Spielplan ist Tüftelarbeit

Kabarett, Kleinkunst und Komödien nicht nur vorm Fernsehschirm, sondern live zu erleben, ist für viele Freunde der Bühnenkunst eine große Freude. Umso schöner ist es, wenn solche Veranstaltungen auch mal am eigenen Wohnort stattfinden, also quasi vor der Haustür und eben nicht in der großen Nachbarstadt. Die Agentur für Sport, Ehrenamt und Kultur, kurz AKSE, macht das für die Rodgauer Bürger möglich.
Rodgau – Dafür tüfteln Agenturleiter Martin Winter und Silke Ott seit Jahren an immer wieder neuen Programmen für Theater- und Kleinkunstfreunde. Zwar machen ihnen bereits im zweiten Jahr die jeweils gültigen Corona-Verordnungen einen dicken Strich durch die Rechnung. Sie haben dadurch mit diversen Schwierigkeiten zu kämpfen, zum Beispiel mit einer verringerten Zuschauerzahl. Und doch freuen sich alle, wenn das Publikum im Bürgerhaus Nieder-Roden wieder einen unterhaltsamen Abend hat.
Bis jedoch der gedruckte Spielplan mit seinen 25 bis 30 Veranstaltungen vorliegt, ist es ein weiter Weg. Dafür halten die beiden städtischen Angestellten das ganze Jahr über Augen und Ohren auf, um bei aktuellen Stücken und angesagten Darstellern auf dem Laufenden zu sein. Zunächst einmal sind die beiden selbst Fans der Bühnenkunst und ergänzen sich gut: Während es Silke Ott mehr zum Theater hinzieht, schlägt Martin Winters Herz für Kabarett und Kleinkunst. Der AKSE-Chef sitzt sogar selbst in der Jury, die über die Vergabe des Reinheimer Satirelöwen entscheidet.
Auch wenn die Programmmacher nicht unmittelbar nach ihrem eigenen Geschmack entscheiden, liegen sie immer wieder richtig: Dieter Nuhr, Bülent Ceylan sowie Hazel Brugger standen nämlich in Rodgau schon auf der Bühne, als sie noch keine Berühmtheiten waren. „Manchmal haben wir ein glückliches Händchen“, verrät Winter. Denn auch das ZDF hatte sich in Rodgau Klaus von Wagner angeschaut und nun präsentiert er im Zweiten „Die Anstalt“.
Insbesondere für die treuen Abonnenten gelte es, eine schöne Unterhaltungsmischung zu finden, meint Martin Winter. Eine gute Hilfe, sich einen Überblick zu verschaffen, ist die Inthega, eine Messe der Interessengemeinschaft der etwa 400 Städte mit Theatergastspielen. Martin Winter ist übrigens stellvertretender Landesvorsitzender der Organisation.
Bei der Präsentation in Bielefeld verschaffen sich die Kulturorganisatoren einen Überblick über die aktuellen Angebote. Sie schauen, was in ihr jeweiliges Haus und zu ihrem Budget passen könnte. Dabei sind Aspekte zu bedenken wie etwa die Bühnenbreite, -tiefe und -höhe, die technische Umsetzbarkeit von Beleuchtung und Beschallung oder die Stromkapazitäten. Auch die Frage der Nebenkosten ist nicht ohne, wenn etwa 15 Personen im Hotel unterzubringen sind oder mit dem Flugzeug anreisen.
Nicht zu unterschätzen ist außerdem der Austausch mitanderen Veranstaltern. Ist der Anbieter seriös? Hat jemand schlechte Erfahrungen gemacht? Werden Absprachen eingehalten? Solche Fragen werden vor Ort erörtert.
Um buchen zu können, hat Silke Ott im Vorfeld ein grobes Spielplangerüst erstellt. Denn das Bürgerhaus Nieder-Roden wird noch für diverse andere Veranstaltungen genutzt – nicht nur an Fastnacht. Da bedarf es genauer Abstimmung. Für die kulturellen Abendveranstaltungen setzt die AKSE auf Freitag und Samstag, zusätzlich auch noch auf Donnerstag und Sonntag. Nun müssen die Termine der Wunschvorstellungen zu den freien Zeitfenstern passen.
Immer im Blick haben die Rodgauer Veranstaltungsmacher außerdem das Mischungsverhältnis der Genres: Idealerweise sind das zwei Komödien, zwei Schauspiele und ein Extra (etwas Besonderes wie etwa die Udo Jürgens Story). „Solche genreübergreifenden Aufführungen sind immer beliebter geworden“, weiß Winter. Auch die Abstände zwischen den Veranstaltungen sollen einigermaßen passen, also etwa zwei im Herbst, drei im Frühjahr. Damit sich nicht alle Termine in einem kurzen Zeitraum drängen.
Kulturdezernent Winno Sahm hat beim Spielplan übrigens kein besonderes Mitspracherecht. Er macht vielleicht mal einen Vorschlag –wie viele andere auch. Ansonsten aber bestimmt das bewährte Team darüber, was im Bürgerhaus Nieder-Roden schließlich vom Publikum beklatscht wird. (Von Simone Weil)
Infos im Internet
rodgau-theater.de
