„Für verrückt erklärt“: Sportfreunde Rodgau weihen EVO-Sportfabrik ein

Sie haben so manche Sonderschicht gefahren, jetzt sind die Fabriktore weit geöffnet: Die Sportfreunde Rodgau haben im 111. Jahr ihre Sportfabrik verwirklicht.
Jügesheim – „Es ist geschafft“, hauchte Vorsitzender Rudi Ott am Sonntagmittag (18. Dezember) ins Mikrofon, jetzt könne man an neuer Adresse „Tradition erhalten, Zukunft gestalten“. Nachfolgende Redner verbesserten den Dampfkessel der Sportfreunde gleich: „Jetzt geht’s erst richtig los!“ Gemeint haben sie dasselbe, zollten der Gemeinschaft großen Respekt und würdigten das beispiellose Engagement für das einzigartige Projekt.
Ott holte weit aus, skizzierte die Historie des närrischen Sportvereins: 1911 gründeten Radsport-Begeisterte die Germania, bauten die Radsporthalle am Bahnhof, trainierten Radball und Einradfahren. 2011 formierten sich Turner, Tänzer und Fastnachter zum Freundeskreis Rodgau, mieteten eine ehemalige Lederwarenfabrik an. 2016 schlossen sich beide Vereine zusammen. Seither wächst die Gemeinschaft stetig.
Eine neue, eigene Halle sollte die Raumkapazitäten erweitern. „Der eine oder andere hat uns für verrückt erklärt“, erinnerte sich Ott, „einen solchen Plan ohne Grund und Boden anzugehen.“ Doch die Sportfreunde gewannen die Energieversorgung Offenbach (EVO) als Sponsor, auch fremde Investoren schenkten ihnen Vertrauen, wie der Vorsitzende betonte.
Vorhaben der Sportfreunde Rodgau kostet 3,5 Millionen Euro
So kamen mehr als 550. 000 Euro an Fördergeld von Stadt, Kreis und Land zusammen, dazu Geld von Mitgliedern in ähnlicher Höhe und 50 .000 Euro Spenden. Das Vorhaben ist insgesamt 3,5 Millionen Euro stark. „Was hier geleistet wurde, ist sensationell, großartig“, strahlte der Mann am Mikro und lud zum ausführlichen Rundgang ein.
2500 Quadratmeter bietet das Gebäude. Neben dem Saal und der „größten Bühne Rodgaus“, Küche und Bistro im Parterre gibt es fünf Sporträume, Besprechungszimmer und Probenraum im Obergeschoss, sodass permanent mehr als 100 Sporttreibende üben können. „Die Idee hat sich von selbst entwickelt und ist dem Mitgliederzuwachs geschuldet“, erklärt Ott das Gebäude aus der Feder des Architekturbüros Matthes & Neumann. Ein Video von Frank Hochhaus gab einen Überblick.

Sportfabrik in Rodgau: Bürgermeister Breitenbach spricht von „etwas Großartigem“
Landtagsvizepräsident Frank Lortz war von Anfang an dabei. „Das Herz hat gebrannt“, blickte er zurück auf den ersten Spatenstich, Richtfest und Info-Termine. Er würdigte den Vorsitzenden als „großen Motor“, der alle anderen motiviere.
Landrat Oliver Quilling brachte die karnevalistische Summe von 2222 Euro mit. „Mir gefällt die moderne Art, mit Holz zu bauen“, lobte er das Konzept wie die „engagierte Bürgerschaft, die zahlreiche Projekte verwirklicht“. Auch in den Augen von Bürgermeister Max Breitenbach wurde „etwas ganz Großartiges geschaffen“, Zeit, Geld, Leidenschaft, Blut und Tränen geopfert. „Ich habe immer Licht und Leute gesehen – diesen Einsatz braucht es auch! Was wir heute sehen, ist beeindruckend, die Mitglieder sollen stolz drauf sein.“
Ralf-Rainer Klatt vom Landessportbund gratulierte mit einem eigenen Weihnachtsgedicht über „Krisen, Hoffnung, Wünsche“. Die Bedeutung von Sport, nicht nur des Fußballs, müsse steigen, befand er. Glückwünsche für den „traumhaften Bau“, für „etwas ganz Großes mit Herz und Leidenschaft, das den Sport nach vorne bringt und das gesellschaftliche Miteinander fördert“, sprach Sportkreis-Vorsitzender Jörg Wagner aus: „Sportlerherz, was willst du mehr!“
Musikalisches Programm bei der Eröffnung der Sportfabrik in Rodgau
EVO-Vorstandsvorsitzender Dr. Christoph Meier hob die „Meisterleistung des Teams“ und die Nachhaltigkeit der aktuellen Technik hervor. Seit mehr als 100 Jahren sei das Unternehmen in der Region aktiv, zehn Prozent der Belegschaft lebe in Rodgau. Weitere Gäste mit prallen Umschlägen folgten, das Team des Architekturbüros hatte anstelle eines Schlüssels eine Torte anfertigen lassen.

Pfarrer John-Peter Savarimuthu und seine evangelische Kollegin Kirsten Lippek wünschten Gottes Segen: „Egal was geschieht, es soll im Namen Gottes geschehen, alles soll von oben her geschützt sein“, hieß es. Die Seelsorger beteten dafür, dass es den Menschen gut geht, körperlich und durch Gemeinschaft. Dankesworte galten dem Helferteam und der Vorstandsmannschaft, die neue Radsportabteilung präsentierte sich.
Zum Programm zählten auch die „Monday Music“ vom Musikverein Weiskirchen mit Anja Schrod, Guggemusik, eine Hip-Hop-Gruppe und die A-cappella-Sänger „Disharmonie“ mit Texten zum Anlass: Wer handwerklich weniger begabt ist, tröstete sich: „Ich kann ja saugen!“. Am Nachmittag öffnete die Sportfabrik für Bürgerinnen und Bürger. (Michael Prochnow)