Stabiler Ort geistlicher Erfahrung

40 JAHRE SCHÖNSTATTKAPELLE Bischof würdigt Idee der Werktagsheiligkeit
Weiskirchen – Zentraler Ort und geistlicher Mittelpunkt einer spirituellen Bewegung, darüber hinaus auch wichtiger Markstein auf dem aktuell beschrittenen pastoralen Weg – so hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf anlässlich des 40-jährigen Weihejubiläums die Kapelle des Schönstatt-Zentrums östlich der Pommernstraße in Weiskirchen eingeordnet. Jene „Werktagsheiligkeit“, für die das Zentrum stehe, empfahl der Bischof bei einem Pontifikalamt als wegweisendes Ideal in „freudloser Zeit“.
In der inneren Haltung gegenüber täglichen Beschwernissen und Herausforderungen nämlich finde der Mensch die Kraft, den Weg Christi zu gehen, betonte Kohlgraf in seiner Predigt, die – durchaus ungewöhnlich – von den zahlreichen Zuhörern mit Applaus beantwortet wurde. Nicht erst die böse Tat zerstöre Menschen und Beziehungen, mahnte der Bischof. Vorschnelles Urteil, schwarz-weiße Weltbilder, Denken und Handeln allein orientiert an Vorteil und Macht statt an Rücksicht und Vergebung bedrohten den Frieden im Großen und Kleinen jeden Tag.
Besonders im Krieg, wenn „Diplomatie, Gespräch und Friedensbereitschaft als Schwäche belächelt“ würden, sieht Kohlgraf die christliche Moral herausgefordert: „Liebe zum Feind muss sich zumindest darin zeigen, ihm nicht seine Würde zu nehmen.“ Im Alltag drücke sich das Mühen um die Nachfolge Christi sowohl in „einfachem, nicht am Konsum orientierten Leben“ als auch in der Bereitschaft zum Teilen aus. Bezogen auf Ressourcen bedeute dies, „genau nach dem Auftrag Jesu für unsere Zeit zu fragen“.
Im laufenden Umbau des Bistums aus mehr als 130 Pfarreien zu 46 neuen Pastoralräumen kann die Weiskircher Schönstatt-Kapelle aus Sicht des Mainzer Oberhirten Stabilitätsanker und „stabiler Ort geistlicher Erfahrung sein“. Der Prozess finde Halt im Wertekanon, der die Schönstattbewegung auszeichne. Ihre „besondere Sendung“ sieht die Schönstattbewegung, die ihren Ursprung auf die Marien-Wallfahrtsstätte Schönstatt in Vallendar am Rhein zurückführt, in der Verbindung von Religion und Alltag. Die sei, so der Gedanke des Stifters Pater Josef Kentenich, verloren gegangen und müsse wieder hergestellt werden, um der „allgemeinen Glaubenskrise“ beizukommen.
Die Schönstattbewegung hat nach eigenen Angaben weltweit rund 200 Zentren in 130 Ländern. Das Zentrum in Weiskirchen ist zentraler Ort im Bistum Mainz. Östlich der Pommernstraße entstand zuerst eine Kapelle nach dem Vorbild in Vallendar, die 1982 geweiht wurde. Das zugehörige Tagungs- und Bildungszentrum wurde 1986 fertig und 2001 erweitert. Neben den Schönstatt-Gemeinschaften – im Bistum Mainz mit rund 500 Mitgliedern – steht es auch Gruppen aus Pfarreien und Verbänden für Schulungen, Exerzitien und Besinnungstage zur Verfügung. zrk
