Sanft schaukelnd in den Ruhestand

Nach zwölf Jahren Amtszeit wurde Rodgaus Bürgermeister Jürgen Hoffmann (SPD) am Mittwoch feierlich verabschiedet. 23 Redner würdigten seinen Einsatz für die Stadt und die Region: Er habe sein Amt mit Herzblut ausgeübt und Spuren hinterlassen.
Rodgau – Zum Schluss gab es Lob von allen Seiten. Sogar die CDU-Fraktion äußerte „Dank, Respekt und Anerkennung“ für den Sozialdemokraten. Im politischen Streit sei es immer nur um die Sache gegangen; Kritik sei nie persönlich gemeint gewesen. Jürgen Hoffmann habe als Bürgermeister die Stadt geprägt: „Vieles wird bleiben und Früchte tragen.“
Auch die fünf Fraktionen der regierenden Kooperation würdigten den persönlichen Einsatz und die Verdienste des scheidenden Bürgermeisters. Hoffmann habe Rodgau aufblühen lassen, sagte Felix Deister (SPD). Paula Lopez Vicente (Tierschutzpartei) schilderte ihn als einen Bürgermeister, „der den Menschen zuhört, den Menschen auf Augenhöhe begegnet und bei jeder Entscheidung das Wohl aller im Blick hat“. Heino Reckließ (FDP): „Wir verabschieden heute auch einen Freund. Das ist nicht selbstverständlich. In der Politik findet man selten Freunde, das sind eher zweckgebundene Seilschaften auf Zeit.“
Jürgen Hoffmann habe die Herzen und die Köpfe der Menschen gewonnen, sagte Fara Sall, der Vorsitzende des Ausländerbeirats.
Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Kaiser würdigte Hoffmanns Verdienste um Rodgau in mehr als 30 Jahren: vom Aufbau der Stadtwerke über die Neustrukturierung der Buslinien im Kreis Offenbach bis zu den zwölf Jahren als Bürgermeister. Durch Innovation, Kreativität und starke Bürgerbeteiligung habe er die Stadt vorangebracht und auf die Zukunft vorbereitet. Sein Fazit: „Lieber Jürgen: Danke!“
Erster Stadtrat Michael Schüßler sprach über die Eigenschaften, die Jürgen Hoffmann auszeichneten. Er sei neugierig, aufgeschlossen, begeisterungsfähig und voller Ideen. Er habe im Dialog eine versöhnliche Art, könne aber auch hart verhandeln. Seine Emotionalität mache ihn sympathisch, aber auch verletzlich. Auf vielen Politikfeldern habe Hoffmann Spuren hinterlassen: von der Stadtentwicklung über den sozialen Wohnungsbau bis zur E-Mobilität. Schüßler überreichte seinem Kollegen ein Apfelbäumchen für das neue Zuhause an der Ostsee.
Von einer stolzen Bilanz sprach Landrat Oliver Quilling: „Sie haben die Stadt so attraktiv gestaltet, dass sie Anziehungspunkt für Neubürger ist.“ Der Zuzug gehe mit wirtschaftlichem Aufschwung einher. „Früher hat man sich gefragt, ob sich die Räder in Rodgau überhaupt noch drehen. In Ihrer Amtszeit haben sie sich so schnell gedreht, dass man manchmal Angst hatte, vom Wagen zu fallen.“
Der neue Bürgermeister Max Breitenbach dankte seinem Vorgänger für den intensiven Austausch in den vergangenen fünf Monaten. Dass ein neuer Amtsinhaber sich so gut auf seine Aufgabe vorbereiten könne, sei alles andere als selbstverständlich. Das habe Jürgen Hoffmann vor zwölf Jahren selbst erleben müssen. Nun hinterlasse er eine leistungsfähige Stadtverwaltung mit hoch motivierten Mitarbeitern – eine gute Basis, um die Arbeit zum Wohl der Stadt fortzusetzen.
Das mit Abstand originellste Abschiedsgeschenk hatten die christlichen Kirchengemeinden mitgebracht: eine Hängematte in Regenbogenfarben. „Ein Geschenk, für das man mutig aussteigen muss, um einzusteigen. Ein Geschenk, in dem man ein bisschen Übersicht gewinnt, in dem man sein Gleichgewicht findet und sich getragen fühlt“, erklärte die evangelische Pfarrerin Christina Koch. Sie dankte dem scheidenden Bürgermeister für seine Aufrichtigkeit, Menschlichkeit und Geduld. Neben seinen Pflichten habe er auch Zeit für die Kür gefunden. So habe er zum Reformationsjubiläum 2017 in der Kirche gepredigt: „Das muss man sich erst einmal trauen.“
Mit mitreißenden Klängen bot die Rodgau-Jazz-Big-Band einen Kontrast zu den Ansprachen. Einen weiteren Musikbeitrag gestaltete der katholische Pfarrer Dr. Peter Eckstein. Im Schottenkilt intonierte er auf dem Dudelsack ein Medley aus Abschiedsliedern. Bei „Nehmt Abschied, Brüder“ summten die ersten Gäste mit, beim letzten Lied sang der halbe Saal: „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus.“
In seinen Dankesworten lieferte Jürgen Hoffmann auch einen Einblick in das Innere der bunten Kooperation, die seit 2007 im Stadtparlament den Ton angibt. Die Arbeit sei von Vertrauen, Offenheit und Kritikfähigkeit getragen. Da habe es durchaus heftige Auseinandersetzungen gegeben. Aber: „Es ist nie einer rausgerannt. Wir haben es immer durchgestanden. Am Ende sind wir gemeinsam rausgegangen und alle haben gedacht, wir haben uns immer lieb.“ Bürgermeister in Rodgau zu sein, sei ein „Traumjob“ gewesen, auch wenn er nicht immer leicht gewesen sei: „Es war eine wunderschöne Zeit mit euch. Es war Austausch, es war Inspiration und es war der Kompromiss. Ein Kompromiss ist immer dann gut, wenn alle gleich unzufrieden sind.“

