Städtische Betriebe nicht immer profitabel

Erfolg und Misserfolg liegen nah beieinander. Das zeigt der Beteiligungsbericht der Stadt Rodgau für 2021, der jetzt vorliegt: Die Stadtwerke sind aus den roten Zahlen, aber ihre Energietöchter machen Verluste.
Rodgau – Die Stadtwerke Rodgau haben sich von ihrem wirtschaftlichen Einbruch im Jahr 2020 erholt. Das geht aus dem jüngsten Beteiligungsbericht der Stadt hervor. Er bezieht sich auf das Jahr 2021. Auch die Sozialstation Rodgau wirtschaftete erfolgreich. Die beiden Energietöchter der Stadtwerke schrieben jedoch rote Zahlen.
Die „Konzernstruktur“ ist überschaubar. Die Stadt Rodgau hält vier Beteiligungen über 20 Prozent:
- Stadtwerke Rodgau (Eigenbetrieb): 100 %
- Stadtwerke Rodgau Energie GmbH: 100 %
- Energieversorgung Rodau GmbH (mit Maingau Energie): 51 %
- Sozialstation Rodgau gGmbH (mit Johanniter-Unfall-Hilfe): 51 %
Sozialstation Rodgau: ein Erfolgsmodell
Die Sozialstation Rodgau gGmbH, ein gemeinsames Unternehmen der Stadt und der Johanniter, setzte ihre positive Entwicklung fort. Im zweiten Corona-Jahr, 2021, erzielte sie den höchsten Überschuss seit ihrer Gründung: 125 000 Euro, fünfmal so viel wie im Jahr zuvor.
„Die Sozialstation ist ein Erfolgsmodell“, sagt Bürgermeister Max Breitenbach. Er sei sehr zufrieden mit der Arbeit, die dort geleistet werde. Die Stadt und die Johanniter hätten ihre Kräfte zu einer Zeit gebündelt, als es erst wenige ambulante Pflegedienste gegeben habe. Heute seien die Anfragen weitaus höher als die personelle Kapazität. Ende 2021 hatte die Sozialstation 36 Angestellte.
Auch wirtschaftlich erfüllt die Sozialstation alle Erwartungen. Die Stadt hatte die gemeinnützige GmbH 2004 gegründet, um ihren Pflegedienst aus den roten Zahlen zu holen. Mit Erfolg: Schon nach wenigen Jahren war eine „schwarze Null“ erreicht.
Stadtwerke Rodgau: Mehr als ein Versorger
Die Stadtwerke sind mit Abstand die größte Stadt-Tochter. Ihre Bilanzsumme ist fast so hoch wie das jährliche Haushaltsvolumen der Stadt: mehr als 99 Millionen Euro im Jahr 2021. Die Zahl der Mitarbeitenden ist seit 2017 von 102 auf 143 gestiegen.
Die Stadtwerke sind weit mehr als ein Ver- und Entsorger. Sie organisieren auch den Stadtbusverkehr, verwalten die Friedhöfe und planen Straßenbau. In den letzten 25 Jahren hat die Stadt eine ganze Reihe an Aufgaben an die Stadtwerke übertragen, um die Verwaltung zu entlasten.
Als Eigenbetrieb unterliegen die Stadtwerke zwar der Kontrolle der Stadt, können aber weitgehend eigenständig arbeiten. Betriebsleiter Markus Ebel-Waldmann hat mehr Entscheidungsfreiheit als eine Fachdienstleitung im Rathaus. Es sei sinnvoll, alle Gebührenhaushalte bei den Stadtwerken zu bündeln, sagt Bürgermeister Max Breitenbach. Der Eigenbetrieb habe auch den Vorteil, „dass wir Steuern sparen, indem wir manche Dinge verrechnen können“.
Eine solche Verrechnung findet zum Beispiel beim Verkehrsbetrieb statt. Die Stadtwerke verbuchen dort die Dividenden, die sie für ihre Anteile an den Energieversorgern Maingau und Entega erhalten. Dennoch bleiben Stadtbus und Sammeltaxi ein Zuschussgeschäft. Die Stadt legt ungefähr eine halbe Million Euro im Jahr drauf. 2021 war es mehr (743 000 Euro).
Unter dem Strich haben die Stadtwerke 2021 einen Überschuss von fast 400 000 Euro erwirtschaftet. In den beiden Vorjahren hatten sie rote Zahlen geschrieben, außer bei Wasser und Abwasser.
Energietöchter der Stadtwerke Rodgau: ins Minus gerutscht
Die beiden Stadtwerke-Töchter schrieben 2021 rote Zahlen. Die Stadtwerke Rodgau Energie GmbH (SWR-E) kam auf ein Minus von 225 000 Euro. Als Gründe dafür nennt der Beteiligungsbericht unter anderem gestiegene Einkaufspreise und Lieferengpässe bei Materialien, unter anderem für Photovoltaikanlagen und Wallboxen. Außerdem sei es durch externe Einflüsse nicht möglich gewesen, alle geplanten Projekte (PV-Anlagen, Elektroinstallation, Straßenbeleuchtung) abzuarbeiten.
Die Energieversorgung Rodau GmbH (EVR), eine gemeinsame Tochter der Stadtwerke und der Maingau Energie GmbH, machte 2021 einen Verlust von 521 000 Euro; im Jahr zuvor hatte sie erstmals seit ihrer Gründung 2016 einen bescheidenen Gewinn erwirtschaftet. Nach dem verlorenen Kampf um die Stromkonzession Rodgau-Nord schlugen die Prozesskosten voll zu Buche. Trotz der Turbulenzen am Energiemarkt konnte der kleine Energieversorger seinen Kundenstamm annähernd halten. Ende 2021 hatte er noch 4 480 Kunden.
Ein Jahr später sah das ganz anders aus. Im Herbst 2022 trennte sich die EVR in zwei Kündigungswellen von rund 3 000 Kunden. Nur wenige unterschrieben einen teuren Neuvertrag. (Ekkehard Wolf)
