Schüler in Rodgau üben Bundestagswahl

Wer käme in den Bundestag, wenn Schüler wählen dürften? Das zeigt sich nächste Woche in der Geschwister-Scholl-Schule Rodgau. Erstmals beteiligen sich alle 7. bis 10. Klassen an der bundesweiten Juniorwahl. Mehr als 600 Jugendliche können ihre Stimmen abgeben.
Hainhausen - Es gibt ein Wählerverzeichnis, Wahlbenachrichtigungen, Wahlkabinen, Stimmzettel und verplombte Wahlurnen. „Das ist 1 : 1 wie im Wahllokal“, sagt Lehrerin Zeljka Merz, die die Juniorwahl gemeinsam mit ihrem Kollegen Michael Hackel organisiert.
Im Unterrichtsfach „Politik und Wirtschaft“ (Powi) bereiten sich die Schüler intensiv auf die Juniorwahl vor. Sie beschäftigen sich mit den Grundlagen der Demokratie, den Aufgaben des Bundestages, dem Unterschied zwischen Erst- und Zweitstimme sowie mit den Parteien und deren Programmen.
Zwei Klassen aus dem Gymnasialzweig haben sogar eigene Plakate entworfen, die zur Wahl aufrufen. Ein Beispiel: „Wähle – weil andere entscheiden, wenn du es nicht tust.“
„Ich finde es cool, dass wir wählen können“, sagt Hannes aus einer 7. Klasse. Viele Mitschüler äußern sich ähnlich. In der Juniorwahl sehen sie eine Chance, sich auf das Erwachsenenleben vorzubereiten. Außerdem beschäftigen sie sich dadurch viel intensiver mit Politik, als das Zwölf- oder 13-Jährige normalerweise tun. Sie informieren sich auch in ihrer Freizeit, unter anderem auf den Internetseiten der Bundeszentrale für politische Bildung. Auch der Wahl-O-Mat hilft, die Positionen der Parteien einzuschätzen und zu vergleichen.
„Wisst ihr schon, wen ihr wählen wollt?“ In der Klasse 7cG fliegen die Hände hoch. 16 der 23 Schüler, also zwei Drittel, haben sich bereits entschieden. Zwölf von ihnen haben allerdings in den letzten Tagen und Wochen ihre Wahlentscheidung geändert: Je besser man sich informiert, umso genauer kann man sich eine Meinung bilden.
Sollten Jugendliche schon mit 14 oder 16 Jahren wählen dürfen? Die Siebtklässler sehen das differenziert. „Jüngere haben nicht so viel Allgemeinwissen“, sagt beispielsweise Niko. Sein Mitschüler Fabian findet es richtig, dass junge Menschen über ihre Zukunft mitbestimmen können. „Es kommt auf die Reife an“, sagt ein anderer. Einig sind sich alle: Ein Wahlalter von 14 Jahren, wie es die Linke fordert, finden sie zu früh.
Ein ähnliches Meinungsbild zeigt sich einen Jahrgang höher in der Klasse 8cG. „Mit 14 ist man definitiv zu jung, um eine so wichtige Entscheidung zu treffen“, sagt Luisa. Ihr Mitschüler Erik schlägt vor: „Mit 16 würde ich im Kreis wählen wollen, den Bundestag aber erst mit 18.“ Viele der 13- und 14-Jährigen in dieser Klasse sind politisch interessiert und sprechen auch in ihren Familien über die bevorstehenden Wahlen. Eine Schülerin: „Bei uns zu Hause ist die Bundestagswahl ein großes Thema, weil wir fast alle unterschiedlicher Meinung sind. Da gibt es viele Diskussionen. Ich finde das gut.“ (Von Ekkehard Wolf)