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„Das kann so nicht bleiben“: Monströser Zaun erhitzt die Gemüter

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Von: Bernhard Pelka

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Dieser Zaun erhitzt die Gemüter.
Dieser Zaun in Rodgau erhitzt die Gemüter. © Pelka

In Rodgau im Kreis Offenbach macht ein hässlicher Zaun Ärger. Dabei kann die Stadt es besser, wie ein Beispiel in der Nähe zeigt. Die Verantwortlichen verteidigen sich.

Rodgau – Zaun-Ärger in Dudenhofen: Dort hat die Stadt entlang einer ihrer Kitas einen monströsen Sichtschutzzaun (42 Meter) errichtet, der ihren eigenen Ansprüchen an Ästhetik widerspricht – und das ausgerechnet vor einem Baudenkmal. Dabei diskutiert die Lokale Partnerschaft aus Bürgern und Stadtplanung derzeit Möglichkeiten, wie die Stadt Anreize für Privatleute schaffen könnte, dass sie gerade solche Zäune abbauen oder erst gar nicht aufstellen.

Die Stadt hat den Sichtschutzzaun vor der Kita 1 am Ludwig-Erhard-Platz errichtet. Die Kita arbeitet im früheren Schwesternhaus. Die schwarze Front wird als hässlich und auch als unpassend für das denkmalgeschützte Gebäude empfunden. Zumal die Stadt es besser kann: In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kita 1 ist die Kita 14 im ebenfalls denkmalgeschützten Alten Rathaus untergekommen. Der Sockel und die Pfosten des Zauns davor nehmen in Form, Material (Sandstein) und Farbe Gestaltungselemente der bestehenden Architektur auf und harmonieren mit Althergebrachtem.

Es geht doch: Der Zaun an der Kita 14 ist gelungen.
Es geht doch: Der Zaun an der Kita 14 ist gelungen. © Pelka

Zaunärger in Rodgau im Kreis Offenbach: „Das kann so nicht bleiben“

„Das kann so nicht bleiben“, fordert der frühere Dudenhöfer Ortsvorsteher Karl-Heinz Kühnle, dessen Elternhaus genau gegenüber dem Zaun steht. „Seit drei Jahren diskutieren Bürger und die Stadtplanung in der Lokalen Partnerschaft darüber, wie Dudenhofen schöner werden könnte. Erst jetzt haben wir Förderanträge von 2,7 Millionen Euro für Maßnahmen gestellt – und dann liefert die Stadt hier so etwas Billiges ab. Das darf nicht passieren. Der Zaun muss weg.“

Das wird nicht geschehen. „Das wäre wirtschaftlich nicht vertretbar“, argumentiert der städtische Fachdienstleiter Stadtplanung, Peter Kämmerling, die Lage. Auch er ist zwar der Meinung, der Stabgitterzaun mit den eingefädelten Kunststoffbahnen passe nicht zum Umfeld. „Und ja: Das ist nur die zweit- oder drittbeste Lösung, und auch wir hätten uns einen sensibleren Umgang mit dem Denkmal gewünscht“, sagt er. Dass dies nicht der Fall sei, dafür gebe es allerdings schlüssige Erklärungen. So habe der Eigentümer eines Grundstücks an der Kita, das dieser jahrelang als Freifläche gedient habe, „recht kurzfristig diese Fläche gekündigt“.

So sah der Platz am Schwesternhaus (rechts) in den 80ern aus.
So sah der Platz am Schwesternhaus (rechts) in den 80ern aus. © Privat

Rodgau (Kreis Offenbach): Stadt verteidigt den Zaun vor der Kita

Dafür habe dann Richtung Ludwig-Erhard-Platz schnell Ersatz geschaffen werden müssen. Es sei nicht genug Zeit verblieben, um dort einen ordentlichen neuen Zaun aufzustellen. Bei der Einfriedung für die benachbarte Kita 14 hingegen habe die Stadtplanung viel mehr zeitlichen Vorlauf gehabt. Etwa 40 .000 Euro seien dafür im städtischen Finanzhaushalt eingestellt, länger geplant, eine ordentliche Statik gemacht und die Baumaßnahme ausgeschrieben worden. An der Kita 1 sei das einfach nicht möglich gewesen. „Wir mussten schnell handeln und den bestehenden Zwängen gehorchen.“ Sichtschutzzäune dieser Art seien an städtischen Kitas Standard, um Kinder vor unseriösen Blicken zu schützen.

Der Besitzer der früheren Kita-Freifläche räumt gegenüber unserer Zeitung ein, die Kündigung der Überlassungsvereinbarung mit der Stadt sei zwar kurzfristig gewesen. Er habe allerdings schon seit März 2019 in mehreren Sitzungen der Lokalen Partnerschaft darauf verwiesen, dass es für die etwa 100 Quadratmeter im Zuge der geplanten Neuordnung des Ludwig-Erhard-Platzes eine andere Lösung geben müsse.

Er wolle die Fläche, die er der Stadt vergebens zum Kauf angeboten und 30 Jahre lang kostenlos für die Kita überlassen habe, wiederhaben. „Darauf hat nie jemand reagiert, obwohl meine Bitte protokollarisch festgehalten wurde. Als dann plötzlich, ohne zu fragen, neue Klettergerüste mit Fundamenten und Betonarbeiten aufgestellt werden sollten, habe ich die Überlassungsvereinbarung gekündigt“, sagt der Mann, der in der Zeitung namentlich nicht genannt sein möchte.

Im Übrigen habe die Stadt seine 100 Quadratmeter in den 80er Jahren als Ausgleichsfläche ja nur gebraucht, weil sie für die damalige Ausweitung des Ludwig-Erhard-Platzes der Kita Gelände abgenommen habe. „Das reichte damals bis zur Straße.“ (Bernhard Pelka)

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