Rodgau: Leben ohne Alkohol und Drogen

Seit fünf Jahrzehnten besteht die Gemeinschaft Lauterborn der Guttempler. Sie wurde in Offenbach gegründet, ist aber seit fast 30 Jahren in Rodgau daheim.
Rodgau/Seligenstadt – Leben ohne Alkohol und Drogen, andere begleiten auf dem Weg aus der Sucht in die Abstinenz und nicht zuletzt füreinander da sein – seit fünf Jahrzehnten hält die Gemeinschaft Lauterborn die Ideale der Guttempler hoch. Einst in Offenbach gegründet, residiert die Gruppe seit fast 30 Jahren in Rodgau und feierte ihr Jubiläum am Samstag in Seligenstadt.
Geografisch etwas unstet hatte die Geschichte der Gruppe, eine von unzähligen in weltweit 135 nationalen Mitgliedsorganisationen, am 6. Mai 1973 schon begonnen. In der Annahme, im Stadtteil Lauterborn zu sein, hätten die zehn Gründungsmitglieder der damaligen Tradition gemäß den Namen des Gründungsorts gewählt, berichtete Vorsitzender Konrad Seib bei der Feierstunde im Winterrefektorium der ehemaligen Benediktiner-Abtei. Später stellte sich heraus, dass die Gründung tatsächlich nicht in Lauterborn, sondern im Offenbacher Musikerviertel stattgefunden hatte, der Name aber blieb – denn, so Seib: Das Wort Lauterborn bedeute so viel wie reines Wasser oder edler Quell.
Damit ist das Wesen der Guttemplergemeinschaft mit ihren Grundsätzen – Enthaltsamkeit, Geschwisterlichkeit und Frieden – aus Sicht des Vorsitzenden recht treffend umschrieben. Lauterborn hieß die Gruppe auch nach dem Umzug 1994 nach Rodgau in die damalige Altentagesstätte Hainhausen. Am Stammsitz in der Offenbacher Paul-Gerhardt-Gemeinde sei die Miete zu teuer geworden, kündet die Chronik.
2010 fanden die Guttempler ihre Heimat in den Räumen des Seniorentreffs im Sozialzentrum Weiskirchen. Dort am Bürgerhaus treffen sich die derzeit 21 Mitglieder nach wie vor jeden Freitag gegen 19 Uhr, um sich auszutauschen und jenen zur Seite zu stehen, denen ihre Bemühungen gelten: Menschen, die sich nicht allein von ihrer Sucht nach Alkohol, Medikamenten oder anderen Drogen befreien können sowie deren Angehörigen.
Diesem Dienst hat sich seit der Gründung der Lauterborn-Gemeinschaft das Ehepaar Willibald und Edith Sahm gewidmet. Er, zuvor in der Guttempler-Gemeinschaft Tempelsee engagiert, war bis in den vergangenen Sommer 48 Jahre lang Vorsitzender bei Lauterborn, seine Frau widmete sich in dieser Zeit vor allem der Vorbereitung und Abwicklung von Veranstaltungen. Den beiden einzigen verbliebenen Gründungsmitgliedern gratulierten bei der Feierstunde mit rund 50 Gästen unter anderem die stellvertretende Bundesvorsitzende der Guttempler, Simone Giel, Landesverbandschef Ulrich Bernhard sowie der Rodgauer Stadtrat Heiko Lautenschläger.
Eine Auszeichnung und ein Jubiläumsgeschenk hatte Bernhard der Gruppe mitgebracht, die laut Giel in fünf Jahrzehnten einen „unschätzbaren Beitrag zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens“ geleistet hat. „Sie bieten die Hand und hören anderen zu“, würdigte Lautenschläger das Wirken der Guttempler. Ihr Engagement in Rodgau gehe weit über die Tätigkeit einer reinen Selbsthilfeorganisation hinaus. (zrk)