Sein Spiel berührt die Seele

Vor vollem Bürgerhaus nahm am Mittwoch in Nieder-Roden der Trompeter, Flügelhornist, Arrangeur und Komponist Tom Schüler den Kulturpreis 2021 der Stadt Rodgau entgegen. Im Publikum befanden sich viel Musik-Prominenz, frühere Kulturpreisträger und Lokalpolitiker, darunter die ehemaligen Bürgermeister der Stadt, Paul Scherer und Thomas Przibilla. Der noch wenige Wochen amtierende Bürgermeister Jürgen Hoffmann führte durch den Abend.
Rodgau – Die stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Anabelle Jäger begrüßte das Publikum und den Preisträger. Der Blechbläser hatte zuvor mit seinem Sohn Dario am Flügel die Verleihung ganz so eröffnet, wie es seine Spezialität ist, atmosphärisch, mit Tom Harrells „Roman Nights“. Dieses Stück hatte sogleich signalisiert, dass bei Schüler erlesene Darbietungen und als Ausführende Hochkaräter zu erwarten sein würden. Mit allen, die im Verlauf der Veranstaltung folgten und mit Schüler musizierten, hat er in der Vergangenheit konzertiert und mit den meisten auch Plattenaufnahmen gemacht.
Etwa mit dem Barden Heinz Warth. Er trug an der Stromgitarre zwei seiner Songs vor. Begleitet vom Preisträger am Flügelhorn und, als zweite Stimme, von der Sängerin Meike Garden sowie von Klaus Noll am Bass und dem in Topform befindlichen Peter Glaßner am Flügel. Beide Lieder, das moderat galoppierende „Zuviel versprochen“ und das markant rhythmische „Nach Osten“, wurden nicht zuletzt der tollen Schüler-Soli wegen zu Höhepunkten des Abends.
Seine Laudatio machte Stefan Rebmann mit Schüler-Fotos auf einer großen Leinwand anschaulich. Rebmann, der dem geschäftsführenden Vorstand des Musikvereins Nieder-Roden angehört, da, wo Schüler musikalisch groß wurde, konnte nicht nur die Stationen des Preisträgers aufzählen und dessen Verdienste würdigen. Er berichtete auch Familiäres. Schließlich ist Rebmann Schülers Cousin. Er resümierte: „Lieber Tom, mit deinen Musik-Projekten führst du Menschen zu Gruppen und Anlässen zusammen. Du schaffst Bindungen und baust dabei Brücken zwischen Menschen, Vereinen und Orten. Mit deiner Persönlichkeit und deiner Bescheidenheit lässt du der Musik den größtmöglichen Entfaltungsraum, ohne dabei deine Person in den Vordergrund zu stellen. Mit dem Spiel auf deinem Instrument bietest du große Unterhaltung und berührst die Seelen der Menschen. Dafür gebührt dir der Kulturpreis der Stadt Rodgau 2021.“
„Eine Rampensau bist du nicht“, formulierte der erste Gratulant, der 2. Vorsitzende des Rodgauer Kulturvereins „Maximal“, Horst Neckermann. Und genau das ist das wohltuend Besondere am Menschen und Musiker Tom Schüler. Er initiiert, schiebt an, bringt zusammen und voran, vernetzt, hebt aus der Taufe – im Hintergrund, aus der zweiten Reihe heraus. „Du bist so ein feiner Mensch“, sagte der zweite Gratulant, der Vorsitzende des Musikvereins Dudenhofen, Rainer Fenchel.
Vor den Gratulationen hatte Schüler von Bürgermeister Hoffmann und Kulturdezernent Winfried B. Sahm den Kulturpreis überreicht bekommen und sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Diese feierlichen Momente wurden mit dem musikalischen Höhepunkt des Abends gekrönt. Mit Paolo Contes „Via con me“, interpretiert von Trompeter Schüler, Bassist Klaus Noll und der überragend agierenden Mike Garden, Gesang und Flügel.
Später für Bobby Timmons „Moanin“, Charlie Chaplins „Smile“ und der Zugabe „Cantaloupe Island“ von Herbie Hancock stockte Tom Schüler seine „Friends“-Ensembles bis zum Oktett auf. Dabei neben den bereits Genannten: am Schlagzeug der Komponist und Maler Jens Joneleit sowie „Bird’s View“-Drummer Jan Iser und Laurens Tauber an der Posaune. Außerdem die mitreißenden Saxofonisten Matthias Rüdiger, langjähriger Wegbegleiter Schülers, und Matthias „Mattl“ Dörsam von den „Rodgau Monotones“.
Schülers Dankesrede endete wie folgt: „Abschließend gilt mein besonderer Dank meiner Familie, die mich immer unterstützt und getragen hat. Besonders meine Frau Susanne, die in Zeiten, als die Kinder noch klein waren, dafür sorgte, dass zu Haus der Laden läuft, wenn ich mal wieder ,durch Abwesenheit geglänzt’ habe.“ Darauf entgegnete Gratulant Rainer Fenchel: „Wer viel fortgeht, kommt auch viel heim.“ (Von Manfred Meyer)



