Rummel an der Kirche

Nieder-Roden – Pandemie, Kriegsfolgen und Krisenangst – eine Säule saisonaler Tradition bringt das alles offenbar nicht aus dem Gleichgewicht. Der Adventsmarkt an der Nieder-Röder Pfarrkirche geriet am Wochenende zu einer wohltuenden Demonstration von Zuversicht und Beharrungsvermögen.
„Die Nachfrage stimmt hier in Nieder-Roden immer“, stellte Frank Martiny, dessen Arbeitskreis für Heimatkunde mit der Pfarrgemeinde St. Matthias zu den Gastgebern gehört, rund zwei Stunden nach dem Startschuss am frühen Samstagabend zufrieden fest.
In der Tat war das Budendorf zwischen Kirche St. Matthias, Pfarrheim und Heimatmuseum zu diesem Zeitpunkt bereits Massenmagnet, zwischen den Buden gab es kaum noch ein Durchkommen.
Nicht nur Martiny, dessen Truppe beim Ausschank ihres bewährten Weihnachtspunschs mit dem Nachschub kaum nachkam, wertete den Zulauf als Qualitätsmerkmal der Veranstaltung. Mancher erinnerte sich an den denkwürdigen Vorläufer 2018, als sich Händler und Besucher auch von Sturm und Regen nicht vertreiben ließen.
Neben besagter Nachfrage machte auch das Angebot dem ehrenamtlichen Organisationsteam Mut. Mit 21 Ständen und Buden kam die Beteiligung laut Martiny nach zwei Jahren Zwangspause dem langjährigen Durchschnitt nahe. Beim Rundgang begegneten sich viele alte Bekannte. Die Feuerwehr von der Wache Süd etwa war schon früher und ist seit 2017 wieder regelmäßig dabei.
Zur Stammbesetzung zählen auch die Gymnastik-Frauen von der SG Nieder-Roden, der Skiclub Rodgau und der Nieder-Röder Kerbverein, der bei seiner Kerb 1800 Euro Spenden gesammelt hatte. Den Scheck übergab der Vorstand bei der Adventsmarkt-Eröffnung an den Träger des Hospizes am Jügesheimer Wasserturm, die Mission Leben, Darmstadt.
Aktivposten sind nach wie vor die Gruppen der katholischen Pfarrgemeinde. So hatten sich unter anderem die Pfarrjugend und der Kirchenchor St. Cäcilia vor der Bücherei eingerichtet. Auch die „Ableger“ von der Heiligkreuz-Gemeinde in Rollwald waren wieder da und schenkten unter anderem Glühwein aus.
Den gab es selbstredend alle paar Meter, freilich mit Geschmacks- und Qualitätsvarianten in erstaunlicher Breite. Überhaupt braucht sich der Nieder-Röder Budenzauber in Sachen Auswahl auch nach der Corona-Zäsur nicht zu verstecken. Wer wollte, konnte Honigwein, heißen Apfelwein, diverse Winzer-Spezialitäten oder edle „Kurze“ in großer Auswahl verkosten.
Ähnlich breit präsentierte sich die kulinarische Palette von der Grillbratwurst über kreativ belegte Brötchen oder Regionales aus dem Hessen-Imbiss bis zum kompletten Menü.
Sogar Hochhaus-Honig aus Frankfurt konnten Genießer mit nach Hause nehmen. Unter anderem auf dem Opernturm hat der Offenbacher Imker, der zum ersten Mal in Nieder-Roden dabei war, ein paar Bienenvölker stehen, deren Nektarsammler sich etwa im Rothschildpark, in der Taunus- und der Gallusanlage bedienen. Originelle Figuren und Weihnachtsdeko aus Bienenwachs fügten sich trefflich in das übrige Sortiment, das mit viel textiler Handarbeit, kreativen Geschenkideen und gediegenem Baumschmuck aus eigener Produktion kaum Wünsche offen ließ.
Nicht zu Unrecht schließlich wird der Nieder-Röder Marktregie ein gutes Händchen für Wohlfühl-Atmosphäre und familiären Charakter nachgesagt. Um die Bläsergruppe des Musikvereins, die am frühen Samstagabend nach dem 18-Uhr-Geläut bekannte Weihnachtslieder intonierte, scharten sich weit überwiegend Familien mit Kindern. zrk

