Selbst ein Ende der Produktion ist kein Tabu

Rodgau – Durch steigende Preise, Lieferausfälle und andere Faktoren sehen etliche Rodgauer Unternehmer die Existenz ihrer Betriebe als gefährdet an. Bei einer Umfrage der städtischen Wirtschaftsförderung im Herbst antworteten 24 Unternehmer auf die Frage nach der Existenzgefährdung mit „Ja, wahrscheinlich“. Ebenso viele Betriebe planten einen Personalabbau.
Der Anlass zu dieser Umfrage war die Energiekrise. Von mehr als 500 angeschriebenen Unternehmen antworteten 100 Betriebe aller Branchen und Größen. Die Umfrage fand in den ersten beiden Oktoberwochen statt. Damals war die bundesweite Gas- und Strompreisbremse noch nicht beschlossen.
Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ. Dennoch geben sie einen Eindruck davon, wie Rodgauer Unternehmen auf die aktuellen Herausforderungen reagieren.
Die meisten Teilnehmer der Umfrage (77) gaben Preissteigerungen an ihre Kunden weiter, mehr als die Hälfte (62) ergriffen Maßnahmen zum Energiesparen. Einige (21) schränkten ihr Angebot ein. Fünf Unternehmen fragten ihre Hausbank nach finanzieller Unterstützung.
Auf längere Sicht wollen 29 der 100 Unternehmen in Energieeffizienz investieren, 27 wollen ihr Angebot innovativ weiterentwickeln, 23 auf andere Energieträger umstellen. Auch die Stilllegung von Teilen der Produktion ist kein Tabu: 19 Betriebe gaben an, diesen Schritt zu planen.
Viele Umfrageteilnehmer spüren mehrfache Auswirkungen der Energiekrise. Am häufigsten nannten sie steigende Einkaufspreise (74), steigende Energiepreise (63) und sinkende Nachfrage (51). Nur sechs Betriebe gaben an, sie seien gar nicht betroffen.
Die wirtschaftlichen Erwartungen sind trübe. 79 der 100 Unternehmen erwarten, dass ihre Auftragslage kurz- bis mittelfristig zurückgeht. Nur fünf rechnen damit, mehr Aufträge zu erhalten.
24 Umfrageteilnehmer sehen die Existenz ihrer Unternehmen kurz- bis mittelfristig als gefährdet an.
Ebenfalls 24 Betriebe planen, Mitarbeiter zu entlassen oder frei werdende Stellen nicht zu besetzen. 15 Unternehmen wollen ihr Personal hingegen aufstocken. Die Erwartungen an städtische Stellen sind gering. „Die Stadt kann nichts tun“, kreuzten 37 Unternehmer an. Nur 12 der 100 Gefragten wünschten sich eine Senkung der Steuern oder Abgaben. Immerhin 44 Betriebe hoffen, dass sich die Stadt auf bundes- oder landespolitischer Ebene für ihre Belange einsetzt. Die Stadt greift diesen Ball auf: Fürs Frühjahr plant sie ein Treffen von Unternehmern mit Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises. eh