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„Als Eltern allein gelassen“: 150 Kinder warten vergeblich auf Kita-Platz

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Von: Ekkehard Wolf

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Eine Baustelle ist die Kita Hauptstraße 177 in Weiskirchen mit zehn aufgesetzten Wohnungen. Das Haus soll im zeitigen Frühjahr fertig sein.
Eine Baustelle ist die Kita Hauptstraße 177 in Weiskirchen mit zehn aufgesetzten Wohnungen. Das Haus soll im zeitigen Frühjahr fertig sein. © Pelka

Etwa 150 Kinder warten in Rodgau (Kreis Offenbach) auf einen Platz im Kindergarten. Die Stadt hat die Kriterien zur Platzvergabe angepasst. Das sorgt für Kritik.

Rodgau – Noch immer warten etwa 150 Kinder ab drei Jahren auf einen Platz im Kindergarten, obwohl die Stadt seit Jahren in Neubauten investiert. Drei Kitas sind zurzeit im Bau. Ein aktueller Fall betrifft ein Mädchen aus Dudenhofen, das im Dezember drei Jahre alt wird. Die Eltern hatten das Kind schon angemeldet, als es erst einen Monat alt war.

Seit 11. Januar 2019 ist das Mädchen im elektronischen Kita-Portal der Stadt Rodgau angemeldet. Auch damals waren Kita-Plätze Mangelware. Seither habe die Stadt die Vergaberichtlinien geändert, ohne die Eltern zu informieren, kritisiert die Mutter Stephanie Süß: „Geschwisterbonus, die frühzeitige Anmeldung im Portal oder die Berufstätigkeit beider Elternteile zählten nicht mehr.“

Rodgau (Kreis Offenbach): Nur Alter als Kriterium für Platzvergabe relevant

„Die Platzvergabe richtet sich ausschließlich nach dem Alter“, teilt Gregor Eberhard von der städtischen Pressestelle mit. Andere Kriterien seien gesetzlich nicht relevant. Einen Spielraum für Ausnahmen gebe es nicht. Eltern könnten jedoch ihre Chancen erhöhen, indem sie die Suche auf mehrere Einrichtungen ausdehnen.

Für die Eltern aus Dudenhofen wird die Zeit knapp: „Wir brauchen für unsere Tochter ab Dezember 2021 dringend einen Kita-Platz. Unsere Vormerkung haben wir bereits auf weitere Stadtteile Rodgaus ausgeweitet.“ Ein Brief des Arbeitgebers, der die Dringlichkeit betont, habe im Rathaus nichts bewirkt.

Trotz zahlreicher E-Mails an die Stadtverwaltung und den Sozialdezernenten Michael Schüßler man „mit standardisierten E-Mails und Hinweisen auf weitere bald öffnende Kitas hingehalten“, kritisiert Stephanie Süß: „Als Eltern in Rodgau wird man in diesem Punkt von der Stadt allein gelassen, es wird einem kein Verständnis für die persönliche Situation entgegengebracht. (...) Man ist nicht an einer Lösung interessiert, sondern sitzt es im wahrsten Sinne aus.“

Rodgau (Kreis-Offenbach): Notlage trotz Kita-Neubau

Die Stadt Rodgau investiere seit Jahren intensiv in den Kita-Bau, betont Pressesprecher Gregor Eberhard. Trotz aller Bemühungen bestehe zurzeit noch eine Notlage. Zum 1. März 2022 stünden etwa 150 Kinder ab drei Jahren auf der Warteliste. Bis dahin gingen voraussichtlich 200 neue Ü3-Plätze ans Netz. Bei diesen Zahlen handele es sich aber um eine Momentaufnahme. Durch Umzüge könne sich die Situation täglich ändern.

Dass derzeit drei Kitas im Bau sind, löst das Problem von Stephanie Süß nicht: „Die Stadt hätte sich schon viel eher kümmern müssen.“ In Bezug auf die drei Neubauten will die Stadtverwaltung keine falschen Hoffnungen wecken. „Plätze in den neuen Kitas können wir erst vergeben, wenn die Abnahme erfolgt ist und das Personal da ist“, unterstreicht Eberhard. Für die Kita 18 neben der Sporthalle Jügesheim seien bereits Vormerkungen möglich.

Den Eltern, die dringend einen Kita-Platz suchen, ist damit nicht geholfen. Sie müssen sich nach einer Alternative umsehen – oder den Rechtsanspruch ihres Kindes einklagen. (Ekkehard Wolf)

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