Stadtwerke und Bestatter streiten über Trauermusik in Rodgau – technische Probleme
Bestatter in Rodgau (Kreis Offenbach) befürchten Pannen, wenn die Stadtwerke in Zukunft Trauermusik über Bluetooth wiedergeben lassen wollen.
Rodgau – Dicke Luft herrscht zwischen der bei den Rodgauer Stadtwerken (Kreis Offenbach) angesiedelten Friedhofsverwaltung und drei von insgesamt fünf Rodgauer Pietäten. Der Streit rankt sich um die Frage, auf welche Weise (CD, Speicher-Stick, Bluetooth) während Trauerfeiern Musik abgespielt werden soll.
Anlass zu solchen Überlegungen sind Musikpannen mit Aussetzern oder schlechter Qualität. Und das ausgerechnet bei solch sensiblen Zeremonien. Gestört hatte ein solcher Vorfall zum Beispiel die sehr große Trauerfeier für die vor gut einem Jahr verstorbene ehemalige Stadtverordnetenvorsteherin Anette Schweikart-Paul.
„Wir waren es leid, dass diese Pannen auf uns zurückfallen, obwohl wir mit der Musik während Trauerfeiern nichts zu tun haben“, begründet Stadtwerke-Chef Markus Ebel-Waldmann den Vorstoß der Stadtwerke, die vorhandenen CD-Spieler in den Trauerhallen abzubauen und die von Angehörigen gewünschte Musik ab 1. Juli nur noch per Bluetooth übertragen zu lassen. Ebel-Waldmann sagt, die Pietäten seien für die Musik zuständig. Sie würden die Titellisten absprechen und die Lieder dann abspielen. Gäste von Trauerfeiern hätten für Probleme damit aber irrtümlich die Stadtwerke als Betreiber der Friedhöfe verantwortlich gemacht.

Die letzte Ruhestätte wird in Rodgau teurer: Die Friedhofsgebühren sind bereits Ende 2021 stark angestiegen.
Streit um Trauermusik in Rodgau: Bestatter befürchten technische und rechtliche Probleme
Die Bestatter Gregor Schmied, Richard Helm und Heinrich Heckel sperren sich nun allerdings gegen die von den Stadtwerken favorisierte Bluetooth-Variante. Anfang und Ende von Liedern seien dabei kaum erkennbar. Handys würden während der Übertragung in den Standby-Modus mit schwarzem Bildschirm wechseln. „Dann sieht man gar nichts mehr.“ Eine weitere Fehlerquelle seien die Titellisten, in denen man auf dem kleinen Handybildschirm blättern müsse. Das schränke auch die Erreichbarkeit ein, auf die Bestatter nun einmal angewiesen seien. „Auch kann uns die Technik im Stich lassen. Der Empfang ist nicht immer gleich gut. Und was ist, wenn der Akku leer ist?“, sind weitere Argumente gegen die Neuerung.
Bisher habe man frei zugängliche MP3-Musikdateien heruntergeladen, um daraus nach Wunsch CDs zu brennen. Über den Bestatterverband seien dafür die Gema-Gebühren bereits beglichen. Die Bluetooth-Variante aber zwinge die Branche künftig dazu, sich über Streamingdienste Musik zu sichern. Heckel: „Das ist Privatleuten zwar gestattet, nicht aber für die öffentliche Wiedergabe zugelassen.“ Das bisherige System habe sich bewährt und werde ohne Not infrage gestellt, beschweren sich die Bestatter. Heinrich Heckel hat inzwischen sogar Bürgermeister Max Breitenbach eingeschaltet.

Stadtwerke-Boss Markus Ebel-Waldmann reagiert auf die Protesthaltung der Unternehmer zerknirscht. Er wehrt sich gegen den Vorwurf, der Umstieg auf Bluetooth und die dafür nötigen Anschaffungen würden die Friedhofsgebühren in die Höhe treiben. „Was für ein Unsinn. Das fließt nicht in die Kalkulation mit ein. Die CD-Spieler in den Trauerhallen sind eine freiwillige Leistung der Stadtwerke. Jetzt soll’s Bluetooth sein, um eine bessere Qualität zu haben. Wenn das nicht gewollt wird, lassen wir‘s eben sein. Wir können auch alles abbauen und die Pietäten machen dann alles auf eigene Verantwortung.“ (bp)