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Rodgauer Modellbahner in Platznot

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Von: Ekkehard Wolf

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Etwa 25 bis 30 Meter Gleislänge hat die Spur-N-Anlage, von der sich die Rodgauer Modellbahn-Connection (RMC) aus Platzgründen trennen will. Das
Etwa 25 bis 30 Meter Gleislänge hat die Spur-N-Anlage, von der sich die Rodgauer Modellbahn-Connection (RMC) aus Platzgründen trennen will. Das © die RMC-Mitglieder Klaus-Peter Aigenmann (links) und Reinhard Herbst (rechts). An der Wand des Vereinsraums stapeln sich die Holzkästen, in denen die Module aufbewahrt werden. Foto

Ein ungewöhnliches Angebot macht die Rodgauer Modellbahn-Connection (RMC) auf ihrer Internetseite. Der Verein will eine komplette Spur-N-Anlage mit 25 bis 30 Metern Gleislänge verkaufen. Der Grund: Im Vereinsheim wird der Platz knapp.

Jügesheim - Einen kleinen Saal hat die RMC in einer ehemaligen Fabrik an der Eisenbahnstraße zur Verfügung: 250 Quadratmeter. Doch eine Modelleisenbahn braucht viel Raum. Zwischen den aufgebauten Anlagen und Anlagenteilen ist gerade noch genug Platz, um durchzugehen. In manche Ecken gelangt man nur, wenn am Basteltisch jemand aufsteht. Am Vereinsabend (mittwochs von 19 bis 21 Uhr) ist das kein Problem. Für eine Ausstellung mit Publikum wäre es aber viel zu eng.

Die Platznot hat drei Gründe: einen Umzug, einen Todesfall und die Corona-Pandemie. Ein Mitglied, das nach Norddeutschland gezogen ist, hat dem Verein seine Spur-N-Module überlassen, weil er in der neuen Wohnung zu wenig Platz hat. Nach dem Tod des früheren Vorsitzenden Heinrich Bucher hat der Verein viel Modellbahn-Material aus dem Nachlass erhalten, „damit wir es verkaufen und unsere Miete bezahlen können“, wie RMC-Vorstandsmitglied Reinhard Herbst sagt.

Seit Beginn der Corona-Pandemie müssen die beiden jährlichen Ausstellungen ausfallen. Dadurch fehlen nicht nur die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern, sondern auch der Erlös aus dem Modellbahnflohmarkt.

Unterdessen wachsen die Vorräte an Modellgebäuden und anderem Zubehör. „Aus Nachlässen haben wir so viele Sachen bekommen, unsere Schränke sind voll“, sagt RMC-Vorsitzender Jürgen Böckl. Der Verein versucht deshalb, die Teile über Ebay zu verkaufen.

An den Wänden des Vereinsraums stapeln sich Holzkisten in Zweierreihen bis unter die Decke. Sie gehören zu den Modulen, aus denen die Modellbahnanlagen immer wieder neu zusammengesetzt werden. Die 250 Quadratmeter reichen nur für einen Teil der Module.

Als Ausweg aus der Platznot beschränkt sich der Verein künftig auf die Baugröße H 0 (Maßstab 1:87), mit der er sich 1998 gegründet hatte. „Wir wollen uns auf unsere Wurzeln besinnen“, formuliert Reinhard Herbst: „Alles andere wird gnadenlos verkauft. Sonst platzen wir aus allen Nähten.“

Das betrifft auch die Anlage in der kleinen Spur N (Maßstab 1:160), die der RMC 2019 auf der Messe Intermodellbau in Dortmund präsentierte. Vorsitzender Jürgen Böckl: „Wir hätten sie auf der Messe schon verkaufen können. Da war ein Holländer, der uns 15 000 Euro geboten hat.“ Damals wollte der Verein die Anlage noch behalten. Seit Corona ist das anders.

Wer soll eine fertige Anlage kaufen? „Die meisten Modellbahner haben nur Rohgerüste und werden nie fertig“, weiß Jürgen Böckl. Hier hätten sie die Chance, eine Anlage zu erwerben, die nicht nur fahrbereit ist, sondern bei der auch die Landschaft gestaltet ist. Nicht alle Module sind bis ins letzte Detail ausgearbeitet. Begeisterte Modellbauer finden also noch reichlich Gelegenheit, sich zu betätigen.

Sollte sich kein Käufer finden, denkt der RMC daran, die Anlage einem Modellbahnverein zu überlassen, der im Juli vom Hochwasser getroffen wurde. Reinhard Herbst: „Einem Verein im Ahrtal ist alles weggeschwommen, sogar das Haus ist weg.“ (Von Ekkehard Wolf)

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