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Rodgau: Weltkriegs-Bunker clever genutzt

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Von: Bernhard Pelka

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Rainer Müller im Gewölbeabgang zu seinem Bunker mitten im Garten.
Rainer Müller im Gewölbeabgang zu seinem Bunker mitten im Garten. © pelka

Im Garten von Rainer Müller in Rodgau befindet sich ein alter Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Der neue Besitzer hatte eine kuriose Idee, wie er das alte Gemäuer verwenden kann. 

Rodgau – Eine Familie in der Kolpingstraße hat ein ungewöhnliches Getränkelager: einen ehemaligen Weltkriegsbunker, in dem es unter der Erde selbst bei Tropenhitze draußen schön kühl ist. Das Relikt aus schlimmen Zeiten hatten einst mehrere Hausgemeinschaften gemeinsam betoniert, um darin bei Bombenangriffen der Alliierten Zuflucht zu suchen.

Weltkriegsbunker in Rodgau als Getränkelager: Haus mit „spezieller Zutat“

„Ich mach’ mit meiner Lampe mal Licht“, sagt Rainer Müller. Dann betritt er einen düsteren Zugang, der aussieht wie ein Gewölbe und steigt links um die Ecke ein paar Stufen hinab. Schnell erscheint im Lichtkegel eine lange, schmale Röhre – etwa zwei Meter hoch und zwei Meter breit. Auf Europaletten lagern Getränke. Zu erkennen sind noch Bierzeltgarnituren und ein paar weiße Plastikstühle. Am Ende des Tunnels ist in der Wand eine fenstergroße Nische – zugemauert. „Das war der Notausgang. Den haben wir dicht gemacht“, erzählt der 61-Jährige. „Genauso wie die Lüftungskanäle.“

Zusammen mit seiner Frau Linda hat er vor acht Jahren das Haus Kolpingstraße 12 gekauft – und mit dem Haus eine sehr spezielle Zutat: einen Bunker mitten im Garten. Der technische Angestellte beauftragte nach dem Hauskauf zwar eine Baufirma mit der Beseitigung der Betonröhre, die 2012 noch ein großes Hochbeet verdeckte. Nach einem ganzen Tag vergeblicher Arbeit wurde dieser Plan aber zu den Akten gelegt. „Da ist jede Menge Stahl drin. Unter anderem Achtkant-Eisen – so dick wie eine Kartoffel,“ erzählt der gebürtige Heusenstammer. „Also haben wir gesagt: Weg kriegen wir ihn nicht. Machen wir das Beste daraus.“

Die Betonröhre ist neun Meter lang und absolut trocken.
Die Betonröhre ist neun Meter lang und absolut trocken. © pelka

Rodgau: Bunker im Garten als Getränkelager – Betondecke dient als Spiel- und Sitzplatz

Wenigstens das marode Hochbeet ließ sich abbauen. Darunter kam die ebene Betondecke zum Vorschein. Sie dient heute als Spiel- und Sitzplatz. Der Zugang zum unterirdischen Bunker war früher eine Rampe. „Damit die Leute in Panik nicht stürzen.“ Rainer Müller ließ ihn umbauen. Jetzt führt eine gegossene Treppe hinab, übermauert von einem Gewölbe aus schweren Basaltbruchsteinen. Die bilden an der Oberfläche einen Steingarten mit spezieller Bepflanzung.

Über die Geschichte des Bunkers ist seinem heutigen Besitzer nicht viel bekannt. Ein inzwischen verstorbener Nachbar und weitere Ur-Weiskircher konnten bei einem Ortstermin vor zig Jahren zwar Einiges erzählen. Im Dunkeln aber blieb zum Beispiel sogar das Baujahr. Ein Rätsel ist bis heute auch, warum die Amerikaner den Schutzraum nach Kriegsende nicht – wie so viele andere – gesprengt haben. Rainer Müller: „Sie haben ein Loch rein gemacht, mehr nicht.“ (Von Bernhard Pelka)

In Frankfurt-Fechenheim wurde zwei Jahre lang ein ehemaliger Hochbunker zu Wohnungen umgestaltet, die seit September 2019 bezogen werden konnten. In Dreieich finden Arbeiter einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Verantwortlichen haben schon verschiedene Gedankenspiele durch und bereits einige Möglichkeiten verworfen.

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