaden in Rodgau – Bürgermeister verweist auf Straßenverkehrsordnung
Solche Blockaden müssten nicht sein, sofern Autofahrer beim Parken die Straßenverkehrsordnung (StVo) beachten, sagt Bürgermeister Max Breitenbach. Er verweist darauf, dass laut StVo und Gerichtsurteilen 3,05 Meter Straßenbreite frei bleiben müssen, sobald Autos parallel zueinander auf beiden Straßenseiten parken. Nur dann sei sichergestellt, dass die Feuerwehr, Müllfahrzeuge und auch Busse durchkommen. Auch hielten sich viele nicht an den Mindestabstand vor und nach Kreuzungen (fünf Meter Fahrbahn müssen frei bleiben). „Es wird zu dicht an den Ecken geparkt, da kommen die Busse nicht herum.“
Zur Vorgeschichte: Seit etwa eineinhalb Jahren ahndet die Stadt das verbotswidrige Gehwegparken (mindestens 55 Euro Knöllchen) konsequent. Jahrzehntelang war es stillschweigend geduldet wurden. Los ging es in der Ludwigstraße, es kamen immer in zeitlichen Abständen die Dudenhöfer Straße, die Babenhäuser Straße und andere hinzu. Am 4. Oktober erhielten Anwohner der Von-Weber-Straße (Weiskirchen), der Marien- und Westendstraße (Hainhausen), der Wasserfall und Rathenaustraße (Jügesheim) und der Wiesenstraße (Dudenhofen) die städtische Info, dass das Gehwegparken nicht mehr akzeptiert werde. Seither haben Hains Busse immense Probleme – und damit vor allem die Fahrgäste. Kinder und Jugendliche kommen zu spät zur Schule, Erwachsene verpassen wichtige Termine. „Wir sind da unverschuldet reingekommen“, sagt der 37-jährige Unternehmer. „Unsere Kunden sind Pünktlichkeit gewöhnt. Das geht so nicht weiter.“
Verkehrschaos in Rodgau – Anwohner empfinden Vorgehen als Schikane
Besonders hakt es in der Rathenaustraße zwischen der Konrad-Adenauer-Straße und Wasserfallstraße, in der Wasserfallstraße selbst und in der Marienstraße. Nach zahlreichen Einsätzen des Ordnungsamts wegen Bus-Blockaden hat das Amt am Mittwoch in der Rathenaustraße, der Wasserfallstraße und der Marienstraße zur Verbesserung der Durchfahrtsmöglichkeit ein einseitiges absolutes Halteverbot eingerichtet. Das gilt zunächst nur bis 2. November. Ziel des Versuchs ist es der Stadt zufolge aber, jene Fahrbahnseite herauszufinden, auf der es am sinnvollsten ist, das absolute Halteverbot dann dauerhaft einzurichten.
Anwohner empfinden schon den Versuch als Schikane: „Unsere Straße, die Wasserfallstraße, wird schon Jahrzehnte von Bussen, Lkw, Baufahrzeugen, Feuerwehr benutzt. Seit ein paar Wochen wurde uns verboten, mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig zu parken, obwohl der zwei Meter breit ist. Wir wurden aus dem Bett geklingelt. Meiner Lebensgefährtin fällt es sehr schwer zu laufen, daher auch das Fahrzeug. Wir empfinden das alles als reine Schikane, denn bisher hat sich noch keiner beschwert“, argumentiert Anwohner Dieter W. Bouwman. „Irgendwo müssen unsere Autos doch stehen“, sagen andere erbost.
Bus-Unternehmer über Situation in Rodgau: „Die nervliche Belastung für meine Fahrer ist enorm“
Der Frust entlädt sich alle paar Minuten. Ronny Hain führt Protokoll über die Zwischenfälle und meldet sie den Stadtwerken und dem Ordnungsamt weiter. Das liest sich dann so: „Dienstag, 18. Oktober, 5.32 Uhr: Zwei Busse stehen gleichzeitig in der Rathenaustraße und der Marienstraße. 5.48 Uhr: Bus kommt in der Marienstraße nicht weiter. 6.43 Uhr: Zwei Busse stecken gleichzeitig in der Rathenaustraße fest.“

So geht das morgens und abends jeden Tag – mit entsprechenden Auseinandersetzungen. Die Anwohner hätten zwar Verständnis für die Busfahrer. Trotzdem komme es zu Diskussionen. „Dann muss das Ordnungsamt kommen und notfalls abschleppen lassen. Bis alles erledigt ist, haben wir Verspätung. Manchmal steht der Nachfolgebus schon hinten dran. Die nervliche Belastung für meine Fahrer ist enorm.“
Hain versucht, mit Extrabussen, die er aus der eigenen Tasche bezahlt, wenigstens die Kinder zum Beispiel von der Schule am Bürgerhaus rechtzeitig nach Rollwald zu fahren. „Das kann aber kein Dauerzustand sein.“ (Bernhard Pelka)
Immer wieder kommt es in der Region regelmäßig zu Verkehrsunfällen. Nach einem schweren Unfall am Mittwoch (19. Oktober) im Kreis Offenbach, kam ein Mann ums Leben.